Sonntag, 20. Juni 2010

PREISFRAGE

Warum haben die alten Aegypter den Krokodilen Ohrringe angelegt?
Die beste Antwort auf diese Frage wird praemiert.

Mittwoch, 16. Juni 2010

WER HÄTTE DAS GEDACHT?

Ob man will oder nicht, man will. (Michale Richter)
Was kann man danach sagen: Schweiz:Spanien 1:0

Sonntag, 13. Juni 2010

LIEBEN SIE ... FUSSBALL?

Robert Green: ein Name, der bis gestern, 12. Juni 2010 außer bei einigen Fußballfreunden den meisten Menschen nur ein Achselzucken entlockte. Doch oh weh, auf einen Schlag wurde Green hunderten von Millionen Menschen bekannt, als er einen harmlosen Weitschuss des amerikanischen Stürmers Clint Dempsey unbeholfen ins Netz der englischen Mannschaft rollen ließ. Die allgemeine Bestürzung war maßlos, die Häme der Kommentatoren prasselte auf den armen Mann, der wohl die Stunde seiner Geburt verfluchte. Und da kamen plötzlich Erinnerungen an frühere Fauxpas der englischen Torhüter auf den Markt; es scheint bei dieser Berufskategorie zum guten Ton zu gehören, sich gravierende Patzer zu leisten. Eine lange Reihe ähnlicher Missgeschicke, wie es Robert Green geschah, ziert die Annalen des Sports in der Heimat des Fußballs: David Seaman, David James, Paul Robinson und andere wurden mit ihren peinlichen und oft matchentscheidenden Fehlern in Erinnerung gerufen. Spötter meinen, England wäre jedes Mal Weltmeister, falls es nicht ohne Torhüter spielen würde. Wer sich aber mit der Materie befasst, weiß, dass die Torhüter der königlichen Majestät gut ausgebildet werden, wenn auch für andere Aufgaben als Bälle fangen. Ein Beispiel dafür ist jener Amateur-Fußballkeeper in Stevenage, der auf dem Heimweg von einem Spiel ein Kleinkind bemerkte, das sich im dritten Stock eines Wohnhauses mit letzter Kraft am Fenstersims festklammerte. Er rannte los und konnte das Kind auffangen. (Vgl. Neue Zürcher Zeitung, 13. August 1992).
Na bitte! So schlecht sind also die englischen Torhüter doch nicht!

Mittwoch, 9. Juni 2010

WENN TERRORISTEN DAS GLÜCK BRINGEN

Wie überall in der Welt, gibt es auch in Israel staatliche, also gesetzlich zugelassene Toto- und Lottounternehmen. Daneben gedeihen aber, wie ebenfalls überall auf der Welt, illegale Wettbüros. Diese indessen sind um neue, nach ihrer Ansicht „originelle“ Wetten nicht verlegen. So berichteten das israelische Radio und die Tageszeitung „Maariv“, dass Wetten über den Ort des nächsten Selbstmordattenats abgeschlossen wurden. Der Badeort Eilat stand mit 17 zu 1 zu Buche, während Jerusalem bei „Erfolg“ nur das Eineinhalbfache seines Einsatzes einbrachte. Um zu verhindern, dass geldgierige Zeloten dem Glück mit einer Handgranate nachhalfen, wurden nur die von Arabern verübten Attentate gewertet. (Vgl. Neue Zürcher Zeitung, 14. Juni 2002. S. 60) Man stelle sich die Szene vor: ein biederer Familienvater springt plötzlich vor dem Fernsehen auf und schreit: Hurrah, wir sind reich! In Tel Aviv ist eine Bombe hochgegangen! Und überall sonst in Israel wird über die bösen Palästinenser geschimpft.

Sonntag, 6. Juni 2010

NOBLESSE OBLIGE

Le siécle d’or; welch mythischer Begriff. Folgt einer den schwärmerischen Erläuterungen der Fremdenführerin in Versailles, könnte man meinen, im Olymp der Zivilisation angekommen zu sein. „Gloire“, nennen die Franzosen ihre Geschichte …
Trotz der schönen Formen, die den Hof von Ludwig XIV. geprägt haben, glänzten wichtige Details nicht wie Gold. Die hochtrabenden Namen der Adeligen sind aus den Geschichtsbüchern bekannt; weniger bekannt waren die Sitten dieser Herren. Im Louvre urinierten sie zum Beispiel auf die Treppen und spuckten auf die Böden. Toiletten gab es in den Schlössern der Könige selten. Im Sanssouci etwa begaben sich die Gäste in den Park, um ihre Notdurft zu verrichten. Da kauert die Gräfin soundso im Gebüsch. Neben ihr steht breitbeinig der Comte irgendwer und erzählt zur plätschernden Begleitmusik seine neuesten Abenteuer mit der Herzogin XY. Und bei Regen? Dann blieb man drinnen und benutzte die Treppen und Korridore.
Eigentlich ist alles eine Frage der Konvention. Wer heute noch Ephesus besucht, wird an einer bestimmten Stelle der Stadt einen kleinen Platz mit einem offenen, hufeisenförmig angelegten Graben antreffen. Das waren die öffentlichen Toiletten. Man saß auf einer niedrigen Mauer, verrichtete sein Geschäft, winkte den Neuankömmlingen, nickte einander zu und plauderte über die letzten Neuigkeiten.
Im Film von Louis Buñuel, „Das Gespenst der Freiheit“ werden Einladungen an Freunde und Bekannte verschickt, wir heute, doch nicht zur Party sondern zum gemeinschaftlichen Stuhlgang. Zunächst sieht das alles ziemlich gewöhnlich aus. Festlich gekleidete Menschen stehen in einem Raum und diskutieren. Man blickt auf die Uhr. Die Gesellschaft beschließt anzufangen, obwohl jemand in Verspätung ist. Man setzt sich um einen Tisch. Die Stühle sind Toilettenschüssel. Dann triff die Säumige ein, entschuldigt sich, hebt den Rock auf und setzt sich ebenfalls. Der Gedankenaustausch beginnt in befremdender Manier. Die Magd bietet der Versammlung Papierrollen an. Einer der Gäste flüstert ihr etwas ins Ohr, worauf sie mit der Hand in eine Richtung weist. Der Gast öffnet eine Türe und befindet sich in einem kleinen Raum. Er klappt ein Fach aus, entnimmt ihm ein Sandwich und isst es hastig in seinem Versteck.
Wer würde sich da schon über die stinkenden Korridore von Versailles wundern?

Dienstag, 1. Juni 2010

IM SCHWEISSE DEINES ANGESCIHTS

Was war das nur für eine bunte Gesellschaft in der griechischen Mythologie! Große Götter, kleine Götter, schöne Frauen, kluge Frauen, hässliche Frauen, Halbgötter, Satyre, Rebellen, Feuerdiebe und vieles andere mehr. Und alle sorgten für Betrieb. Wie im Karneval tummelten sich die Bewohner der himmlischen Gefilde. Die Griechen hatten ihre Sympathien für die einen, ihre Abneigung gegen die anderen. Recht beliebt waren etwa ein Sohn des Zeus, Dionysos, wie auch sein alter Erzieher, der Satyr Silenos. Dieser hatte einen grotesken Körper doch er war ein Weiser. Als er eines Tages von Bauern gefesselt vor Midas, den König von Phrygien gebracht wurde, erkannte ihn dieser, ließ seine Fesseln lösen und behandelte ihn höflich. Silenos wollte ihn belohnen und versprach ihm, eine Bitte zu erfüllen. Midas zögerte nicht lange. „Alles, was ich berühre, soll zu Gold werden“, bat er den Satyr.
„Du sollst es haben.“
Bald schon musste Midas erkennen, dass sein Wunsch unheilvolle Folgen hatte. Er bat den Gott Dionysos, den Zauber rückgängig zu machen.
Jahrzehntelang genoss manch ein habgieriger Bankier die Fähigkeit, wie Midas, alles in Gold umzuwandeln. Dummerweise waren die Folgen auch in diesem Fall unheilvoll, jedoch nicht für die Bankiers, sondern für ihre Kunden. Die meisten meinten, das würde ewig so bleiben. Mögen auch die Handschellen, die man ihnen anlegen wird, auch zu Gold werden. Sie sollten weiterhin den Luxus genießen. Hauptsache ist, dass man sie ihnen anlegt.

Sonntag, 30. Mai 2010

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 13

Auf meiner Reise habe ich bei einem seltsamen Völkchen Aufenthalt gemacht, lieber Onkel Habakuk. Diese einfachen Leute stehen auf merkwürdige Art mit dem Tod per du. Früher musste ich schon oft die Erfahrung machen, dass die Menschen vom Tod im Tiefsten beschäftigt werden. Der Mensch möchte dem Altern und Vergehen, dem Zerfall, dem Entschwinden und dem Verwesen Einhalt gebieten. Auf tausend Arten versucht er Freund Hein zu besiegen oder ihn zumindest um einen milden Aufschub seiner lieblosen Pflicht zu bitten. Doch meine Gastgeber waren anders. Sie kennen die Furcht vor dem Tod nicht. Sie sind so felsenfest überzeugt, dass die Verstorbenen an ihrem Ort fröhlich weiterleben, dass das Sterben für sie nicht tragischer ist als das Mittagessen.
Als ich zu ihnen kam, brach große Freude aus. Mit Jubelrufen und Festgesängen wurde ich sogleich zum Zauberer geführt. Dieser begann mir Fragen zu stellen und ich erklärte ihm, dass ich eine lange Reise um die Welt mache, um alle Völker kennen zu lernen.
„Wir werden die Ahnen über dich befragen“, sagte er.
„Woher sollten deine Ahnen mich kennen?“
„Die Ahnen sind allwissend“, sagte der Zauberer. „Ihnen geht es gut, sie kennen jeden unter der Sonne, sorgen für Wärme und Regen, behüten unsere Saat und helfen uns, wenn wir im Kriege stehen. Sie werden uns sagen, wer du bist.“
Ich konnte mir nicht vorstellen, was er damit meinte.
„Wie wisst ihr all das?“, ging ich dem Problem auf den Grund.
„Wir stehen in Kontakt mit ihnen. Wir berichten ihnen unsere Neuigkeiten, damit sie uns raten, was wir tun müssen.“
Als der Zauberer merkte, wie wenig ich von seiner Rede verstand, erklärte er: „siehst du, wir werden den Ahnen heute Nachmittag mitteilen, dass du zu uns gekommen bist. Wir schicken einen Botschafter zu ihnen und sie werden uns erleuchten.“
Ich wurde stark neugierig. Um auf alle Fälle einen guten Eindruck zu erwecken, wusch ich mein Gesicht, kämmte mein Haar und meinen Bart und zog mein Festgewand an. Am Mittag endlich, als die Sonne am Zenit stand, rief man mich in die Dorfversammlung. Der ganze Stamm saß in einem großen Kreis um den Zauberer auf dem Boden.
Ein Mann wurde in die Mitte des Kreises gerufen, ein junger Mann in voller Lebenskraft.
„Sieh dir unseren Gast genau an, damit du ihn beschreiben kannst!“, befahl ihm der Dorfälteste.
Der Jüngling musterte mich, prägte sich mein Aussehen ein, musterte meine Größe, prüfte meine Kleidung. Dann nickte er dem Zauberer zu.
„Was wirst du den Ahnen sagen?“, fragte ihn jener.
Der Mann fasste seine Botschaft in genauer Ausführlichkeit zusammen. Dann winkte der Dorfälteste einem kräftigen Mann, der ein Schwert trug. Der ganze Stamm begann im Kreis herumzutanzen. Der Schwerttragende holte aus und schlug mit einem Hieb dem Jüngling den Kopf ab. Ich war entsetzt. Ich verstand: so schickt man also die Nachricht zu den Verstorbenen.
Merkwürdig, lieber Onkel. Hier erledigt man Menschen, um Neuigkeiten zu vermitteln; anderswo vermittelt man Neuigkeiten, um Menschen zu erledigen. Ich bin nie dahinter gekommen, wie der Jüngling die Antwort der Ahnen zurückbrachte. Wurde ihm etwa der Kopf wieder aufgesetzt?
Mit lieben Grüßen Dein Neffe Ibrahim

Donnerstag, 27. Mai 2010

MARK-ant

Vor dem Recht sind alle gleich. Aber nicht vor den Rechtssprechern.
(Stanislaw Jerzy Lec)

Montag, 24. Mai 2010

... IST EIN GANZ BESONDERER SAFT

An Krebs zu erkranken ist eine furchtbare Angelegenheit. Den kalten Blick des Todes zu ertragen fordert Seelenstärke. Alle Ärzte sagen aber, der Kranke soll nicht die Hoffnung aufgeben und durch seine positive Einstellung zur Heilung beitragen. Dies tat ein Mann im US-Gliedstaat Oregon, der 1985 an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. Er hinterlegte mit Blick auf bessere Zeiten in der Samenbank eines Spitals eine Spermaprobe, da bekanntlich die Chemotherapie die Gefahr mit sich bringt, Männer unfruchtbar zu machen. Die Hoffnung des Kranken wurde belohnt, er war nach der Behandlung wieder gesund. Nun galt es eine Familie zu gründen. 1994 begab er sich in die Klinik und forderte sein Erspartes zurück. Doch wie peinlich, die Spermaprobe konnte nicht gefunden werden. Die Enttäuschung war groß, dieser Schlag nach der schweren Krankheit schickt jeden auf die Bretter. Der Mann klagte und bekam vom Gericht 1,25 Millionen Dollar als Schadenersatz zugesprochen. (Neue Zürcher Zeitung, 15. Oktober 1997)
In den Vereinigten Staaten ist es üblich, alles in Cent und Dollar zu bewerten. Wenn also ein Ejakulat ungefähr 300 Millionen Spermien freigibt, kann man davon ableiten, dass ein Sperma etwa ½ Cent wert ist. Mit so wenig fängt der Mensch sein Leben an.

Donnerstag, 20. Mai 2010

HAUPTSACHE, WIR GLAUBEN ES ...

Anfang Dezember 1978 fand in Barcelona ein internationaler Kongress statt. Zu den wichtigsten Stars gehörten der Phantomologe John J. Cutten, der Vampirologe Bernard Davis, die britische Hexe Patricia Crowther aus Yorkshire und die französische Krisallkugelexpertin Lena de Saint-Clair. Misters Crowther erläuterte den 300 Teilnehmern die Geheimnisse von Mondritualen und Trancezuständen, Madame de Saint-Clair hielt Kurse im Handlesen und Hellsehen mittels Kristallkugeln und lehrte die Kunst, in die Zukunft zu blicken. Da war einiges los. Hexensabbat, nächtliche Flüge, Metamorphosen sorgten für spannende Unterhaltung. Große Beachtung fanden die Erklärungen des Vorsitzenden an einer Pressekonferenz. Felix LLauge, so hieß der ehrenwerte Kongresspräsident, erklärte den Medien, die Spezialisten wollten Europa klarmachen, dass ihre Religion – sic! – älter als das Christentum sei und alle Verfolgungen von seiten der offiziellen Religionen und Diktaturen überstanden habe. Die Hexerei sei mit der Befreiung des Menschen – hört, hört! – eng verbunden.
Wer sich jetzt ein süffisantes Lächeln erlaubt, möge sich fragen, warum der Glaube dieser Okkultisten weniger ernst zu nehmen ist als jener an Jahwe, Allah und Dreifaltigkeit, an Hölle, Fegfeuer, Paradies, Auferstehung, Gesetzestafeln, das Buch Mormon, Feuerzungen und andere Inhalte.
Ich weiß wie die Antwort lautet: „weil mein Glaube eben wahr ist“.

Dienstag, 18. Mai 2010

DIES IRAE DIES ILLAE

Endlich war es soweit! Das Brautpaar aus Bukarest rüstete sich zum schönsten Tag im Leben, zur Hochzeit. Das Brautkleid zehrte zwar an der Substanz der mageren Ersparnisse, das Hochzeitsessen zertrümmerte das Sparschwein, doch bekanntlich macht Geld allein nicht glücklich, denn das wahre Glück entspringt der Liebe: das stolze Lächeln des Bräutigams, die feuchten Augen der Braut zeugten von dieser Wahrheit, als sie die Kirche betraten. Dort wartete der Priester. Er lehnte sich lässig an den Altar und stützte einen Arm seitlich ab. Das Paar kam näher, der Bräutigam kniff die Augen zusammen, die Braut runzelte die Stirn. Eine mächtige Alkoholfahne wehte ihnen entgegen. Der wird doch nicht schon am Morgen getrunken haben, dachte der junge Mann. Wenn das nur gut geht!
Es ging nicht gut.
Der Priester wandte sich schwankend um und waltete seines Amtes. Doch statt des Trauungszeremoniells rezitierte er die Totenlitanei. Das Brautpaar erstarrte, der Messdiener zog am Gewand des Geistlichen, viele der Anwesenden räusperten sich. Der Gottesmann fuhr unbeirrt fort, seine Stimme für die ewige Ruhe der jungen Leute zu erheben. Plötzlich platzte dem Bräutigam der Kragen. Er begann den Priester zu verprügeln. Die Braut setzte nach und schlug mit verzerrten Gesichtszügen auf den Trunkenbold ein. (Neue Zürcher Zeitung, 18. Februar, 1995).
Bei der Taufe ihres Erstgeborenen wandten sie sich nicht mehr an diesen Diener des Herrn. Er hätte das Kind vielleicht nicht getauft, sondern beschnitten.

Freitag, 14. Mai 2010

SIMPLEX SIGILLUM VERI

Erdbeben sind eine Strafe Gottes. Das wussten schon die Urmenschen und daran hat sich während der letzten zehntausend Jahre trotz sturen Behauptungen der Naturwissenschaftler nichts geändert. Dies weiß jedenfalls der Ayatollah Ahmed Djannati aus Irak. Und den Grund kennt er auch: Gott zürnt wegen des unzüchtigen Verhaltens von Frauen, die Männer zu Unkeuschheit verführen und in der Gesellschaft Unzucht verbreiten. Doch heißt es doch so treffend: ist die Not am höchsten, ist die Rettung am nächsten. Der Ayatollah kennt ein Rezept: Gebete und Almosen würden die Erdstöße verhindern. (NZZ am Sonntag, 25. April 2010, S. 3).
Eigentlich würde der Vatikan gut daran tun, dieses Patent zu kopieren. Dann könnten die Gläubigen um die Wette beten und üppige Almosen nach Rom schicken, wodurch die Bevölkerung von Haiti vor Erdbeben geschützt wäre. Jemand sollte das dem Ayatollah Ratzinger vorschlagen.

Montag, 10. Mai 2010

...WER SICH EWIG BINDET

Am Anfang unserer Zeitrechnung entstanden in Rom die meisten Ehen durch „usus“, durch das gewohnheitsmäßige Zusammenleben. Fanden es zwei lustig, Seite an Seite ihre Tage und Nächte zu verbringen, zogen sie zusammen und wurden, schwupp, nach einiger Zeit als Eheleute angesehen. Madame geriet mit ihrem gesamten Habe unter die Fuchtel des Mannes. Nicht alle Frauen waren mit einer solchen stillschweigenden Verheiratung einverstanden. Um der „manus“, der Hand des Mannes zu entschlüpfen – emanzipieren kommt von diesem Ausdruck – brauchte eine Frau jedes Jahr drei Nächte nacheinander auswärts zu schlafen. Sie konnte dadurch das Verfügungsrecht über ihren Besitz behalten.
Die Welt hat sich inzwischen verändert. Schläft eine Ehefrau heutzutage drei Nächte auswärts, wird sie geschieden und der Besitz ihres Mannes geht zum guten Teil an sie.

Freitag, 7. Mai 2010

DU SOLLST NICHT STEHLEN!

Ein islamisches Gericht der Shabaab, einer der al Qaida nahestehenden Gruppe von Integralisten, hat einen Mann namens Abdikarin Adsullahi nach dem Gesetz der Sharia wegen Diebstahls verurteilt. In der Stadt Bakool im Süd-Westen Somaliens wurde ihm im Fußballstadion vor hunderten von begeisterten Zuschauern die rechte Hand amputiert. Der Verurteilte hatte Bargeld und Mobiltelefone im Wert von 550 $ gestohlen. (Internetportal Mareeg vom 7.5.2010)
Ich dachte spontan, man könnte diese Strafe auch in Europa einführen. Nach reiflicher Überlegung habe ich die Idee schließlich doch verworfen. Ich dachte mir: wie könnten sich dann die Politiker in Italien, in Griechenland und in einigen anderen Staaten Europas bekreuzigen?

Montag, 3. Mai 2010

WARUM HABEN WIR NICHT SCHON FRÜHER DARAN GEDACHT?

Prahlad Jani ist ein magerer aber rüstiger Herr von 82 Jahren Er lebt im indischen Staat Gujarat und gilt als Phänomen. Er behauptet nämlich, sich seit 70 Jahren nicht mehr zu ernähren und auch keine Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Er hätte weder Hunger noch Durst, müsse nie auf die Toilette und könne den Urin, der in seiner Harnblase produziert wird, wieder nach Belieben in den Flüssigkeitshaushalt seines Körpers zurückbefördern. Er würde sich von den Energien ernähren, die aus der Meditation und aus einer alten Yoga-Übung strömen. (Vgl. Corriere del Ticino, 30. April 2010, S. 62)
Bei der Entdeckung des asketischen Greisen haben sich die Wissenschaftler auf den Alten gestürzt. „Sollten wir das Phänomen verstehen, könnten wir Lösungen für den Hunger in der Welt finden“, erklärte der Direktor des Defence Insitute of Physiologist and Allied Science.
Das wäre doch ein Ding! Ein Drittel der Menschheit meditiert im Lotussitz, treibt den Urin in den Körper zurück, verschmutzt die Toiletten nicht mehr und besorgt den Funktionären der Welternährungsorganisation längeren Urlaub.

Sonntag, 25. April 2010

DIE BESTE ALLER WELTEN

Die Frage, ob der gütige Schöpfer dieser Welt auch das Böse in ihr geschaffen hat, war für die Philosophen und Theologen jahrhundertelang eine harte Nuss zum knacken. Der deutsche Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz gab sich viel Mühe, das Prestige Gottes zu retten. Wie konnte ein guter Gott eine Welt erschaffen haben, die mit so vielen Mängeln behaftet war? Krankheit, Tod, Gewalt, Bosheit waren doch gewiss nicht im Schöpfungsplan vorgesehen. Die Lösung fand er in der Behauptung, Gott hätte mit dem Kosmos nichts Geringeres als die beste aller möglichen Welten hervorgebracht. Mit anderen Worten: Gott ist zwar vollkommen, doch sein Werk unterliegt notwendigen Beschränkungen. Bei diesen Bedingungen hat er als allmächtiger eben die beste aller Welten gebastelt.
Voltaire war über diesen Gotteseifer ziemlich verärgert und schuf seine naive Romanfigur Candide, die in dieser besten Welt so viel Unheil erleben muss, dass er am Schluss nicht mehr an diese Deutung glaubt.
Ogden Nash, der amerikanische Dichter fasste die Sache in einfache Worte: Gott erschuf in seiner Weisheit die Fliege – und dann vergaß er uns zu sagen, warum.
Die Moral von der Geschicht: ein gütiger Gott, die Vision der Schöpfung und das Böse in der Welt passen nicht zueinander.

Freitag, 23. April 2010

AUF UND AB

Rosa Luxemburg rief einmal prägend aus: Die Dividenden steigen, und die Proletarier fallen. Heute könnte man sagen: Die Boni steigen, und die Dividenden fallen.

Mittwoch, 21. April 2010

MIT VOLLEM BAUCH STIRBT ES SICH LEICHTER

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam für viele eine sehr schwere Zeit. Nicht, weil sie vorher im versprochenen Paradies gelebt hätten, sondern weil jede Umstellung zuerst Schmerzen bringt. Die alten Strukturen müssen sich häuten, die neuen Machthaber verschaffen sich Ellbogenfreiheit, um ihre Vorrangstellung mit Arroganz zu festigen. Die Kleinen leiden weiter.
Die Soldaten in Sibirien gehörten zu diesen Kleinen. Der Staat gab ihnen nichts mehr zu essen. Die Unterernährten Jugendlichen waren ausgehungert und zu Skeletten abgemagert. Doch lange andauernder Hunger setzt die Triebe auf den Führerstand des Lebens, das Tier im Menschen übernimmt die Herrschaft. So geschah es, dass ein 18-jähriger Rekrut, der seit Tagen nichts mehr zu essen hatte, getötet hatte, um sich ernähren zu können. Als der Magen gefüllt war, übernahm wieder die Vernunft das Kommando. Er erkannte, was er getan hatte. Kurzerhand brachte er sich um. (Corriere del Ticino, 23. Oktober 1998).

Sonntag, 18. April 2010

SICHER IST SICHER

Mailand, via Pietro da Cortona, ein Miethaus für kleinere Budgets, wo einige hundert Familien leben. Viele Wohnungen sind in einem Zustand, der eine Zwangsrenovierung nötig macht. Die Handwerker machen sich an die Arbeit. Ein Mieter ist augenblicklich abwesend, die Polizei öffnet die Türe. Auf geht’s, meinen die Klempner und machen sich Platz. Sie verschieben ein Möbel, wobei sich eine Schublade öffnet. Erstarrt blicken die Leute auf den Inhalt. Drei kleinere Bomben in Zeitungspapier eingewickelt lachen sie an. Zetermordio! Eine Terroristenzelle entdeckt! Ruft die Polizei!
Behutsam werden die Bomben in eine Grube transportiert und dort gesprengt. Die Sprengkörper stammen aus dem zweiten Weltkrieg und hätten das ganze Wohnkomplex in die Luft sprengen können.
Jetzt suchen wir die Terroristen, heißt es. Wer bewohnt diese Wohnung? Das Staunen ist groß: eine achtzigjährige Frau wird als Mieterin ausfindig gemacht. (Corriere della Sera, 15.04.2010. S. 6) Hat sie sich wohl für Streitigkeiten mit den Nachbarn gerüstet?

Sonntag, 11. April 2010

TAUSCHGESCHÄFTE

Im indischen Gliedstaat Gujarat hat ein Mann seine jugendliche Tochter enthauptet. Eine Gottheit sprach zu ihm im Traum und verlangte ein Menschenopfer. Daraufhin nahm der gottesfürchtige ein Beil und schlug damit der Tochter den Kopf ab. (Neue Zürcher Zeitung, 3. Mai, 1994. S. 13) Wiederum in Indien, im Unionsstaat Tripura haben zwei Männer eine Frau enthauptet und damit einem Gott ein Menschenopfer dargebracht. Dieser sollte ihnen aus Dankbarkeit den Weg zu einem Schatz offenbaren. (Neue Zürcher Zeitung, 19./20 Februar 200, S. 64) Mit Göttern Geschäfte zu machen ist aber eine windige Sache. Opfer, Gebete, Spenden, Gelübden werden unzählige Male eingesetzt. Dummerweise sind aber Götter chronisch wortbrüchig. Dabei wäre es doch so bequem, mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Sie können so viel, mit ihrer großen Macht.

Samstag, 10. April 2010

WENN PÄDOPHILIE SYSTEMKONFORM IST

Im Februar 2009 wollte der Gesetzgeber Jemens das Mindestalter für die Eheschließung auf 17 Jahre festlegen. Doch einige Politiker sträubten sich gegen dieses „unislamische“ Gesetz, fochten es an und wiesen es an den Verfassungsausschuss zurück. So konnte es kommen, dass ein 13-jähriges Mädchen mit einem zehn Jahre älteren Mann zwangsverheiratet wurde und vier Tage später an den Verletzungen seiner Genitalien gestorben ist. (Neue Zürcher Zeitung, 10. April 2010, S. 2).
Es muss wirklich schmerzhaft sein, in so jungen Jahren schon Witwer zu werden.

Freitag, 9. April 2010

DIE GENITALIEN DARF ES NICHT GEBEN

Die katholische Kirche hat mit ihrem Sexualkomplex die Köpfe voll gestopft. Wen wundert es, dass die Früchte solcher Erziehung faul sind. Während Jahrhunderten durften die Medizinstudenten an der päpstlichen Universität in Rom an präparierten Leichen nur dann operieren, falls denen vorher die Geschlechtsteile entfernt wurden. (Vgl. B. Russel, Unpopular Essays, S. 103) Ich frage mich, wer mit dieser Aufgabe betraut war. Vielleicht taten es blinde Priester. Das sind ja alle, könnte jemand einwenden.

Montag, 5. April 2010

ZERFALL UND HEUCHELEI

Die Heuchelei, Falschheit, ja Verlogenheit der katholischen Kurie geht aus den neuesten Äußerungen des Interpreten jener unglaublichen Anweisungen des Papstes hervor, die er vor kurzem gemacht hat. Keine Präservative, sondern Enthaltung. Die alte, aufgewärmte Suppe, die seit Hieronymus, Augustin, Kasuistik und Ratzinger den Gläubigen aufgetischt wird, heißt: Sex ist vom Teufel. Aber, der Teufel sorgt mit diesem Laster zumindest dafür, dass kleine Christen geboren werden. Doch damit soll es getan sein! Der heilige Augustin, der nach fröhlichem Sexleben, das ihm sogar einen Sohn Dadeodatus – von Gott gegeben- besorgt hatte, meinte beim Nachlassen der Manneskraft, die Fortpflanzung sollte nach alter Sämannsart mit der Hand besorgt werden. Der Papst meint dies, ohne einen Sohn gezeugt zu haben – zumindest nehme ich das an. Man hat Leute in Den Haag wegen Völkermord vor Gericht gestellt. Das Verbot der Benützung von Präservativen in der dritten Welt gehört auch in diese Kategorie. Millionen werden von Hungernden gezeugt, um ihrerseits ihre Kinder verhungern zu lassen. Geschieht euch recht, meint der Papst, ihr solltet nicht bumsen! Doch was hat der kasuistische Sprecher des alten Gegners von Verhütungsmittel gesagt? Der heilige Vater meine, man solle die Präservative nicht benützen, denn die armen Leute können sich die Kondome nicht leisten, würden also gebrauchte Gummis wieder verwenden und gäben dadurch Anlass zur Ansteckung. Kann so ein Sprecher, so ein Papst, so eine Kirche ernst genommen werden? Wäre dies wirklich die Sorge von Herrn Ratzinger, so könnte er doch die nicht so kostspielige Kondome aus den reichlichen Mitteln des Vatikans zur Verfügung stellen. Doch es geht den alten Herren nicht darum, unerwünschten Kinder, die eh zum Verhungern verurteilt sind, den Eintritt in diese Welt zu wehren, nicht darum, tödliche Krankheiten zu vermeiden, sondern darum, ihre inkompetenten Ansichten über das Sexualleben des Menschen zu verteidigen. Tröstlich ist nur, dass sie dabei nicht von allzu vielen ernst genommen werden.
Ekelerregend ist es auf der anderen Seite, dass die pädophilen Machenschaften in der Kirche während Jahrzehnten unter den Teppich gewischt wurden. Und heute empört sich die Eunuchenmannschaft, wenn dies dem Chef zum Vorwurf gemacht wird. Es lebe die Heuchelei!

Freitag, 2. April 2010

KANN MAN MASSLOS GESCHEIT SEIN?

Maß ist eine Tugend. Und wie alle Tugenden, ist sie mit Überwindung verbunden. Ich kenne keine Tugend, die im Hedonismus beheimatet ist. „Maßlos“ ist eine Eigenschaft für Weicheier oder Fanatiker. Der Polizeichef von Genf war maßlos, als er zwanzig Mann gegen den Sohn Ghedaffis ausrücken ließ, weil dieser nach guter Familiensitte seine Diener verprügelte. Dies geschah wohl jeden Tag und überall, wo sich dieser Hannibal aufhielt. Doch der Polizeichef wollte das Tyrannensöhnchen, und indirekt auch seinen Erzieher, darüber belehren, was Recht und Ordnung ist. An Maß hat es ihm dabei gefehlt. Die Rechnung für seine blinde Sturheit müssen andere bezahlen.
Die Polizei ist ab und zu maßlos in Ordnung verliebt. Die Geschichte, die sich in Fresno, Kalifornien 2005 abgespielt hatte, könnte auch in Genf passiert sein. Ein neunjähriger Junge bewarf ein elfjähriges Mädchen mit einem Wasserballon. Dieses reagierte, warf einen Stein nach dem Buben und besorgte diesem eine Schramme. Die Wunde wurde genäht und diente ihm als Kriegsabzeichen wie für tausende anderer Buben in diesem Alter. Doch da schritt die Polizei eine. Drei Einsatzwagen und ein Helikopter wurden an den Tatort aufgeboten. Das Mädchen wurde verhaftet und sollte vor Gericht gestellt werden. Es wurde wie eine Schwerverbrecherin behandelt, sagte der Anwalt der Angeklagten, Maribel Cuevas aus. (Neue Zürcher Zeitung, 19. Juli 2005).
Die heldenhaften Taten der Ordnungshüter sorgen dafür, dass die Steuergelder für maßlose Dummheiten eingesetzt werden.

Montag, 29. März 2010

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 12

Ich setzte nach Afrika über, mein lieber Onkel Habakuk und zog gegen Süden. Je südlicher ich kam, desto wärmer wurde es, bis es schließlich so heiß und üppig war, dass meine Eselin Ruhla ihr Los zu verfluchen begann. Sie wollte lieber Polaresel sein, entnahm ich der Klage in ihrem keuchenden Atem. Nach beschwerlichen Tagen gelangte ich zu den Buschnegern, die dort wohnen, wo der Äquator wie ein roter Strich durch die Wüste verläuft. Ich ließ meine Eselin im Schatten eines totgehungerten Löwen zurück und begab mich in die Oase. Die Buschneger, die ich hier antraf, waren so schwarz wie die Nacht, sodass sie selbst beim grellen Sonnenlicht nur wie Schatten aussahen. Sie waren dermaßen dunkel, dass selbst sie sich voreinander fürchteten. Deshalb bemalten sie sich mit kunterbunten Farben, grün, gelb und rot und steckten sich prächtige Feder von Pfauen und Riesenpapageien in die Haare. Geschminkt sahen sie etwas weniger furchterregend aus.
Als sie mich erblickten, wollen sie mich gleich zum Mittagsmahl verspeisen, weil sie meinten, dadurch könnten sie auch schön weiß werden, wie ich. Sie setzten mich also in den Kochtopf und befahlen dem Magier, mich zuzubereiten. Dies aber ging nach folgendem Rezept: das Gericht (in diesem Fall ich selbst) wird in eine große Holzpfanne gelegt, die Holzpfanne aber aufs Feuer. (Hier kennt man keine Eisenpfannen). Die Kochzeit beträgt eine halbe Pfannenbrandlänge.
Ich sah, dass diesmal die letzte Etappe meiner Reise in dieser Welt erreicht war und bat die Buschneger, dir lieber Onkel eine Todesanzeige schicken zu dürfen. Diese willigten ein. Ich ging also meine Eselin holen, da sich mein Schreibzeug in der Reisetasche befand. Das war aber meine Rettung. Als ich nämlich mit der guten Ruhla zurückkehrte, sind meine Gastgeber außer sich geraten. Sie stürzten sich auf das Tier, umtanzten es, streichelten es, betasteten seinen Hintern und bestaunten es. Um mich kümmerten sie sich nicht mehr. Ich nahm an, sie würden an meiner Statt die Eselin kochen wollen und verschwand unbemerkt. Ich kam aber nicht weit, da stieß ich auf die Negerfrauen, die gerade beim Holzfällen waren. Sie arbeiteten hart, schleppten riesige Stämme und schwere Reisigbündel und stöhnten unter der Last. Denn dies habe ich dir noch nicht gesagt: die Buschmänner rührten nichts an. „Uru-Bukra, der große Geist, erklärte mir später der Häuptling, schuf den Mann nach seinem Bild. Weil aber Uru-Bukra schön ist, ist der Mann schön. Arbeit macht hässlich. Darum schickt Uru-Bukra dem Mann die Frau. Die Frau ist nicht schön, sie arbeitet.“
Während ich den schwarzen Frauen zusah, (sie hatten sehr-sehr wenig Kleider an und waren übrigens gar nicht so unschön, wie dies der Häuptling behauptet hatte), bemerkte ich nicht, dass mich die Männer eingekreist hatten. „Also doch“, dachte ich. Ich fand es demütigend, mit der Eselin im gleichen Topf gekocht zu werden, doch was konnte ich schon tun?
„Komm, komm“, rief der Häuptling aufgeregt und fuchtelte mich den Händen. Ich wolle weglaufen, doch sie umzingelten mich und beschworen mich, ins Dorf zu kommen. „Schnell“, sagte der Häuptling eindringlich. „Deine Frau ruft nach dir.“ Da hörte ich aus der Ferne meine Eselin brüllen: iiaaah, iiaaah. Zuerst war ich sehr verblüfft, doch dann verstand ich plötzlich den Sinn dieser wirren Worte. Die Folgerung der Männer war logisch: bei ihnen arbeiteten nur die Frauen. Da meine Eselin die Reisesäcke schleppte, musste sie nach ihrer Auffassung meine Frau sein.
Du wirst aber sehen, lieber Onkel Habakuk, eine solche Einstellung der Männer bleibt nicht ungestraft. Es wird mit uns ein schlechtes Ende nehmen. Die Zeit kommt, wo sich alles umkehren wird. Da werden sich die Frauen mit Farben bemalen und sich bunt schmücken, während die Männer arbeiten werden. Sollte einer in ferner Zukunft Haushaltsmaschinen erfinden, dann wird die unerfahrene Frau beim Anblick des Geschirrspülers die Besitzerin fragen: ist das hier dein Mann?

Donnerstag, 25. März 2010

LASSET DIE KINDLEIN ZU MIR KOMMEN!

Die zahllosen Enthüllungen sexueller Übergriffe auf Kinder, die während der letzten Wochen die Medien beherrschen, haben hitzige Diskussionen entfacht. Richtig so. Man kann nicht ernst genug mit den Pädophilen ins Gericht gehen. Üblicherweise geschahen die Verfehlungen im Verborgenen und wurden nach gewohnter Art von der katholischen Kirche vertuscht. Die Nachfolger Jesu haben wohl seine Absicht falsch verstanden, als er sagte: „lasset die Kindlein zu mir kommen“ (Markus 10,14).
Die Plage des Kindsmissbrauchs scheint jedoch nicht nur in den Kirchenkreisen zu wüten. Meine Verblüffung war groß, als ich folgende Geschichte in einem Zeitungsbericht entdeckt habe.
In Pakistan wurde ein vierjähriges Mädchen zwangsverheiratet. Ganz ungewöhnlich scheint dies auf den ersten Blick nicht zu sein, denn in manch einer Kultur herrschte die Sitte der Kinderehen. Doch um das geht es in unserem Fall nicht. Das Kind wurde mit einem 45-jährigen Mann getraut. Aus Sühne für ein Vergehen seines Onkels. Dieser war mit der Nichte des Bräutigams durchgebrannt, eine alltägliche Geschichte, die immer und überall in der Welt vorkommt. Doch das Stammesgericht der Ortschaft befand, der Onkel müsse bestraft werden. Es legte ihm eine Geldstrafe von umgerechnet 4200 Franken auf und forderte von ihm, dem Kläger ein junges Mädchen aus seiner Familie zu überlassen. Wie jung? Ich frage mich, wie lange wohl der Ehemann mit der Ausübung seiner Rechte zuwarten wollte?
Zum Glück des Mädchens wurden Menschenrechtsaktivisten auf den Fall aufmerksam und konnten den ganzen Klan, der an diesem Handel beteiligt war, verhaften lassen. (Neue Zürcher Zeitung, 10./11 Februar 2007).

Montag, 22. März 2010

EINSICHTEN DES KESSELFLICKERS

Als Tom Hyde, der Kesselflicker, unter dem Galgen stand, wurde er gefragt, ob er noch etwas zu sagen habe. Seine letzten Worte waren: „Sagt den Schneidern, sie sollen nicht vergessen, einen Knoten in den Faden zu machen, bevor sie den ersten Stich tun.“ (Henry D. Thoreau, Walden, Manesse. S. 460)
Es ist eigentlich überraschend, was man nicht alles einem Henker abschauen kann.

Samstag, 20. März 2010

EIN NETTER KERL

Man hat heute für alle Verfehlungen Verständnis. Für randalierende Jugendliche, denn sie sind „die Armen“, für verbrecherische Asylbewerber, denn sie sind „die Verfolgten“, für pädophile Priester, denn sie sind „die Frustrierten“, für mörderische Kampfhunde, denn sie sind „ja nur Tiere“, für Amokläufer, denn „sie wissen nicht, was sie tun“. So liegt es auf der Hand, dass auch Schläger ihre Verteidiger finden. Ein spanischer Richter hat nämlich einen Schläger freigesprochen, der seinen Vorgesetzten verprügelte. Daraufhin wurde ihm vom Chef gekündigt. Der arme Untergebene klagte und der Richter fand, dass seine Tat „nicht schwerwiegend genug ist, um ein Motiv für die Entlassung darzustellen.“ (Corriere del Ticiono, 17. März, 2010)
Ich wünsche diesem Richter, dass er von einem Assessor richtig durchgeprügelt wird, damit er sein Einfühlungsvermögen an sich selbst unter Beweis stellen kann.

Mittwoch, 17. März 2010

MARK-ant

Wenn wir über jemanden umlernen müssen, so rechnen wir ihm die Unbequemlichkeit hart an, die er uns damit macht. (F. Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Art. 125)

Donnerstag, 11. März 2010

WAS MAN FÜR GÖTTER ALLES TUN MUSS

Die sozialen Schikanen, denen die Frauen in der Geschichte oft ausgesetzt waren und heute noch sind, haben mannigfaltige Formen angenommen. Herodot berichtet von einer Pflicht, die die Assyrer ihren Frauen aufgebürdet hatten. Jedes Weib des Landes müsse in seiner Lebenszeit einmal ins Heiligtum der Mylitta wandern (so hieß bei ihnen die Göttin Aphrodite) und sich dort irgendeinem fremden Manne preisgeben, berichtet er. Die Vorschrift sah vor, dass eine Frau, die sich einmal dort niedergesetzt hatte, solange nicht nach Hause gehen durfte, bis einer der Fremden ihr ein Geldstück in den Schoss geworfen und ihr danach außerhalb des Heiligtums beigewohnt hat. Das Geld erhielt die Göttin, die Freude der Fremde Mann und die Bescherung die Frau. Es wird auch erwähnt, dass die Schönen natürlich schon nach kurzer Zeit ihre skurrile Pflicht erfüllt hatten. Nicht so aber die armen Hässlichen. Einige mussten viele Jahre auf die Erlösung warten und hatten wohl die Launen der Göttin im Herzen verflucht. (Vgl. Herodot, Historien, Bd.1/199, Übers. A Horneffer, Kroener). In dieser Gegend hat man bis heute nicht verstanden, dass die stärkeren Muskeln der Männer noch lange kein Beweis für ihre umfassende Überlegenheit ist.

Mittwoch, 10. März 2010

EHRE VATER UND MUTTER

Shih Huang-ti ging in die Geschichte als erster Kaiser Chinas ein. Er eroberte und vereinigte die sieben um die Vorherrschaft kämpfenden Staaten und schwang sich zum Machthaber empor. Er vollbrachte große Taten und prägte entschlossen etwa vor 2270 Jahren die Geschichte. Seine Durchschlagskraft bewies er schon als Kind. Es wird berichtet, er hätte seinen Vater zum Selbstmord gezwungen und seine Mutter verfolgt. Er hatte sich so den Weg frei gemacht, den Thron des Vaters zu besteigen. Und dies mit erst zwölf Jahren.
Es gibt Leute, die sich über die Rohheit der heutigen Jugend beklagen.
Andere meinen, mit Chinesen über Menschrechte diskutieren zu können.

Montag, 8. März 2010

DAS NADELÖHR

Im Kampf der Begehrlichkeiten prallen seit eh und je die Waffen der Habenichtse und der Besitzender aufeinander. Pierre-Joseph Proudhon und Karl Marx haben als erste die Situation der Besitzlosen systematisch analysiert, doch waren sie beileibe nicht die ersten, die sich mit dem sozialen Ungleichgewicht beschäftigt hatten. Tiberius Sempronius Gracchus, Jesus von Nazareth, Georg Dozsa und viele andere haben das altbekannte Problem thematisiert. Im Languedoc, dem südlichen Zentralfrankreich, begann 1397 ein sechsjähriger Guerillakrieg der hungernden Bauern gegen Adel und Geistlichkeit, den einer der Rebellenhäuptlinge unter dem leicht verständlichen Motto führte: "Wer weiche Hände hat, wird aufgeknüpft.“ (Vgl. W. Durant, Kulturgeschichte der Menschheit, Bd. 17. S. 129). Natürlich sahen es die Reichen damals wie heute anders. La Bruyère, französischer Schriftsteller zur Zeit Ludwigs XIV. fand es für richtig, dass es Arme gibt, denn sonst wäre es schwierig, Dienerschaft zu finden, und niemand würde in den Bergwerken arbeiten und auf den Äckern die Erde bestellen wollen. (W. Durant. a.a.O Bd. 23 S. 278).
Wenn man bedenkt, dass es in der ägyptischen Mythologie selbst im Jenseits Herren und Diener gab, so ist letzten Endes alles nur eine Frage des richtigen Pedigrees.
Vor Jahrzehnten habe ich in einer Studentenzeitung den – nicht ernst gemeinten – Streikaufruf lanciert, die Armen mögen durch Enthaltsamkeit auf die Zeugung der Nachkommenschaft verzichten. So müssten die Reichen ihren Kindern das Arbeiten beibringen. Doch jene „infernalische Peitsche“ (Schopenhauer), die den Menschen zur Fortpflanzung antreibt, vereitelt diese Lösung. Also zeugen arm und reich weiter, um einander gegenseitig umzubringen. Sowohl beim Proletariat wie auch bei der Herrscherklasse geht es um Diktatur: der Diktatur des Habenwollens.

Donnerstag, 4. März 2010

CALVIN IST TOT, ES LEBE CALVIN

Man wirft oft der katholischen Kirche Bevormundung der Gläubigen und Gewissensinquisition vor und übersieht oft, dass der Calvinismus sie weit hinter sich ließ. In alles mischte sich die klerikale Polizei ein, fast jede Äußerung natürlichen Lebensdrangs und unbefangenen Frohsinns wurde beargwöhnt, untersagt und bestraft. Auf Fluchen, Kegelspiel, laute Scherze, leichtsinnige Reden standen hohe Bussen, auf Ehebruch die Todesstrafe. (Vgl. Egon Friedell, Renaissance und Reformation, S. 299). Dieser Geist hat tiefe Wurzeln geschlagen und spukt noch heute in manch einem Kopf Genfs. Nur so lässt es sich erklären, dass ein verblendeter Zelot seine Polizei in ein Luxushotel ausrücken lässt, um den Sohn eines weltbekannten Tyrannen in Handschellen zu legen, weil dieser seine Diener verprügelt hatte, eine Tat, die er wohl jeden Tag und überall vollbringt. Der Polizeipräfekt befindet: Recht muss sein, Verhältnismäßigkeit ist keine Sache der Calvinisten. Zu diesem Hohlkopf gesellt sich schon bald ein Kollege, der ein Exempel statuieren will und die demütigenden Bilder der Verhaftung des Tyrannensohnes der Presse zuspielt. Die Presse ist Presse, sie hat noch nie darüber Gedanken verloren, ob die Veröffentlichung einer Nachricht angebracht ist, wenn sie nur die Lust nach Sensation befriedigt.
Und danach prallen harte, starre Köpfe aufeinander. Der Polizeipräfekt beharrt darauf, richtig gehandelt zu haben, denn sein Calvinistenschädel funktioniert wie Binärzahlen: „ja oder nein“. Ein „teilweise“ kennt er nicht. Der Fotolieferant versteckt sich feige, denn er spürt, dass er eine Tracht Prügel verdient hat. Ich persönlich würde ihm gerne einige Nettigkeiten antun. Der Cäsar der Kameltreiber indessen macht aus einer Lappalie eine Frage von Leben und Tod und würde am liebsten der Schweiz den Krieg erklären. Er rächt sich an Unschuldigen mit seiner widerlichen Mentalität, die, wer erinnert sich nicht mehr daran, einige bulgarische Krankenschwester, die in seinen verlausten Spitälern Dienst leisteten, zu Tode verurteilen ließ, um nicht zugeben zu müssen, dass in zivilisierten Ländern Tierkliniken weit höher stehen als seine Krankenhäusern. Er wollte auch den Vorschlag machen, die Schweiz zu vierteilen und die Strünke unter den Nachbarländern zu verteilen. In einem Punkt stimme ich ihm zu: Genf könnten wir gerne Sarkozy schenken.

Mittwoch, 3. März 2010

MARK-ant

Ein Theologe dichtet: Vor dem Sündenfall fraßen die Tiere einander nur aus Liebe.
Jean Paul

Sonntag, 28. Februar 2010

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 11

Ich habe mich kürzlich auf meinem Wege verirrt. Wie gewöhnlich bin ich zur Siestazeit auf dem Rücken meiner Eselin eingenickt und verließ mich darauf, dass mich das Tier in der eingeschlagenen Richtung weiterführte. Ich musste dabei eine teure Wahrheit lernen: wer Eseln traut, ist selbst ein Esel. Die schlechte Ruhla ließ sich nämlich von einem mit Disteln überwachsenen Pfad verführen. Für ihren Magen hatte sie Treue und Gehorsam geopfert.
Als ich von meinem Nickerchen erwachte, war ich in einem endlosen Wald gründlichst verloren, nicht weniger, wie die Stecknadel im Heustock. Mit eindeutigen Gesten klärte ich die Eselin über meinen frustrierten Seelenzustand auf und beschloss den Weg zu suchen. (Hier muss ich einige Stunden überspringen, der unfeinen Ausdrücke wegen, die während dieser Zeit gefallen sind.)
Als wir am Abend immer noch im Wald waren, begann ich mich mit dem Gedanken abzufinden, dass ich die Nacht in der Wildnis, im schlimmsten Fall im Magen eines Raubtiers, verbringen musste. Bald schon schien mir die zweite Möglichkeit besonders wirklichkeitsnah, denn aus der Ferne war ein fremdartiges Heulen zu hören. Es schauderte mich ob dieses verzweifelten Gebrülls, das ähnlich tönte, wie die Angstschreie von vielen-vielen Menschen, die in den Rachen der wilden Tiere geraten sind.
Ich schlich mich an, in Richtung der Geräusche.
Nach einigen Umwegen stieß ich auf eine Waldlichtung. Das Bild, das mir sich hier bot, überraschte mich nicht wenig. Derweil ich Tiger erwartet hatte, Boaschlangen und wütende Elefanten, erblickte ich nur heulende Menschen, die sich am Boden wälzten, mit der Stirn gegen die Erde schlugen, die Arme verwarfen und lautstark zu leiden schienen. Mitten auf der Lichtung war ein großer Scheiterhaufen aufgetürmt, auf dem reglos ein Mann lag, offensichtlich tot.
„Eine Trauerfeier“, dachte ich erleichtert.
Ich hielt mich unbeachtet am Waldrand zurück. Mit Interesse verfolgte ich das beeindruckende Geschehen. Auf einen einzigen Wink des Zeremonienmeisters verstummten alle und erhoben sich. Der Dorfmagier nahm dann eine Frau bei der Hand und begleitete sie, von den schweigenden Blicken der Trauernden gefolgt, auf den Scheiterhaufen. Er band sie neben dem Toten an und stieg wieder mit feierlicher Würde hinunter.
Ich ahnte Schlimmes und wurde nervös. Ich stürmte vor und packte einen Mann am Arm und machte ihn auf die große Gefahr aufmerksam, der die Frau ausgesetzt war.
„Ich wollt doch nicht Feuer anlegen?“, sagte ich ihm warnend.
Er schaute mich verwirrt an.
„Warum nicht? Sie ist die Witwe des Verstorbenen“, sagte er mit großer Selbstverständlichkeit.
„Aber sie lebt noch“, verdeutlichte ich das Missverständnis.
„Sie muss sterben. Bei uns werden die Witwen mit ihren toten Ehemännern verbrannt.“
Ich schüttelte den Kopf. „Das ist ja Wahnsinn! Wie kommt ihr dazu?“
„Das Gesetz schreibt es vor.“, gab er mir zur Antwort. „So wird es verhindert, dass die Frauen ihre Ehemänner vergiften.“
Eine eigenartige Einrichtung, die Ehe, lieber Onkel Habakuk. Sie ist der Versuch zweier Menschen, einander glücklich zu machen: mit Giftbecher und Scheiterhaufen.

Mittwoch, 24. Februar 2010

HURRAH, WIR LIEBEN UNS 2

Am 6. August 2001 wurde in Alipur im Gliedstaat Uttar Pradesh in Nordindien auf dem Dach eines Hauses vor Hunderten von Zuschauern ein junges Liebespaar erhängt. Die Eltern des Paares waren bei der illegalen Hinrichtung dabei. Der Grund dieser Todesstrafe war, dass der 19-jährige Mann zu der höchsten Hindukaste, den Brahmanen gehört hatte, während seine 18-jährige Freundin aus der niederen Kaste der Jats stammte. (Vgl. Neue Zürcher Zeitung, 9. August 2001, S. 51) Eine unverzeihliche Missachtung von Sitte und Tradition in Indien. Sagen Sie bitte nicht, liebe Leser, Indien wäre ein unterentwickeltes Land. Es hat schließlich die Atombombe.

Samstag, 20. Februar 2010

DER FLUCH DER SCHÖNHEIT

Viele Menschen träumen davon, schön zu sein, so schön wie beliebte Filmschauspieler oder Fotomodelle. Einige geben dabei vieL, andere sogar sehr viel Geld aus, um schöner zu erscheinen. Der Wunsch nach Schönheit hatte zwar schon vor Jahrtausenden Techniken erfunden, das Äußere zurechzuhobeln, aber noch nie war die Schönheitsfabrik so produktiv wie heutzutage. Doch was dann, wenn die Schönheit zur Bürde wird? Als „zu schön“ für die Einreise nach Israel hat die Polizei des Flughafens Ben Gurion bei Tel Aviv eine russische Jüdin befunden und sie umgehend in ihr Heimatland zurückgeschickt. Die Frau erklärte, sie wolle nur ihren Onkel besuchen, doch sie konnte bei der Polizei keine Gnade erlangen. Selbst ihre in der Ankunftshalle wartende Familie durfte die Medizinstudentin nicht sprechen, bevor sie in ein Flugzeug nach Moskau steigen musste. (Neue Zürcher Zeitung, 29. Juli 1997)
Frage: verlangt die Staatsräson, dass eine Frau, um nach Israel einreisen zu dürfen, aussehen muss wie Golda Mair?

Mittwoch, 17. Februar 2010

DAS TUT ECHT WEH, IHR GESETZGEBER

Im Leben hat jeder viele Prüfungen zu bestehen. Denn schließlich ist der Alltag voller Tücken, die nur durch gründliche Vorbereitung zu bewältigen sind. Da ist zuerst die Schule, dann die Religion, die als Krönung des Unterrichts ein Examen abverlangen. Dann geht es weiter. Will man sich im Verkehr bewähren, so legt einer die Fahrprüfung ab; will sich einer einbürgern, so muss er seine Integration vor einer Kommission beweisen, möchte jemand einen Hund halten, so legen er und der Hund ein Examen ab. Da sollte man meinen, für die schwierigste Aufgabe im Leben wäre auch eine Prüfung vorgesehen, nämlich für die Kindererziehung. Nein, da wird jeder seinem natürlichen Talent überlassen. Wer erinnert sich nicht an die Diskussion über die antiautoritäre Erziehung, wo Befürworter und Gegner mit beinahe sektiererischem Eifer ihre Überzeugungen vortrugen. Die sich im Wildgehege der Zwanglosigkeit frei bewegenden Kinder terrorisierten Eltern, Nachbarn, Lehrer und Fürsorger und wurden in den meisten Fällen zu exemplarischen Egoisten. Andere riefen nach Strenge und Ordnung, wieder andere nach nichts. Mein Psychologieprofessor an der Universität versuchte ein Gleichgewicht zu predigen, das ich vor mehr als vierzig Jahren in meinem ersten Artikel in einer Zeitschrift, „Eltern“ hieß sie, über das Problem, ob Kinder Äpfel stehlen dürfen, der Weltöffentlichkeit zu Bewusstsein bringen suchte. „Ja“ bedeutete Freiheit, „nein“, Ordnung, mit meiner persönlichen Tendenz zur Ordnung. Die Kontroverse ist noch nicht ausgestanden. Als erstes deutsches Bundesland räumt Berlin dem Lärm von Kindern per Gesetz ausdrücklich Schutz ein und weist verärgerte Nachbarn damit in die Schranken. Von Kindern verursachte Geräusche seien künftig auch juristisch als sozial adäquat und damit zumutbar zu beurteilen. Die Nachbarn sollen also ruhig sein, wenn Kinder ihnen bei der Arbeit, beim Lesen, Musikhören oder einfach beim Mittagsschlaf die Nerven strapazieren. (Vgl. Neue Zürcher Zeitung, 7. Februar 2010, S. 5). Natürlich brauchen die Kinder nicht zum sozialen Verhalten erzogen zu werden, natürlich müssen die Eltern kein Examen ablegen, wie man diese Gören in die Schranken weist. Auch im anderen Extremfall nicht: in Kambodscha erboste sich eine Mutter über ihre dreizehnjährige Tochter, die während eines Festes in eine nahe gelegene Pagode entwischte. Diesem Treiben musste Einhalt geboten werden, fand die Erzieherin und nagelte, um weitere Ausgänge zu verhindern, den rechten Fuß der Tochter kurzerhand an den Boden. (Vgl. Corriere del Ticino, 28 November 2002, S. 60). Müsste nach der Berliner-Justiz das Geschrei der leidenden Tochter auch in den „zumutbaren“ Rahmen fallen?

Montag, 15. Februar 2010

MARK-ant

Ein Glück, das man nicht alle kennt, die man nicht mag.
Michael Richter

Freitag, 12. Februar 2010

DAS TUT ECHT WEH, IHR FRAUENVERHÜLLER

Das Tagesblatt Gulf News berichtet von einem arabischen Botschafter, der in Dubai die hehre Absicht hatte zu heiraten. Eine alltägliche und recht gewöhnliche Sache, würde man meinen. Doch nicht so, wenn der Bräutigam seiner Auserwählten noch nie ins Gesicht blicken konnte, weil diese Burka-Trägerin ist. Erwartungsvoll stand der zukünftige Ehemann nach dem Jawort da, bereit sich zu verlieben, als die Braut den Niqab, die Kopfverhüllung des Ganzkörperschleiers lüftete. „Oh, my God“ mochte er ausrufen, was auf arabisch etwa wie „marhalla Allaha“ tönen konnte. Was er da sah war eine arg schielende, hässliche Braut mit stark ausgeprägtem Gesichtshaar. Der Bräutigam wandte sich an das Gericht, ersuchte um Annulierung des Eheversprechens und verlangte für die erlittenen moralischen Schäden Entschädigung.
Die Moral von der Geschicht,
kauf die Katze im Sack nicht.

Mittwoch, 10. Februar 2010

DAS BRAUTBUKETT

Die Volksgruppe der Oromo in Äthiopien, früher Galla genannt, kannte das Geheimnis, wie man Bräute verwöhnte. Früher galt bei ihnen ein Mann nicht als voll initiiert und heiratsfähig bevor er nicht die abgeschnittenen Genitalien eines Feindes heimgebracht hatte. Da kam doch ein Verliebter gewiss auf die Idee, seine Zuneigung durch einen Korb voll solcher Brautgeschenke zu beweisen. Schade, dass es damals noch keine Fotografen gab, die das Hochzeitsbild knipsten. Die Auserwählte, die mit einem solchen Brautbukett in der Hand in die Kamera lächelte.
Noch radikaler waren die Papuas: die mussten den abgeschlagenen Kopf eines Feindes als Trophäe auf den Altar legen.

Sonntag, 7. Februar 2010

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 10

Diesmal entging ich in Persien nur knapp dem Tod, mein lieber Onkel Habakuk. In bin in eine sehr unerfreuliche Situation geraten. Zuerst ging zwar die Reise bestens, ich traf viele nette Menschen und bekam Neuigkeiten zu sehen, die man sonst nirgends antrifft. Doch als ich eines Tages vor den Gerichtshof geladen wurde, sah es wirklich so aus, als hätte mein letztes Stündlein geschlagen. Der Grund des Aufhebens war, wie immer, meine Eselin Ruhla. Sie hatte ein Techtelmechtel mit einem königlichen Kriegshengst, es gab dann Komplikationen, namentlich ein Maulesel. Ich wurde der „Verunreinigung der reinen persischen Kriegsrossrasse“ angeklagt.
Ich brachte ein schlagendes Argument vor: Maulesel könnten sich nicht fortpflanzen, somit bestehe keine Gefahr, dass das Eselsblut meiner Ruhla die Ader der Kriegshengstrasse verpeste.
Schon die Tatsache, dass auf persischem Boden ein solches Ungetüm aus deiner Schule zur Welt gebracht wurde, ist strafbar, sagte der Richter.
Ich beteuerte, ich wäre unschuldig. Es war meine Eselin Ruhla, die sich einen Fehltritt erlaubt hatte. Der Richter, ein grimmiger Mann, blieb unbeugsam. Er hatte die eigenartige Gewohnheit, immer das gleiche Urteil zu fällen: der Angeklagte soll gehäutet werden.
Wenn du seine Geschichte hörst, wirst du verstehen, warum.
Sein Vater selig war Richter unter dem König Kambyses. Einmal, als er ein Urteil nicht nach dem Geschmack des Königs fällte, ließ ihn Kambyses häuten, seinen Richterstuhl mit der abgezogenen Haut überziehen und den Sohn des Ungelehrigen in das Richteramt einsetzten. Dieser fällte dann, in ständiger, heilsamer Hautfühlung mit seinem Vater königlichere Urteile. So ergab es sich, dass der Sohn-Richter ziemlich eintönig alle Angeklagten häuten ließ und mit derer Haut allerlei Sattlerarbeiten ausführen ließ.
Als ich vor ihn geführt wurde, begann er das Verhör wie folgt:
Wie groß bist du?
Einmeterachtundsechzig.
Brustumfang?
Zweiundachtzig.
Bundweite?
Achtzig.
Keine ausgesprochen Mannequinfigur, grunzte er. Er gibt gerade noch einen Küchenhocker ab.
Ich bin aber unschuldig, plädierte ich.
Küchenhocker also, sagte der Richter und wollte meinen Einwand nicht zur Kenntnis nehmen.
Lieber Onkel Habakuk, es waren schreckliche Augenblicke. Selbst der Gedanke an die delikaten Körperteile der Mägde, die einmal an meiner Haut herumrutschen sollten, gab mir in Anbetracht meines Loses keinen Trost. Ich glaube, dieser skrupellose Richter würde in der Not selbst das Fell seines Vaters zu Markte tragen und seinen Stuhl einem Antiquar verkaufen. Doch da das Philosophieren die Welt weder erklären noch verändern kann, halfen mir meine Überlegungen in dieser prekären Situation reichlich wenig. Der Richter begann meine Personalien aufzunehmen. Die braucht man für den Qualitätsnachweis, erklärte er mir.
Als er hörte, dass ich Jude bin, fragte er: bist du beschnitten?
Ja.
Ich hebe das Urteil auf. Der Sattler hätte mir dir nur Flickarbeiten, sagte er und ließ mich springen. Ich bin mir wieder sehr wohl in meiner Haut.
Herzliche Grüße
Dein Neffe Ibrahim

Donnerstag, 4. Februar 2010

WO WAR GOTT?

Sollte einer der Holocaust-Leugner die Idee vertreten, Gott hätte das fürchterliche Leiden des jüdischen Volkes unter dem Hitler-Regime gutgeheißen, so würde man ihn wohl lebenslänglich in ein Irrenhaus sperren. Aber was dann, wenn dies von einem Rabbiner gepredigt wird? Am 5. August 2000 hat Rabbi Ovadia Yosef, der damalige geistige Anführer der ultraorthodoxen Shas-Partei ausgesagt, die sechs Millionen Holocaust-Opfer seien Sünder, die wieder gekommen seien, um ihre früheren Vergehen zu büssen. (Vgl. Neue Zürcher Zeitung, 7. August 2000). Mit anderen Worten hätte demnach Hitler nur das Urteil Yahwes ausgeführt. Welch ungeheuere Sünden mussten die Untertanen Gottes begangen haben, um auf solche Weise bestraft zu werden? Und welche Strafe gebührt einem Gott, der seinem Volk solches antut?

Dienstag, 2. Februar 2010

DER VERPOLTE AFFE KANN ZARTFÜHLEND SEIN

Blut fließen zu sehen war immer des Menschen Vergnügen. „Ein ganz besonderer Saft“ wäre Blut, heißt es schon im Faust. Es ist zwar sonderbar, doch eigentlich nicht überraschend, dass die Gläubigen der christlichen Religion darauf verfallen, das Blut ihres Erlösers zu schlürfen. Mit Blut werden Bünde besiegelt, Blut und nicht Gene begründet verwandtschaftliche Banden, Blut verlieh Rassen vermeintliche Überlegenheit und Blut sorgt heute noch für reine Beziehungen. Soll einer versuchen, bei orthodoxen Juden Mischehen einzuführen.
Die Freude, Blut fließen zu sehen war bei den alten Römern überaus beherrschend. Sie liebten die „venatio“, ein Wort, das eigentlich „Jagd“ bedeutet, doch auf die blutrünstige Tierhetzen angewandt wurde. Bei festlichen Anlässen veranstalteten gute Kaiser Schlachtorgien, wobei ab und zu tausende Tiere von Kämpfern niedergemetzelt oder von anderen Tieren zerfleischt wurden. Und der Plebs verfiel in Ekstase beim Anblick des Blutes, oder weniger poetisch gesagt, des Leidens. Doch die Empfindlichkeiten wurden geschont. Die Schergen verhüllten im Amphitheater zartfühlend die Statuen mit Tüchern, damit wenigstens diese die Hekatombe nicht ansehen mussten.
Das Leben ergötzt sich daran, Leben zu zerstören.

Sonntag, 31. Januar 2010

DAS IST DOCH EINE LÖSUNG

Wie einfach es wäre, das ewige Leben zu erlangen, beweist ein Dekret des Bürgermeisters von Le Lavandou. Da das Verwaltungsgericht von Nizza den Bau eines neuen Friedhofes in diesem südfranzösischen Dorf untersagt hatte, erließ der Bürgermeister kurzerhand eine Verordnung, die es den Bewohnern seiner Gemeinde untersagte zu sterben. Der Friedhof sei überfüllt, die Toten können nicht mehr bestattet werden. (Vgl. NZZ, 23/24 September 2000). Angeblich haben aber einige aufrührerische Bürger durch zivilen Ungehorsam die Verordnung der Behörden missachtet und haben trotz Verbots das Zeitliche gesegnet. Zur großen Erleichterung des Teufels. Und der Theologen.

Donnerstag, 28. Januar 2010

HURRA, WIR LIEBEN UNS!

Es gab ein Liebespärchen in Siena. Er, 50 jährig, angesehner Bankangestellter, sie, halb so jung, seine Sekretärin, mit einer Schwäche für angesehene Bankangestellte. Er, beherrscht von der Sehnsucht, ein Held zu sein, sie, bemüht, ihm neben anderem auch diesen Wunsch zu erfüllen. So lässt sie sich in der Rolle des hilflosen Opfers die Augen verbinden und an das Bettgestell fesseln. Nackt natürlich. Er, der Retter, legt sich das Mäntelchen von Batman um, steigt auf eine Kommode und springt aus der Höhe auf sie. Mein Schatz, dein Retter naht, ruft er und wirft sich in den Abgrund. Wer aber Batman imitiert, sollte auch geschickt sein. Eben, sollte. Der Bankdirektor verfehlte beim Sprung sein Ziel, prallte auf den Fußboden, brach sich einen Arm und wurde ohnmächtig. Sie hörte den Aufprall, sah aber nichts, schließlich waren ihre Augen verbunden. „Komm schon, mach keine Scherze“, rief sie dem Chef zu. Batman blieb still. Die Schreie der Sekretärin alarmierten eine Nachbarin, die Nachbarin alarmierte die Feuerwehr, diese alarmierte die Ambulanz.
Die logische Folge: die ganze Stadt hielt sich den Bauch vor Lachen und Männer mit eingegipstem Arm wagten sich in Siena nicht auf die Strasse. (Quelle: Tages-Anzeiger, 20. März 1998)

Dienstag, 26. Januar 2010

MARK-ant

Das Christentum gab dem Eros Gift zu trinken: - er starb zwar nicht daran, aber entartete zum Laster. (F. Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse)

Sonntag, 24. Januar 2010

DAS TUT ECHT WEH, IHR RABBINER

Einige Rabbiner in Jerusalem haben den Frauen verboten, in der Öffentlichkeit mit dem Handy zu telefonieren. Das Telefon wäre gegen die guten Sitten, verkündete eine orthodoxe Gruppe. Dies wird in der Tageszeitung „Jediot Aharonot“ vom 9. November 1999 berichtet. Die Präsidentin der Vereinigung für die Rechte der Frau, Alice Schalvi warf den Rabbinern vor, sie wollten die Gesellschaft ins Mittelalter zurückversetzen.
Zu sich dorthin zurückholen, hätte sie sagen sollen.

Donnerstag, 21. Januar 2010

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 9

Ich bin immer noch in Indien auf Reisen, und habe nach wie vor mit meiner Eselin Ruhla Probleme. Sie ist übermütig, frech und störrisch wie ein Esel und ziemlich selbstgefällig. Sie wird in dieser Haltung dadurch bestärkt, dass sie weiß, das Gesetz würde hier die Tiere schützen. Wer ihnen etwas antut, wird hart bestraft. Ich dachte daran, sie nachts zu verprügeln, doch da begann sie fürchterlich zu iahen, dass sie alle weckte und ich von meinem Vorhaben ablassen musste. Ich war zu Tode erschrocken, man würde mich vor Gericht stellen. Am Tage vorher sah ich nämlich einen Gepfählten, dessen Schicksal mir großen Eindruck machte. Er stak auf einem Pfahl vor dem Stadttor und schaute so unglücklich und niedergeschlagen drein, dass mir bei seinem Anblick beinahe das Herz brach. Nicht einmal meinen Gruß erwiderte er. Er spuckte in meine Richtung und hauchte dann seine Seele aus.
Er wurde der Veruntreuung angeklagt, niemand konnte jedoch seine Schuld nachweisen.
Der Richter versuchte, ihm durch gutes Zureden ein Geständnis zu entlocken.
„Gesteh doch freiwillig, dann werden wir nur die Hände abgehackt“, ermunterte er ihn. „Solltest du verurteilt werden, so zieht man dir die Haut ab.“
Der Angeklagte gestand nichts.
Der Richter brüllte ihn an, er brüllte zurück.
„Du bist schuldig!“
„Ich bin unschuldig!“
„Schuldig bist du!“
„Unschuldig!“
Lange schrieen sich die beide auf diese Art an.
Dann kam die Wende.
„Ich rufe Manu zum Zeugen“, sagte der Angeklagte.
„Dies sollst du haben“, kam im der Richter entgegen. „Holt den Schlangenkorb!“, befahl er dem Gerichtsdiener.
Da verband man dem Angeklagten die Augen und hielt ihn an, aus dem Korb – eine giftige Schlange schummerte darin – den Ring des Richters herauszuholen.
„Ist Manu dein Zeuge, so wird er dich beschützen. Bist du aber schuldig, so lässt dich Manu im Stich.“
Der Mann war aber nicht nur unschuldig, einfallsreich war er auch. Er zog aus seiner Rocktasche eine Ratte, - wer weiß, ob er sie als Zwischenmahlzeit bei sich trug – und warf sie in den Korb. Die Schlange biss die Ratte, verspritzte ihr Gift und verschluckte sie und konnte in jenem Augenblick dem Angeklagten nichts anhaben. Er konnte unbekümmert im Korb herumfummeln und den Ring rausholen.
Er wurde von der Anklage der Veruntreuung freigesprochen. Man pfählte ihn, weil er ein Tier getötet hatte.
Solch erhabener Respekt vor Tieren, mein lieber Onkel Habakuk, wird mit der Zeit dazu führen, dass sich der Mensch nur noch von Menschenfleisch ernähren wird.
(Der Eselin Ruhla werde ich außerhalb der Landesgrenzen einen doppelten Prügel verabreichen.)
Es grüßt dich herzlich, Dein Neffe Ibrahim

Sonntag, 17. Januar 2010

WIE FRAUEN IN DEN HIMMEL KOMMEN

Man kann wirklich nicht behaupten, dass den frühen Christen das Los der Frauen gleichgültig gewesen wäre. Ganz besonders die Synode von Mâcon (585) hatte sich bemüht, der Frau Beistand zu leisten. Man musste sich mit der Meinung des erleuchteten heiligen Augustinus auseinandersetzen, die Frau wäre ein minderwertiges Wesen und nicht nach dem Ebenbild Gottes geschaffen (mulier non est facta ad imaginem Dei). Vorbehaltlos teilten die Teilnehmer der Synode diese Meinung. Ein Bischof doppelte nach: mulierem hominem vocitari non posse, die Frau könne man nicht einen Menschen nennen. Wie kann aber ein solch unedles Wesen in den Himmel gelangen, fragten sich die Weisen. Schließlich wurde dieses schier aussichtslose Unterfangen von den überlegenen Kirchenmännern elegant gelöst. Bei der Auferstehung des Fleisches könnten die verdienstvollen Frauen - natürlich nur jene - in Männer verwandelt werden. So fänden sie im Himmelreich Aufnahme.
Frage: haben diese Bischöfe ihre Mütter im Himmel "Papi" nennen müssen?

Donnerstag, 14. Januar 2010

WIE SCHÖN, DASS ES NOCH WUNDER GIBT!

Es ist bekannt, dass die Italiener phantasiereiche Schlaumeier sind. Sie erfinden unzählige Varianten von Gaunereien, um sich Vorteile zu verschaffen. Das Sozialamt von Neapel könnte darüber eine Enzyklopädie veröffentlichen. Der Fall des 29-jährigen Parasiten, der sich einen Blindenpass ausstellen ließ, damit eine Invalidenrente bezog aber danach fröhlich mit dem Auto herumfuhr, ist kaum erwähnenswert, weil er praktisch jeden Tag vorkommt. (Vgl. Unità, 18.10.1997) Beachtenswert ist indessen, dass der Mann vor Gericht aussagte, er wäre durch ein Wunder, das er der heiligen Maria von Lourdes verdanke, von seiner Blindheit geheilt worden.
Der Richter glaubte ihm und sprach ihn frei.
Kommentar: der Schutzpatron der Augenärzte ist danach mit einer Protestnote bei der Gottesmutter vorstellig geworden. Seitdem verzichtet sie auf  solche Kompetenzüberschreitungen.

Freitag, 8. Januar 2010

DON JUAN IN BEDRÄNGNIS

Männer, heiratet nie eine Latrodectus hasselti! Warum sollten wir auch, sagen die einen; warum eigentlich nicht, meinen die anderen.
Es gib hauptsächlich zwei Gründe, dies nicht zu tun.
Zuerst, weil diese exotische Dame eine Spinne mit dem roten Rücken ist. Manch einer hat zwar eine Spinne geheiratet, doch meistens handelt es sich um eine Tarantel und nicht um eine Latrodectus. Der überzeugendste Grund ist aber, dass diese Dame eine recht unromantische Gewohnheit hat. Paart sie sich mit einem Männchen, das sich nicht genug Zeit nimmt, das Vorspiel beim Geschlechtsakt zu pflegen, nimmt sie am Freier grausame Rache: sie frisst ihn auf. So auf die Schnelle geht sie nicht ein. Dauert das Vorspiel weniger als fünf Stunden, verspeist sie den Liebhaber. Bei längerer Aufmerksamkeit knabbert sie an ihm, doch lässt ihn für künftige Begegnungen laufen.

Stellen sich einmal zwei mutige Konkurrenten gleichzeitig bei Flirt ein, lässt sie beide mit einem Lächeln gewähren. Sie schätzt das Draufgängertum, das sie mit Potenz gleich setzt.
Machos seid froh, dass die Gesetze den Kannibalismus verbieten!

Dienstag, 5. Januar 2010

DER TANZ MIT DEM TEUFEL

Vor 50 Jahren, am 23. Juni 1960, brachte die Post ein an mich und an meinen Bruder adressiertes kleines Paket. Neugierig öffnete ich die Sendung, es war nicht alltäglich, dass wir etwas per Post erhielten. „Der Tanz mit dem Teufel“ stach mir der Titel eines Buches ins Auge. Der Autor hieß Günther Schwab. Dazu ein Begleitbrief. Ein Freund meines Vaters, der kurz zuvor bei uns auf Besuch war schickte uns dieses Werk „als Erinnerung an die schönen Tage, die ich in Weinfelden verbracht habe“. Er wies darauf hin, dass der Autor ein Rufer in der Wüste war, der nur von wenigen ernst genommen wird.
Noch bevor ich das Buch aufgeschlagen habe, ließ ich den Teufel vor meinem geistigen Auge auftreten. Elegant, im Frack, die Hufen wie Lackschuhe poliert, der Rücken stelzengerade, der Kopf hochgeworfen, der Blick nach vorne gerichtet wartete er auf den ersten Takt, um mit seinem Tanz zu beginnen. Welchen Tanz wollte er aufs Parkett legen? Ein Englisch-Walzer, ein Tango vielleicht, oder gar ein Rock `n` Roll? Bei diesem Gedanken war es mir ein wenig unheimlich. Wer sollte der Tanzpartner des Teufels sein? Mir kam Dorian Gray in den Sinn, der sich mit ihm eingelassen hatte, um das Nachhaltige mit dem Flüchtigen zu tauschen, wie Esau sein Recht der Erstgeburt an seinen Bruder Jakob gegen einen Teller Linsen verhökert hat. Das Bild des Buchtitels fand ich anregend, so musste wohl auch der Inhalt sein.
Es war für mich eine Enttäuschung. In Romanform wurde die Zerstörung der Umwelt beschrieben. Durch unsere Technik, unsere Lebensweise, unsere Rücksichtslosigkeit der Natur gegenüber. Dieser „Rufer in der Wüste“ schrie: trägt der Natur Sorge, sonst geht sie zu Grunde und die Menschheit mit ihr.
Ich sperrte mich gegen diese Ermahnung. Der Autor schien mir ein Konservativer, der die Errungenschaften, ja die Wohltaten der Technik nicht anerkennen wollte. Da waren mir jene wie Dennis Gabor lieber, die in der Technik die Befreiung sahen, die Mutter zukünftiger Muße, die Erlösung von niedriger Arbeit, um die wachsende Freizeit für gute Zwecke nützen zu können.
Frag mich nicht, wie ich heute über dieses Problem denke! „Der Teufel“ hat uns herumgezwirbelt, es ist uns schwindlig geworden und wir sind unfähig, die Zerstörung aufzuhalten. Schade, dass es in der Wüste keine Ohren gab, die hören wollten.

Sonntag, 3. Januar 2010

DIE UNFEHLBAREN

Die katholische Kirche hat Papst Innozenz XI., mit bürgerlichem Namen Benedetto Odescalchi, selig gesprochen. Ein von Gott geprägtes Idol, ein reines Vorbild für alle Gläubigen also? So dache zumindest Pius XII. Der dürre Verehrer von diesem Innozenz, Giovanni Pacelli selbst, wird nächstens nach dem Willen des gegenwärtigen Papstes Benedikt XIV. heilig gesprochen. Doch halt! Die Geschichtsforscher malen uns von diesem Innozenz XI. ein bekleckstes Bild. Was, wenn er ein mieser Schuft war? Ein Materialist, dem das Geld über alles ging? Ein Verräter der Kirche? Jedenfalls hat er aus Gründen lukrativer Geschäftsbedingungen Wilhelm von Oranien mit seinem persönlichen Vermögen finanziert und diesem ermöglicht, England zu erobern. Bekanntlich hat dann Wilhelm die katholische Kirche in Englang praktisch vernichtet. Mit Hilfe des Papstes also. Ein Seliger wirkt gegen die Kirche? Dann darf ich das auch tun, als bedeutungsloser Kirchenfeind. Vielleicht werde ich dann auch, .... nein bitte nicht!
Doch da der Papst bekanntlich unfehlbar ist, soll der Schuft Innozenz XI. gemäß der unanfechtbaren Entscheidung des Schweigerpapstes Pius XII. als Seliger verehrt werden. Und der unfehlbare Pius XII. nach dem Willen des Unfehlbaren Benedikt XIV. als Heiliger.
Heiliger Bimbam!

Freitag, 1. Januar 2010


ICH WÜNSCHE ALLEN EIN GLÜCKLICHES 2010.
ALLE HINDERNISSE MÖGEN LEICHTFÜSSIG ÜBERWUNDEN WERDEN!