Mittwoch, 24. September 2014

NEUE ADRESSE FÜR MEIN BLOG

Liebe Followers. Ich habe mein Homepage umorganisiert und erweitert. So befindet sich auch mein Blog fortan unter der Adresse
www.gaborlaczko.com
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Besten Dank und bitte bleiben Sie mir treu.
Herzlich
Gabor Laczko

Dienstag, 29. April 2014

Das Publikum

Gewöhnlich sind bei einem Fussballmatch in vielen Ländern etwa 50’000 Zuschauer, oder mit einem anderen Ausdruck „Fans“, anwesend. Bei ganz grossen Clubs kann das sogar doppelt so viele Schreihalse abgeben. Nach Berechnungen der Wissenschaft hat ein menschliches Gehirn 100 Milliarden (!) Neuronen oder Gehirnzellen. An einem Fußballspiel sind also 5 Billiarden Gehirnzellen anwesend. Mathematisch ausgedrückt ist es 5x1015 also eine 5 gefolgt von 15 Nullen. Bei dieser Geistespotenz müssen selbst Götter neidisch werden. Bei bestimmten Szenen auf dem Fussballfeld muss man sich aber fragen, wie viele dieser Zellen eingesetzt werden. Oder mit Chamfort gesagt: wie viele Dummköpfe machen ein Publikum aus?

Montag, 7. April 2014

Die Rache des Malers

„Die Sexualität ist vom Teufel“, meint die katholische Moraltheologie. Wohl gibt es Versuche, diese Einstellung durch aufgeklärt übertünchte Erklärungen zu verbergen, doch die manichäistische Erbschaft der Körperfeindlichkeit konnte trotz Verurteilung der Lehre Manis in der Kirche nie ausgerottet werden. Zumindest theoretisch nicht. In der Praxis wurde die geschlechtliche Aktivität der Kirchenfürsten, wie wir das hinlänglich aus der Geschichte kennen, munter ausgelebt. Doch dem Volk der Gläubigen bläute man die Sündhaftigkeit des Sexuellen ein. Es fehlt nicht an karnevalistisch anmutenden Episoden, welche uns diesbezüglich überliefert wurden. Während Jahrhunderten durften an der päpstlichen Universität in Rom Autopsien durch Studenten nur dann durchgeführt werden, wenn den Leichen vorher die Geschlechtsteile entfernt wurden. Michelangelo musste die harsche Kritik des Zeremonienmeisters von Papst Paul III., einem gewissen Biagio da Cesena über sich ergehen lassen, weil der Künstler die Körper auf seinem Fresko über das jüngste Gericht seiner Ansicht nach zu offensichtlich verherrlicht hatte. Dieses Werk wäre eher als Wandschmuck für eine Kneipe als für eine päpstliche Kapelle geeignet gewesen. Michelangelo rächte sich elegant. Er verlieh einer Gestalt aus der Schar der Verdammten die Gesichtszüge von Biagio da Cesena. Der Zeremonienmeister war erzürnt und ersuchte den Papst, das Portrait entfernen zu lassen. Doch der Papst war geistreicher als sein Liturgiechef. Nicht einmal ein Papst vermöge eine Seele aus der Hölle zu erretten, gab er ihm zur Antwort.

Montag, 31. März 2014

Es lebe der Sozialismus!

Bis zur Auflösung der Sowjetunion richtete sich die Wirtschaft an Zielvorgaben. Diese missachteten völlig die Gesetze des Marktes und die Bedürfnisse der Bevölkerung. Es war von vornherein klar, dass ein solches sozialistisches Prinzip zum Misserfolg verurteilt war. Die Wirtschaftsplanung war einer dafür zuständigen Regierungsstelle anvertraut, die für alle Bereiche die Jahresziele festlegte. Solche Ziele waren etwa vergleichbar mit der Vorgabe, die einem Jugendlichen vorschreiben, im nächsten Jahr 48 cm zu wachsen. Ein absurdes Beispiel zentralistischer Planung war die Zielsetzung an die öffentlichen Bibliotheken, die eine eidesstattliche Erklärung abgeben mussten, in den drei kommenden Jahren so viele Bücher über Lenin lesen zu lassen, wie nie zuvor. Wie hätte das verwirklicht werden sollen? Wir stellen uns den Bibliothekar vor, der von Tür zu Tür geht, den Leuten eine Biographie Lenins in die Hand drückt und zum Lesen einen Termin von zehn Tagen festlegt. Nach Ablauf dieser Zeit kam er wieder vorbei und kontrollierte durch gezielte Fragen, ob das Buch wirklich gelesen wurde. Es lebe der Sozialismus!

Mittwoch, 26. März 2014

Im stillen Kämmerlein

Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden wissen wir, dass wir ziemlich überall bespitzelt werden. Schamlos werden wir ausspioniert, vorwiegend aber nicht auschliesslich durch die USA. Unsichtbare Geister dringen in unsere Privatsphäre ein, was sie dort suchen, ist uns unverständlich. Dennoch, behaglich fühlen wir uns dabei nicht. Wir waren daran gewöhnt, dass unser persönlicher Bereich Türen hatte, die wir nur denen öffnen, die wir erwählt haben. Doch das war nicht immer selbstverständlich. In der Vergangenheit gab es unzählige Gewohnheiten, bei denen die Intimsphäre nicht nur der unteren Gesellschaftsschichten offengelegt wurde. Die Levée, die sonderbare Audienz am französischen Königshof, die später auch in England, ja sogar in den USA von George Washington praktiziert wurde, erlaubte es hochgestellten Persönlichkeiten beim Erwachen und Ankleiden des Königs zugegen zu sein. Dies war eine institutionelle Zeremonie der Entweihung der Privatsphäre, jedoch mit Einverständnis aller Beteiligten. Eine Art Voyeurismus. Doch es gab noch merkwürdigere Beispiele. Als Gofredo Borja, einer der Söhne Papst Alexanders VI. mit der unehelichen Tochter König Alfons II. Von Neapel, Sanchia von Aragonien vermählt wurde, spielte sich eine sonderbare Szene ab. Das Brautpaar wurde in ihre Kammer geführt und von Frauen und Fräulein entkleidet und ins Bett gelegt. Dann traten der König und der päpstliche Legat ins Zimmer und schauten plaudernd dem Liebesakt der beiden zu. Nach etwa einer halben Stunde verabschiedeten sich alle und liessen die Liebenden gewähren. Auch der berühmte Bruder Cesare Borja hat für seine Hochzeitsnacht Zeugen aufgeboten. Das geht aus einer Aufzeichnung hervor, die durch einen Kurier an den Papst gebracht wurde. Sein Sohn Cesare, so hiess es darin, der ehemalige Kardinal, habe mit Fräulein d'Albert am Sonntag, den 12. Mai 1499 die Ehe geschlossen und vollzogen und es achtmal hintereinander gemacht. Guinessreif! Gerade bei hochstehenden Persönlichkeiten hatte diese Praxis eine wichtige Bedeutung: nach kanonischem Recht war die Gültigkeit der Ehe mit dem Vollzug des Geschlechtsaktes besiegelt. Bei Scheidungswünschen konnten also die Zeugen der Hochzeitsnacht beigezogen werden, um das Ansinnen auf eine Auflösung des Bundes zu verhindern. Im Mittelalter kannte man die "benedictio thalami", die Segnung des Ehebettes. Nach dem ausgiebigen und ermüdenden Mahl wurde das Brautpaar ins Schlafzimmer begleitet, die Braut wurde von den Freundinnen ausgezogen, ins Bett gelegt, ermutigt und mit guten Ratschlägen versehen. Dann legte man den frisch erkorenen Ehemann neben sie, der Priester segnete das Ehebett. Danach haben die Freunde mit einem Höllenkrach den Teufel vertrieben. Die Auffassung von der Privatsphäre hat sich also in der Geschichte gewandelt. Früher gab es Zuschauer im ehelichen Schlafzimmer, heute sitzt wohl nur der US Geheimdienst NSA am Bettrand der Liebenden.

Donnerstag, 20. März 2014

Verkehr im Vatikan

Jedes Land kennt Verkehrsregeln. Der Vatikan kennt nur Geschlechtsverkehrsregeln.

Mittwoch, 19. März 2014

Du sollst nicht ...

„Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen“ schrieb Gott auf die Tafel, die er Moses reichte. Dummerweise hat er dabei vergessen, dass er bei der Schöpfung dem Menschen einen übermächtigen Instinkt eingepflanzt hatte, der seinem Gebot kräftig entgegenwirkte: die sexuelle Begierde. Diese Schikane rächte sich. Die Geschichte wimmelt von Übertretungen von Gottes Vorschrift. Dabei scheiterten nicht nur die kleinen und unbedeutenden Menschen am sechsten Gebot. Viele Grosse schlichen sich ins Bett ihres Nächsten. David, den man in Israel so verehrt, dass „sein“ Stern zum nationalen Symbol wurde, schwängerte Bathseba, die Frau seines Heerführers Uria. Um sich seiner zu entledigen, gab er den Befehl, diesen Uria an die gefährlichste Stelle des Kampfes zu schicken und ihn dort allein zu lassen. Uria wurde erschlagen, David verehrt. Mohammed begehrte die Frau von Sais, die schöne Seineb und behielt sie für sich. Er legte Allah in den Mund, er dürfe alle Frauen haben, die er begehrte. Papst Alexander VI. schlief mit der Frau Orsinis, Giulia Farnese, und als diese zu ihrem Mann zurückkehren wollte, drohte er beiden mit Exkommunikation. Ludwig XIV. war für seine Vorliebe zu Frauen, nicht nur Singles, bekannt. Eine hübsche Geschichte erzählt uns Rousseau in seinen Bekenntnissen. Er begegnet einem Priester, Abbé Gâtier, einem „sehr sanften Herzen“, der nicht befördert wurde, weil er eine Jungfrau in seiner Gemeinde geschwängert hatte. Er bemerkt, dass dies in der Diözese einen fürchterlichen Skandal verursacht hatte. „Die Priester sollen, nach guten Regeln nur verheiratete Frauen schwängern“, berichtet er. „Du sollst die Frau deines Nächsten nicht begehren!“ Auch die begehrenswerten nicht. Doch vergessen wir nicht, die Reize einer schönen Frau erschüttern die Autorität Jahwes.

Sonntag, 16. März 2014

Die Katze im Sack

Das Tagesblatt Gulf News berichtete von einem arabischen Botschafter, der in Dubai die edle Absicht hatte, zu heiraten. Eine alltägliche und recht gewöhnliche Sache, würde man meinen. Doch nicht so, wenn der Bräutigam seiner Auserwählten noch nie ins Gesicht blicken konnte, weil diese Burka-Trägerin ist. Erwartungsvoll stand der zukünftige Ehemann nach dem Jawort da, bereit sich zu verlieben, als die Braut den Niqab, die Kopfverhüllung des Ganzkörperschleiers lüftete. „Oh, my God“ mochte er ausgerufen haben, was auf arabisch etwa wie „marhalla Allaha“ tönen konnte. Was er da sah war eine arg schielende, hässliche Braut mit stark ausgeprägtem Gesichtshaar. Der Bräutigam wandte sich an das Gericht, ersuchte um Annullierung des Eheversprechens und verlangte für die erlittenen moralischen Schäden Entschädigung. Die Moral von der Geschicht, kauf die Katze im Sack nicht.

Freitag, 14. März 2014

Hexerei

Der Bischof von Exeter hatte für seine Diözese ein Pönitentialbuch, ein Strafgesetzbuch für Gläubige verfasst. Darin wurden alle Vergehen zusammengetragen, die dem Bischof nicht gefielen und seine Sicht von Rechtgläubigkeit verletzten. Es erhielt auch die Strafen, die dem Hirten für die Verfehlungen als angemessen erschienen. Unter anderem wurden Frauen der Hexerei beschuldigt und entsprechend bestraft, die behauptet hatten, sie könnten durch Zauberei und Beschwörungen den Männern den Kopf verdrehen. Hört, hört! Herr Bischof, vielleicht wussten Sie das nicht, aber dazu braucht es doch keine Hexerei.

Samstag, 8. März 2014

Imago Dei

Und Gott sprach; lasset uns den Menschen machen, nach unserem Bild, uns ähnlich. Und Gott schuf den Menschen, nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Weib schuf er ihn. Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. (1. Moses, 1, 26 ff) Da stand einer vor dem Spiegel und betrachtete sich. So ist also der Antlitz Gottes, meinte er. Eine Nase, zwei Augen, die auf eine Brille angewiesen sind, zwei Ohren, schütteres Haar. Vielleicht schwitzen auch seine Füsse. Aber da fehlt doch das Weib. He, Frau, komm her, erst zu zweit sind wir wie Gott. Nein, du Banause, wandte der Priester ein, der das hörte. Das ist doch bildlich zu verstehen. Der Mann war verunsichert. Wie ist man bildlich dem Bilde Gottes gleich? Das Bild im Spiegel ist also nur bildlich zu verstehen? Ein Zank entfachte sich mit dem Theologen. Du darfst die Schrift nicht in Frage stellen, denn sie ist die Wahrheit. Ich stelle ja nichts in Frage, sondern nehme das Geschriebene sehr ernst. Wenn ich also nach dem Bilde Gottes geschaffen bin, dann ist ja Gott wie ich. Keiner wollte nachgeben, sie gerieten sich in die Haare. Zweitausend Jahre später kam einer namens Ludwig Feuerbach, ein Philosoph, der die Sache in ein neues Licht rückte. Nicht Gott hat den Menschen nach seinem Bild erschaffen, sondern der Mensch Gott. Bildlich auch diesmal, natürlich. Da liess sich das Bildliche schon besser vertreten. Denn wenn man den Charakter Gottes in den Schriften beachtet, so fällt es auf, dass er sehr menschliche Züge hat. Er ist gewalttätig, verlogen, launisch, eifersüchtig, rachsüchtig, inkohärent, eitel. Damit können wir schon besser leben. Doch wie kam es zu dieser Schöpfung? Unser guter alter Vorfahre schaute abends aus seiner Höhle und erschrak: ein grelles Licht erhellte den Himmel. Weib, was war denn das? fragte er seine Anvertraute. Noch bevor diese antworten konnte, war ein unheimliches Dröhnen und Krachen zu hören. Das muss was ganz Grosses, Mächtiges, Erzürntes sein, sagte die Frau. Nun wenn es so ist, dann wollen wir ihn "Gott" nennen. Und fortan war Gott für alles zuständig, was der alte Vorfahre nicht verstehen konnte: Tsunamis, Erdbeben, Überschwemmungen, Gewitter, Erdverwerfungen und vieles andere mehr. Die Lücken im Wissen des alten Vorfahrens musste Gott füllen. So hiess er auch "Lückenbüssergott". Doch da er diesen nicht anders vorstellen konnte, als jene, die um ihn waren, gab er ihm sehr menschliche Züge. Er schuf Gott nach seinem eigenen Bilde. Noch lange bevor Ludwig Feuerbach diese Einsicht hatte, kam ein alter Grieche auf die gleiche Idee. Schon vor zweitausend fünfhundert Jahren gab es Denker, die erkannt hatten, dass Götter ein anthropomorphes Konstrukt sind. So meinte Xenophanes: Wenn die Ochsen und Rosse und Löwen Hände hätten oder malen könnten mit ihren Händen und Werke bilden wie die Menschen, so würden die Rosse rossähnliche, die Ochsen ochsenähnliche Göttergestalten malen und solche Körper bilden, wie jede Art gerade selbst ihre Form hätte. Und Lukrez fügte etwa ein halbes Jahrtausend später hinzu: Die Angst ist die erste Mutter der Götter. Die Angst vor dem Unbekannten. Dunkelheit, Naturgewalten, Tod, Krankheit, Leiden, Ausmasse des Universums, all diese Phänomene riefen Gott auf den Plan, der dafür herhalten musste, dass der Mensch für seine Fragen keine Antworten fand. Doch der Mensch ist bekanntlich neugierig, ein suchendes Wesen. Er forscht auf allen Gebieten und findet immer mehr Antworten auf die geheimnisvollen Phänomene, die ihn umgeben. Gott muss nicht mehr für Blitz, Erdbeben, Überschwemmungen und Vulkanausbrüche bemüht werden. Die Gesetze der Natur wurden enthüllt, der „Lückenbüssergott“ immer stärker zurückgedrängt. Die Religionen versuchten sich dagegen anzustemmen. Wer nicht glauben wollte, musste daran glauben. Giftbecher, Scheiterhaufen, Verstümmelungen, Morde und im milderen Falle Vertreibungen sollten helfen, die „Ungläubigen“ zur Räson zu bringen. Oder zumindest die anderen davon abzuhalten, diesen verwegenen Gestalten zu folgen. Gott wurde zu jener Erfindung des Menschen, in dessen Namen er seinen Nächsten tötet. Doch die Bleibe des Lückenbüssergottes wurde immer enger. Verwegene Freidenker, nüchterne Wissenschaftler, aufgeklärte Künstler wagten es immer mehr, ihn zu verdrängen. Alle, die um jeden Preis an den vom Menschen erschaffenen Gott glauben wollen, entgegneten, dass es noch genügend ungeklärte Fragen im Leben gibt, um Gott nicht den Arbeitsvertrag zu künden. Was sie allerdings nicht sagen können, warum Gott diese Fragen beantworten würde. Und wie. Beharrlich halten sie fest, dass sie auf jeden Fall recht haben. Der Glaube erweist sich als die Kunst, sich bei den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Für die Theologen bleibt er jedoch die Bastion, die ihre Stellung verteidigt

Samstag, 1. März 2014

Was wäre wenn ...?

Wir meinen und sind daran gewöhnt, die Geschichte als zwingende Abfolge von vergangenen Ereignissen zu betrachten. Doch dies ist eine optische Täuschung, die nur in der Rückwärtsperspektive entsteht. Mit Blick nach vorne, in die unbekannte Zukunft, ist der Ablauf der Dinge Bahngeleisen mit unzähligen Schienen vergleichbar, die mit Weichen untereinander verflochten sind. Bei jeder dieser Weichen "entscheidet" die Geschichte über ihre Zukunft. Doch was wäre geschehen wenn...? Wenn Saulus auf dem Weg nach Damaskus nicht einen epileptischen Anfall gehabt hätte? Da wäre wohl das Christentum wie viele anderen Glaubensgemeinschaften nicht zur Weltreligion geworden. Oder wie dünn war der Faden, an dem das Schicksal der Zarin Katharina von Russland hing! Bei ihrem Staatsstreich gegen ihren unfähigen Gemahl Peter III. hatte ihr ein Kommando des Zaren Widerstand geleistet, die Soldaten hatten schon die Gewehre angelegt, um sie zu erschiessen, als unerwartet ein Major ausrief: "Hurra! Es lebe die Kaiserin". Begeistert liessen alle anderen Katharina hochleben, liessen ihre Gewehre sinken und retteten der zukünftigen grossen Herrscherin das Leben und der Welt ihre geschichtliche Rolle. Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn der General Napoleons Emmanuel de Grouchy in der Schlacht von Waterloo sein Hirn benutzt hätte statt blind einen Befehl auszuführen, und damit die Niederlage in dieser entscheidenden Schlacht verhindert hätte, (so zumindest deutete Napoleon das Desaster um sein eigenes Versagen zu vertuschen)? Wenn die Bombe Stauffenbergs Hitler getötet hätte? Oder nehmen wir das abendländische Schisma der katholischen Kirche. Nach den drei "Gegenpäpsten", die alle Anspruch auf die Führung der Kirche erhoben, wurde nach vierzig Jahren Kampf offiziell Martin V. als Oberhaupt der Kirche anerkannt. Hätte aber einer der Schismatiker gesiegt, so wäre jener als rechtmäßiger Nachfolger Petri in die Geschichte eingegangen und dann wäre er unfehlbar geworden und hätte andere Dogmen erlassen können als sein Kollege. Man komme mir nicht mit Sprüchen wie "der Heilige Geist hat es so bestimmt", gäbe es ihn, so hätte er es nicht zugelassen, dass seine Kirche in ein solches Schlamassel geraten wäre.

Montag, 24. Februar 2014

Die Verblendung

Umar ibn al-Chattab, der mächtige Herrscher des Kalifats und ruhmreicher Eroberer, der das islamische Reich ausgeweitet hatte, war ein erfolgreicher Heerführer, dem die Legende nachsagt, er hätte die berühmte Bibliothek von Alexandria niederbrennen lassen. Was in den Büchern steht und nicht schon im Koran geschrieben wurde, wäre unnütz, soll er gesagt haben. Sollte etwas dem Koran widersprechen, so wäre dies sogar gefährlich. Also weg mit der Schund! Es ist nicht belegt, dass er diese Barbarei begangen hätte. Was allerdings belegt werden kann, ist dass es heute islamische Fanatiker gibt, die in einer solch absurden Gedankenwelt leben und die nur die Sprache von Bomben und Kalaschnikows kennen.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Habakuk beim Pfarrer

Mein lieber Onkel Habakuk. Auf meiner Reise kam ich im Jahr 1733 in ein kleines Dorf namens Etrépigny in der Champagne vorbei. Ich suchte eine Herberge, man wies mich an, beim Dorfpfarrer nachzufragen. Man sagte mir, dieser wäre ein heiligmässiger Mann, der ein strenges Leben der Abstinenz führte und jedes Jahr den Teil von seinem Gehalt an die Armen verteilte, der ihm sein bedürfnisloser Lebensstil übrig liess. Als ich bei ihm anklopfte, wurde ich von einer alten Haushälterin empfangen, die mich in sein Zimmer führte. Mit grossem Bedauern musste ich feststellen, dass der arme Mann krank darniederlag und ihm allem Anschein nach nur noch kurze Zeit auf diese Erde vergönnt war. Dennoch wies er mir mit schwacher Stimme ein Zimmer zu und forderte mich auf, mich zu erfrischen und dann zu ihm zu sitzen. Ich dachte, er würde bei mir Trost suchen, doch weit gefehlt! Mit grosser Gelassenheit teilte er mir mit, dass er nun bald sterben würde und lächelte mich verklärt an. Er zog unter seinem Kopfkissen ein Manuskript hervor und überreichte es mir. Er bat mich, es in Ruhe zu lesen und anschliessend wieder zu ihm zurückzukommen. Bereitwillig erfüllte ich ihm diesen letzten Wunsch. Ich zog mich also in meine Kammer zurück und begann zu lesen. Gross war meine Verblüffung, als ich mich in diese Schrift versenkte. Sie begann damit aufzuzeigen, dass die Bibel voller Widersprüche ist und die Wunder sowohl im Alten wie im Neuen Testament entweder frommer Schwindel oder falsch verstandene Naturerscheinungen waren. Die Unsterblichkeit der Seele war alles andere als ein Trost, nachdem ein fürchterlicher Gott nur die wenigsten Menschen mit dem Himmel belohnen würde, die meisten aber in die Hölle schickte. An einem solchen Gott könne ein denkender Mensch nicht glauben. "So müsst ihr also einsehen, ihr Theologen", hiess es, "dass euer Gott euren eigenen Prinzipen gemäss bösartiger ist, als der bösartigste der Menschen." Die Vorsehung wird mit schmeichelhaftem Lob für die aufmerksame Sorge gepriesen, die sie dem Schicksal der Menschen beschert. Doch das Menschengeschlecht ist ständig damit beschäftigt, sich vor den bösartigen Machenschaften dieser Vorsehung zu schützen, die sich angeblich nur um die Bewahrung ihres Glückes kümmert. Schliesslich holte der Verfasser zum Rundschlag gegen den Glauben aus. Welcher normale Mensch könnte glauben, dass Gott in der Absicht, sich mit der Menschheit zu versöhnen, seinen eigenen unschuldigen und makellosen Sohn opfern würde? Und es ging in diesem Stil weiter, wobei ich einsehen musste, dass alles vernünftig tönte. Am nächsten Morgen begab ich mich zu meinem Gastgeber, der ein wenig besser aussah, als bei meiner Ankunft. "Hast du in das Manuskript hineingeschaut?", war seine erste Frage. Als ich ihm diese bejahte, wollte er wissen, was ich davon hielte. Ich habe es mit Interesse, Überraschung und Anerkennung gelesen. Die Menschen glauben alles, wenn man es ihnen von klein auf eintrichtert. Aber wer in aller Welt gab Ihnen, dem Pfarrer, diese Schrift?, wollte ich von ihm wissen. Ich sage es dir, falls du mir versprichst, dass du das zu meinen Lebzeiten nicht weitersagst, aber wenn ich tot bin, musst du das Büchlein veröffentlichen. Ich hatte keinen Augenblick mit der Antwort gezögert und ihm versprochen, seinen Wunsch zu respektieren. Ich habe das verfasst, flüsterte er. Aber Sie waren doch Pfarrer, der seinen Schäflein den Glauben stärken musste. Ich habe ihnen gedient mit Liebe, Fürsorge, Verständnis und Geduld. Meine Moral kommt nicht von diesem monströsen Gott, den die Kirche predigt, sondern von der Einsicht in die Not des Menschen. Danach schwiegen wir lange. Ich fragte ihn, als ich ging: wie heissen Sie Herr Pfarrer. Nenne mich nicht Herr Pfarrer. Jean Meslier ist mein Name. Verbrennt den Schund und die Leiche dieses Ketzers, rief der Papst, als er viel später die Schrift las. Recht hat er. Nachdenken ist bei den Theologen nämlich verboten, mein lieber Onkel Habakuk. Ich Grüsse dich herzlich Dein Neffe Ibrahim

Sonntag, 16. Februar 2014

Ungerechte Welt

Eines der fruchtbarsten Betätigungsfelder der menschlichen Phantasie liegt im Erfinden der grausamsten Torturmethoden. Die zahllosen Bücher, Bilder, Erzählungen, Museen bringen uns das unermessliche Leid vor Augen, die der Starke dem Schwachen zugefügt hat. Hass, Rache, Machtgier, Intoleranz, Glaubensfanatismus und andere Schwachstellen menschlicher Psyche forderten ihren Tribut. Ich will hier nicht in sadistischer Lust auf die Einzelfälle eingehen, meine Feinfühligkeit erträgt so etwas nicht. Ich habe mit allen, die Folterungen erleiden müssen, grosses Bedauern. Oder mit fast allen. Wo sind die Grenzen meines Mitgefühls? Die Presse berichtet über die Klagen des norwegischen Mörders Anders Behring Breivik, der insgesamt 77 Menschenleben auf dem Gewissen hat und im Gefängnis einen Hungerstreik begann, weil er Tortur erleiden müsse. Diese Qual rühre von der niedrigen Lebensqualität wegen den Haftbedingungen her. Man möge seine Playstation 2 mit dem neueren Modell und seine zu simplen Videospiele mit deftigen ersetzen. Schliesslich würde er sich im Gefängnis "beispielhaft" aufführen. Welche Tortur! Wohlgemerkt, er wollte während der Gerichtsverhandlung unbedingt als zurechnungsfähig bewertet werden.

Dienstag, 11. Februar 2014

Die Grenzen der Gürtellinie

Die Amerikaner betreiben bekanntlich in grossem Stil Spionage und hören die Telefongespräche von Freund und Feind ab. Sie sind bei den Vorhaltungen durch die Betroffenen gar nicht reumütig, denn schliesslich dürfen sie alles machen, was sie für ihr recht halten. Der russische Geheimdienst tat dasselbe und hat das Gespräch der Vize-Aussenministerin Victoria Nuland mit dem Botschafter der USA in der Ukraine abgehört und ins Netz gestellt. Die Dame hat auf feine Art ihre Meinung, die sich wahrscheinlich mit der Meinung vieler ihrer Kollegen deckt, zum Ausdruck gebracht: fuck the EU, gab sie zum Besten. Die Amerikaner sind entrüstet; nicht etwa über die vorwitzige Vize-Aussenministerin, sondern über die Russen, die sie abgehört hatten. Einen gemeinen Schlag unter die Gürtellinie, nannten sie die Aktion des russischen Geheimdienstes. Da fragt man sich unwillkürlich: wo beginnt die Gürtellinie? Übrigens: viele EU-Bürger sind mit Nuland solidarisch. Um von den Schweizern gar nicht zu sprechen!

Donnerstag, 6. Februar 2014

Der gute Ruf der Kirche

Der Zentralpräsident der Vereinigung katholischer Juristen Italiens, ein gewisser Francesco D'Agostino hat in einem Radiointerview vom 6. Februar 2014 eine mentale Kontorsionsübung vollbracht. Er hat die UNO aufgefordert, gefälligst ihre Nase nicht in die inneren Angelegenheiten des Vatikans reinzustecken. Gemeint hat er damit, die Vertuschung der Pädophilie in der katholischen Kirche nicht zu kritisieren, schliesslich würde für den Vatikan das kanonische Recht gelten. Hört, hört! Wenn also ein irischer, amerikanischer, italienischer Wüstling sich an Kindern vergeht, so ist das also Sache des Vatikans, das Verbrechen unter den Teppich zu wischen. Schliesslich geht es um das Beichtgeheimnis, meint der gutgläubige Jurist. Welch unwürdige Einstellung! Erstens geht es nicht nur um die versteckten Fälle, die unter dem Beichtgeheimnis begraben werden, sondern auch um Vergehen, bei denen die Kirche mit den Tatsachen konfrontiert wurde und es vorzog, den Opfern monetäre Abgeltung zu gewähren, um die Namen der pädophilen Priester nicht preiszugeben. Und ausserhalb der Mauern des Vatikanstaates fallen diese Verbrechen alle unter die Gerichtsbarkeit der jeweiligen Länder, wo die Sauerei begangen wurde. Doch für diese Lakaien des anmassenden Aberglaubens ist alles unantastbar, was die widerliche Heuchelei der Kirchenfürsten stützt. Wir entrüsten uns, wenn wir hören, dass auf unseren Breitengraden fanatische Islamisten ihre Glaubensbrüder (und vor allem Glaubensschwestern) nach der Scharia richten wollen. Ausser dem so gescheiten D'Agostino anscheinend.

Montag, 3. Februar 2014

Götterdämmerung

Die katholische Kirche verkam während der Renaissance zu einer reinen Genussgenossenschaft. Die horrenden Ausgaben für Bauten und Kunst und klerikalen Pomp, deren Werke wir heute noch bewundern können, waren gewiss nicht mit dem Ideal der von den Kanzeln gepredigten Armut und Demut vereinbar. Die Kriege einiger Päpste standen in krassem Widerspruch zur Lehre des friedliebenden Religionsgründers. Die ausgelebte Wollust der Kirchenfürsten entsprang zwar menschlicher Triebhaftigkeit, spottete aber der kirchlichen Forderung nach Keuschheit, Reinheit und sexueller Entsagung. Wen wundert es, dass sich die ehrlichen Gläubigen gegen die Missstände erhoben und das christliche Leben von Verunreinigung und Üppigkeit reinigen wollten. Die Radikalen indessen rutschen in ihrem Eifer, wie oft bei solchen Übungen, auf die andere Seite vom Ross. Sie stellten alles in Frage. Sie betraten einen Raum ohne Gott und merkten, dass es hier wohnlich aussah. Die Zügellosigkeit gebar das Freidenkertum, Gott ist auf dem Rückzug und es ist nur einer Frage der Zeit, wenn endgültig mit Nietzsche verkündet werden kann, dass Gott tot ist.

Donnerstag, 30. Januar 2014

Nicht nur Engel haben Flügel

Der kürzlich zurückgetretene Bischof von Lugano, Pier Giacomo Grampa ist wegen zu rassigem Autofahren gebüsst worden. Wie? Ein Bischof? Sonst ist die katholische Kirche nicht für Tempo sondern für Schneckengang bekannt. Was nicht berichtet wird, ob er auch Messwein im Blut hatte. Sein Vergehen hatte allerdings gravierende Folgen: drei Monate Führerscheinentzug. Und das ist hart. Denn Grampa war bekannt, dass er überall hinfuhr, wo er einen Fotoapparat oder eine Fernsehkamera vermutete. „Prezzemolo“ wurde er von einigen genannt, Petersilie, weil dieses Küchenkraut überall anzutreffen ist. So muss er doch froh gewesen sein, dass er vom Fernsehen wegen seiner Sünde zur Rede gestellt wurde. Ich will es ihm nicht unterstellen, dass er absichtlich zu schnell fuhr, weil er seit seinem Rücktritt nicht mehr die Aufmerksamkeit der Medien beanspruchen konnte.

Mittwoch, 29. Januar 2014

Strahlende Gerechtigkeit

In Indien hat das Oberste Gericht die Homosexualität als strafrechtlich verfolgtes Verbrechen definiert. Das ist doch logisch. In einem Land, wo kein Tag vergeht, ohne dass Frauen brutal vergewaltigt und getötet werden, gelten jene, die das nicht tun, als gesetzeswidrig. (Vgl. Corriere del Ticino, 29. Januar 2014, S. 36)

Montag, 27. Januar 2014

Teufel à go-go

Die Taliban, diese verblendeten Mörder im Namen eines erfundenen Gottes haben ihre eigenen Kriterien, die Errungenschaften der Moderne in „westliches Teufelszeug“ und in Allahs Gabe einzuordnen. Sprengstoff, Kalaschnikows, Handgranaten, Giftbomben und andere Mordwerkzeuge gelten als gottgefällig. Die Polioimpfung, die Kinderlähmung verhindert und Menschen vor Tod und Entstellung rettet, ist aber westliches Teufelszeug. Versteht sich von selbst, nicht wahr? Deshalb bringen sie systematisch die armen Krankenschwestern um, die die Impfung an Kinder verabreichen. Der Oppositionsführer in Pakistan, Bilawal Bhutto meinte, die Krankheit könne dann ausgerottet werden, wenn die Taliban ausgerottet seien. Viel Erfolg, Herr Bhutto!

Samstag, 25. Januar 2014

Die zeitgenössische Kunst

Welche Kunst? Das Mittelmäßige, Durchschnittliche, Erzwungene, Erbrochene erobert die Zustimmung der Betrachter. Im Zeitalter der Information und der ausgreifenden Kommunikation wird groteskerweise der Aussage kein Raum mehr freigehalten. Doch nicht nur der Inhalt wird entbehrlich; auch die Form hat ausgedient. Sie wird zum Zufallswerk, zur Un-form, zum Chaos. Bei allem Bemühen um neue Ausdrucksgattungen, die durch „Spurensicherung“, Happenings, Minimal Art, Land Art, Ready mades, Performance und anderen modernen Kreationsformen geschaffen wurden, muss doch zumindest vermutet werden, dass als getarntes Ziel die Verknüpfung des eigenen Namens mit kunstgeschichtlicher Beheimatung im Vordergrund steht. So will sich selbst das Hässliche, das Abstoßende als Kunst verstehen lassen. Die Uni-Ferkelei des Wiener-Aktionismus mag wohl als Protest, als Schocktherapie, als Ausdruck von Unbehagen gedeutet werden, doch Kunst sind solche Anlässe nicht. Die „zeitgenössische Kunst“ ist die Nacht, in der alle Kühe schwarz sind. Plattheit und Banalität finden darin Unterschlupf, neben kreativem und originellem Schaffen. Da wird im Schweizer Fernsehen der große Kunstevent angepriesen, dass ein eigens dafür erstelltes kleines (und hübsches) Holzhaus auf zwei Paar Skis vierzig Meter den Hang hinunterrutscht. Ein ziemlich erbärmliches Unterfangen. Jeder, der in seinem angestammten Beruf, sei er Arzt, Baggerführer, Autospengler oder Lehrer nicht nach Wunsch "realisieren" kann, darf sich seine Kunstrichtung erfinden. Was dabei herauskommt, ist egal. Und da Galleristen und Kuratoren eine Heidenangst davor haben, als unzeitgemäß und rückständig abgestempelt zu werden, blasen sie tüchtig im Fasnachtschor der neuen Kunstpäpste ihre schrägen Töne. Auf der einen Seite gilt: je weniger Anstrengung und technisches Können in einem Werk zu Vorschein kommen, umso mehr wird ihm Geniales angedichtet. Die Alternative dazu krönt sinnlose, technische Monsterkonstruktionen zu Kunstwerken. Man verstehe mich nicht falsch; am Verspielten, Tänzerischen, Chaotischen, vordergründig Sinnlosen, die sich um Beispiel in den Werken Tinguely’s manifestieren, hat man zu Recht Freude. Doch wie viel Knorz wird sonst dem Zuschauer zugemutet? Nur so kann der unsinnige Spruch von Werner Haftmann gedeutet werden: Kunst ist, was berühmte Künstler machen.* Dies im Zusammenhang mit der Schöpfung von Marcel Duchamp, der ein Pissoir deshalb zum Kunstwerk erklärt hatte, weil er seine Signatur darauf setzte. Wenn aber die Signatur das konstituierende Merkmal eines Kunstwerkes ist, dann könnte einer auf die Idee kommen, sich von einem großen Künstler die Unterschrift auf das Gesäß tätowieren zu lassen und danach als lebendiges Kunstwerk bis ans Ende seiner Tage durch die Welt wandern. In einem bestimmten Alter wäre er dann ein antikes Kunstwerk, oder? Ich wünsche mir eine Kunst, die nicht nur das Triviale verherrlicht, sondern auch Fertigkeit zum Ausdruck bringt. *Betrachtungen zur Tautologie. Das Philosophische Wörterbuch von Walter Brugger nennt Tautologie (wörtlich „dasselbe sagend“) ein Urteil, dessen Subjekt und Prädikat nicht bloß der Sache, sondern dem Begriffe nach identisch sind, der Gebrauch verschiedener Worte, um einem verschiedenen Sinn oder eine Begründung vorzutäuschen. „Berühmte Künstler“ sind dem Wortsinn nach Menschen, die durch ihre Kunst berühmt wurden. Wenn dann „Kunst“ als Werk solcher Menschen definiert wird, dann beißt sich der Hund selber schmerzhaft in den Schwanz.

Freitag, 24. Januar 2014

So ist es!

Der Unterschied zwischen Genialität und Dummheit ist der, dass die Genialität ihre Grenzen hat. (Unbekannter Denker, Zit. bei J. Jonasson)

Montag, 20. Januar 2014

Verkehrsregeln im Jenseits

Einem kolumbianischen Verkehrsrowdy ist für die nächsten neun Jahrhunderte der Führerschein entzogen worden. Dies erfuhr ein Richter in Bogotá, als er den Mann wegen des Unfalltods einer Passantin zur Rechenschaft ziehen wollte. Der Mann hatte im September 2011 in betrunkenem Zustand eine 87-jährige Frau überfahren und ihren Sohn schwer verletzt. Er sollte sich deshalb nun wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Bei der Anhörung stellte der Richter jedoch fest, dass dem Angeklagten schon kurz vor dem Vorfall wegen unzähliger Verkehrsdelikte der Führerschein bis zum Jahr 2999 entzogen war. Gleichzeitig hatte er Geldbussen in einer Rekordhöhe von umgerechnet rund 706'000 Franken angesammelt. Hätte der Mann einen guten Verteidiger gehabt, so wäre ihm möglicherweise das Urteil um die Hälfte reduziert worden. Auf jeden Fall wird der Rowdy nach Verbüssung der Strafe vermutlich nicht mehr erwischt werden. Denn im Jenseits darf man mit höllischem Tempo fahren.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Verkehrsordnung für Hexen

Fliegen! Welch alter Wunsch des Menschen! Den Vögeln gleich in den Lüften segeln, frei sein und das Erdreich von oben betrachten, ist die ewige Sehnsucht, die von allen verspürt wird. Dazu kommt der Rausch der Geschwindigkeit; Flügel kommen nun einmal nicht so behäbig langsam vorwärts wie Beine, sind weniger an topographische Begebenheiten gebunden und gelangen schneller zum Ziel. Cherubim, Seraphim, Erzengel, ja sogar das gemeine Fussvolk der Engel sind uns weit voraus. Sie haben Flügel, in Übermass, einige sechs Stück. Dädalus wurde in der griechischen Mythologie aus Strafe auf der Insel Kreta mit seinem Sohn Ikarus festgehalten, baute sich aber Flügel, deren Federn mit Wachs befestigt waren, um zu entkommen. Der übermütige Ikarus wollte die Weisung des Vaters nicht befolgen, flog zu hoch in den Lüften, wobei die Sonne das Wachs schmelzen ließ und er ins Meer stürzte. Doch das Transportmittel „Flugzeug“ war vorausgesagt. Heute kennen wir unzählige Luftfahrtvehikel: Sputniks, Raketen, Raumfahrtzeugen, Flugzeuge, ULM (ultra-léger motorisé), Drachenflieger, Gleitschirme und Besen. Ja, Sie haben richtig gelesen: Besen. Besen sind bekanntlich das Transportmittel der Hexen. Und wie alles, was in der Luft verkehrt, müssen auch Besen der Luftfahrtverordnung unterstellt sein. Dieser Meinung ist zumindest das Zivilluftfahrtbehörde von Swaziland. Es hatte in allem Ernst eine Verordnung erlassen, Hexen dürfen nicht höher als 150 Meter fliegen, ansonsten würden sie verhaftet. (Vgl. Corriere del Ticino, 8. Juni 2013, S. 36). Eine gesalzene Busse müssten sie auch bezahlen. Somit kann mit Zustimmung der Behörden die Hexenjagd beginnen! P.S. Das Bundesamt für Aviatik überlegt sich, eine Klarstellung zu erlassen, in der den Amerikanern erklärt wird, dass Swaziland nicht mit Switzerland identisch ist.

Sonntag, 12. Januar 2014

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!

Über die Erziehungsmethoden gehen die Meinungen auseinander. Autoritär oder anti-autoritär, repressiv oder um Dialog bemüht, Strafe oder Ansporn? „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, könnte auch in diesem Bereich das Kriterium für die Bewertung des Erfolgs elterlichen Bemühens heissen. Eine ausgefallene Bestrafung hat ein Vater in Tunesien gewählt, der mit dem Fleiss seiner Söhne bei der Erledigung ihrer Hausaufgaben nicht zufrieden war: er hat die faulen Kerle kurzerhand erhängt. Das sollte ihnen eine Lehre sein! (Vgl. Corriere del Ticino, 13.11.2013, S. 44) Möglicherweise hätte die Mutter der Kinder, die zweifellos eine weniger autoritäre Einstellung besass, den Lehrer und den Ehemann auf den Galgen geschickt. Doch was haben schon Frauen in islamischen Ländern zu sagen?

Donnerstag, 9. Januar 2014

Die Anmassung der Fanatiker

Frauen werden oft von ihren Ehemännern verprügelt, bei Muslimen mit besonderer Vorliebe. Nicht nur in den Ländern des Islam, aber auch dort, wo die "Gläubigen" als Einwanderer leben. Kürzlich hat der Imam Tarik Hammudi in Spanien den Ehefrauen geboten, die Gesetze des Landes zum Schutz gegen häusliche Gewalt abzulehnen und beim häuslichen Prügel keine Anzeige bei der Polizei vorzunehmen. Eine Bestrafung der gewalttätigen Ehemänner wäre nach der Interpretation des Geistlichen "ungerecht" und dürfe nicht zugelassen werden, "denn die Normen, die durch einen Richter ausgesprochen werden, können weder die durch Gott verbotenen Sachen erlauben, noch können sie die durch ihn erlaubten Sachen verbieten." Die grosse Bedrohung, die von diesen fanatischen Gottesmännern ausgeht ist, dass sie die Gesetze der Gastländer durch ihre eigene ersetzen wollen. Viele geben es unumwunden zu, dass sie in der ganzen Welt die Scharia einführen wollen. Die Unvereinbarkeit der Kulturen ist offensichtlich. Was kann hier der aufgeklärte Demokrat tun? Toleranz üben? Soll einer versuchen, in ein islamisches Land zu gehen und verkünden, er wolle für seine Gesinnungsgenossen das napoleonische Recht anwenden! Wird er mit derselben stupiden Toleranz behandelt wie in Spanien der Imam Tarik Hammudi? Was also ist bei dieser offensichtlichen Inkompatibilität der "Kulturen" zu tun. Ich meine: entflechten. Wem die Gesetze eines Landes nicht gefallen, möge gefälligst in sein eigenes Land zurückkehren. Doch nein, diese Schleimer verlangen für sich Toleranz, weil dies bei uns üblich ist. Und wollen dabei den Staat untergraben.

Mittwoch, 8. Januar 2014

In Gottes Namen

Gott ist ein grosser Lieferant von Kriegen und von Verbrechen aller Art. (Jean d’Ormesson)

Sonntag, 5. Januar 2014

Touristenwerbung

Besucht Indien, den Subkontinent der unzählbaren Wunder. Kommt und besucht die grossartigsten Kunstwerke der Architektur, nachdem ihr durch ausgedehnte Elendsquartiere der übelsten Sorte gewandert seid (falls ihr den Mut habt, dies zu Fuss zu tun)! Kommt und sieht euch die Welt an, wo die heiligen Kühe wertvoller sind als die Menschen, wo nicht einmal die Kadaver dieser Gottheiten entsorgt werden dürfen, am Strassenrand liegen gelassen, einen beissenden Geruch verbreiten und von den Aasgeiern zerfleischt werden! Schaut euch das Theater an, wenn Frauen öffentlich vergewaltigt, anschliessend mit Kerosin übergossen und verbrannt werden! Auch Touristinnen können in diesem Schauspiel eine Rolle finden! Kommt in das Land des Kastenwesens, wo Familien ihre eigenen Kinder umbringen, weil sie sich mit gleichaltrigen anderer Kasten zusammentun! Wo eine Mutter es vorzieht, ihr Kind sterben zu lassen, weil sie es einem Kastenlosen nicht erlaubt, es aus einem Brunnen zu retten. Kommt in das Land der arrangierten Ehen, wo die junge Braut vergiftet wird, falls ihre Familie zu wenig Mitgift aufbringt. Kommt in dieses Paradies auf Erden, wo zahllose Kinder an Hunger und Krankheit sterben, dafür aber die Superreichen soooo glücklich sind! Kommt auf dieses Schlachtfeld, wo Bomben Unbeteiligte zerfetzen im Namen von irgendwelchen Göttern, die ihren Wahlkampf führen! Kommt in dieses Land des Friedens, das zur Freude der Hungernden so liebliche Atombomben baut.

Donnerstag, 2. Januar 2014

Garantiezertifikat

Nach zuverlässigen Zeitungsberichten gibt es in Italien eine immer grössere Anzahl von Frauen, die durch chirurgische Eingriffe ihre geplatzten Jungfrauhäutchen durch neue ersetzen lassen. Obwohl die Damen dabei aus Gründen der Diskretion private Kliniker bevorzugen, nimmt die Anzahl der Gesuche auch in den öffentlichen Spitälern zu. (Vgl. Corriere del Ticino vom 12. April 2008) Kommentar: der berüchtigte Brauch der Sizilianer, nach der Hochzeitsnacht ein blutbeflecktes Leintuch auf den Balkon zu hängen, hatte zwei mögliche Bedeutungen: entweder rührte das Blut von der Entjungferung her, oder vom Mord an der Braut, die eben keine Jungfrau mehr war. Eigentlich ist es von der Natur ziemlich parteiisch, dass sie nur die Frau mit diesem Meldesystem für Unversehrtheit ausgestattet hatte. So etwas wie ein Jungmannsstäbchen für Männer wäre zweifelsohne nützlich und sehr aufschlussreich gewesen. Wie so etwas aussehen müsste? Vorschläge und Anregungen werden gerne entgegengenommen.

Mittwoch, 1. Januar 2014

Paradiesisch

Auf der Wunschliste menschlicher Psyche steht das Glück. Philosophen, Ideologen, Theologen, Diktatoren, Politiker und sonstige Gaukler haben die Menschen stets mit dem Versprechen gefüttert, ihnen das Glück zu schenken. Die Dreisten stellten in Aussicht, dies auf Erden zu tun, die vorsichtigeren Schwindler bieten es im Jenseits an. Die Ersten müssen wir nicht widerlegen, sie tun das selbst. Die zweite Kategorie ist schwerer zu fassen, denn niemand konnte berichten, wie es nach dem Tode aussieht. Da ist der Phantasie freier Ausgang gewährt, und weil doch oft der Wunsch Vater des Gedankens ist, neigt der Mensch dazu, um der Hoffnung nach Glück willen, an Unsinn zu glauben, selbst wenn er nur eine Fata Morgana ist. Da die Zeitlichkeit des Menschen Los ist, kann er auch im Paradies nur in die Zeit eingebunden sein. „Zeitlos“ würden wir sinnlich nicht wahrnehmen können, wir wären um den Lohn auf immer betrogen. Die Verheissung ist nämlich nicht, in einem anderen Zustand zu leben, die Auferstehung ist mit dem Körper und den Sinnen geplant, schon deshalb, weil dadurch die Verdammten ewig brennen und leiden können. Die Zeit läuft aber, zumindest für den Menschen, nur in eine Richtung. Es wird aber spannend sein zu erleben, wie die „ewige“ Zeit aussehen wird. Woody Allen spöttelt mit schelmischem Augenzwinkern: die Ewigkeit ist sehr lang, besonders gegen das Ende. Wird Ewigkeit in Stunden gemessen? In Minuten, Sekunden, Jahren? Statt Geburtstage werden dann die Menschen ihren Auferstehungstag feiern. Wie sieht ein hundert Millionen alter Mensch aus? Bekanntlich verbraucht der Körper selbst im Ruhezustand Kalorien. Also muss der Mensch auch im Paradies mit Energie versorgt werden, wie auf Erden. Ernährung und Stoffwechsel sind also auch im Jenseits nötig. Wer reinigt die Toiletten im Paradies? Die Engel? Wer schneidet mir die Haare? Coiffeurengel? Theologen haben auch darüber gerätselt, ob wir als Bébé, als junge Menschen, oder, da wir in der Ewigkeit ohnehin uralt werden, als Greise auferstehen. Mit oder ohne unseren Gebrechen? Wie wird unser Gehirn ausgestattet? Kommen da die vielen Gehirnzellen mit, die während des Lebens vom Alkohol vernichtet wurden? Oder werden zur Strafe der Säufer diese Zellen nicht ersetzt? Andere Theologen hatten sich dagegen gewehrt, die Frauen ins Paradies einziehen zu lassen. Sie sollen doch freundlicherweise vorher paradieskonform werden und sich von Gott in Männer umwandeln lassen, damit sie das Bürgerrecht für das Land der Seligkeit erlangen. Unendlich viele Fragen bedrängen uns, wir würden uns gerne auf das Paradies vorbereiten, doch die Konturen der Verheissung sind verschwommen, es ist nicht klar, wie es sein wird, im ewigen Leben. Die Seelsorger meinen, wichtig sei nur, daran fest zu glauben. Ihr werdet es schon sehen, wenn es so weit ist! Und wenn nicht, dann habt ihr eben Pech gehabt.