Sonntag, 25. April 2010

DIE BESTE ALLER WELTEN

Die Frage, ob der gütige Schöpfer dieser Welt auch das Böse in ihr geschaffen hat, war für die Philosophen und Theologen jahrhundertelang eine harte Nuss zum knacken. Der deutsche Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz gab sich viel Mühe, das Prestige Gottes zu retten. Wie konnte ein guter Gott eine Welt erschaffen haben, die mit so vielen Mängeln behaftet war? Krankheit, Tod, Gewalt, Bosheit waren doch gewiss nicht im Schöpfungsplan vorgesehen. Die Lösung fand er in der Behauptung, Gott hätte mit dem Kosmos nichts Geringeres als die beste aller möglichen Welten hervorgebracht. Mit anderen Worten: Gott ist zwar vollkommen, doch sein Werk unterliegt notwendigen Beschränkungen. Bei diesen Bedingungen hat er als allmächtiger eben die beste aller Welten gebastelt.
Voltaire war über diesen Gotteseifer ziemlich verärgert und schuf seine naive Romanfigur Candide, die in dieser besten Welt so viel Unheil erleben muss, dass er am Schluss nicht mehr an diese Deutung glaubt.
Ogden Nash, der amerikanische Dichter fasste die Sache in einfache Worte: Gott erschuf in seiner Weisheit die Fliege – und dann vergaß er uns zu sagen, warum.
Die Moral von der Geschicht: ein gütiger Gott, die Vision der Schöpfung und das Böse in der Welt passen nicht zueinander.

Freitag, 23. April 2010

AUF UND AB

Rosa Luxemburg rief einmal prägend aus: Die Dividenden steigen, und die Proletarier fallen. Heute könnte man sagen: Die Boni steigen, und die Dividenden fallen.

Mittwoch, 21. April 2010

MIT VOLLEM BAUCH STIRBT ES SICH LEICHTER

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam für viele eine sehr schwere Zeit. Nicht, weil sie vorher im versprochenen Paradies gelebt hätten, sondern weil jede Umstellung zuerst Schmerzen bringt. Die alten Strukturen müssen sich häuten, die neuen Machthaber verschaffen sich Ellbogenfreiheit, um ihre Vorrangstellung mit Arroganz zu festigen. Die Kleinen leiden weiter.
Die Soldaten in Sibirien gehörten zu diesen Kleinen. Der Staat gab ihnen nichts mehr zu essen. Die Unterernährten Jugendlichen waren ausgehungert und zu Skeletten abgemagert. Doch lange andauernder Hunger setzt die Triebe auf den Führerstand des Lebens, das Tier im Menschen übernimmt die Herrschaft. So geschah es, dass ein 18-jähriger Rekrut, der seit Tagen nichts mehr zu essen hatte, getötet hatte, um sich ernähren zu können. Als der Magen gefüllt war, übernahm wieder die Vernunft das Kommando. Er erkannte, was er getan hatte. Kurzerhand brachte er sich um. (Corriere del Ticino, 23. Oktober 1998).

Sonntag, 18. April 2010

SICHER IST SICHER

Mailand, via Pietro da Cortona, ein Miethaus für kleinere Budgets, wo einige hundert Familien leben. Viele Wohnungen sind in einem Zustand, der eine Zwangsrenovierung nötig macht. Die Handwerker machen sich an die Arbeit. Ein Mieter ist augenblicklich abwesend, die Polizei öffnet die Türe. Auf geht’s, meinen die Klempner und machen sich Platz. Sie verschieben ein Möbel, wobei sich eine Schublade öffnet. Erstarrt blicken die Leute auf den Inhalt. Drei kleinere Bomben in Zeitungspapier eingewickelt lachen sie an. Zetermordio! Eine Terroristenzelle entdeckt! Ruft die Polizei!
Behutsam werden die Bomben in eine Grube transportiert und dort gesprengt. Die Sprengkörper stammen aus dem zweiten Weltkrieg und hätten das ganze Wohnkomplex in die Luft sprengen können.
Jetzt suchen wir die Terroristen, heißt es. Wer bewohnt diese Wohnung? Das Staunen ist groß: eine achtzigjährige Frau wird als Mieterin ausfindig gemacht. (Corriere della Sera, 15.04.2010. S. 6) Hat sie sich wohl für Streitigkeiten mit den Nachbarn gerüstet?

Sonntag, 11. April 2010

TAUSCHGESCHÄFTE

Im indischen Gliedstaat Gujarat hat ein Mann seine jugendliche Tochter enthauptet. Eine Gottheit sprach zu ihm im Traum und verlangte ein Menschenopfer. Daraufhin nahm der gottesfürchtige ein Beil und schlug damit der Tochter den Kopf ab. (Neue Zürcher Zeitung, 3. Mai, 1994. S. 13) Wiederum in Indien, im Unionsstaat Tripura haben zwei Männer eine Frau enthauptet und damit einem Gott ein Menschenopfer dargebracht. Dieser sollte ihnen aus Dankbarkeit den Weg zu einem Schatz offenbaren. (Neue Zürcher Zeitung, 19./20 Februar 200, S. 64) Mit Göttern Geschäfte zu machen ist aber eine windige Sache. Opfer, Gebete, Spenden, Gelübden werden unzählige Male eingesetzt. Dummerweise sind aber Götter chronisch wortbrüchig. Dabei wäre es doch so bequem, mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Sie können so viel, mit ihrer großen Macht.

Samstag, 10. April 2010

WENN PÄDOPHILIE SYSTEMKONFORM IST

Im Februar 2009 wollte der Gesetzgeber Jemens das Mindestalter für die Eheschließung auf 17 Jahre festlegen. Doch einige Politiker sträubten sich gegen dieses „unislamische“ Gesetz, fochten es an und wiesen es an den Verfassungsausschuss zurück. So konnte es kommen, dass ein 13-jähriges Mädchen mit einem zehn Jahre älteren Mann zwangsverheiratet wurde und vier Tage später an den Verletzungen seiner Genitalien gestorben ist. (Neue Zürcher Zeitung, 10. April 2010, S. 2).
Es muss wirklich schmerzhaft sein, in so jungen Jahren schon Witwer zu werden.

Freitag, 9. April 2010

DIE GENITALIEN DARF ES NICHT GEBEN

Die katholische Kirche hat mit ihrem Sexualkomplex die Köpfe voll gestopft. Wen wundert es, dass die Früchte solcher Erziehung faul sind. Während Jahrhunderten durften die Medizinstudenten an der päpstlichen Universität in Rom an präparierten Leichen nur dann operieren, falls denen vorher die Geschlechtsteile entfernt wurden. (Vgl. B. Russel, Unpopular Essays, S. 103) Ich frage mich, wer mit dieser Aufgabe betraut war. Vielleicht taten es blinde Priester. Das sind ja alle, könnte jemand einwenden.

Montag, 5. April 2010

ZERFALL UND HEUCHELEI

Die Heuchelei, Falschheit, ja Verlogenheit der katholischen Kurie geht aus den neuesten Äußerungen des Interpreten jener unglaublichen Anweisungen des Papstes hervor, die er vor kurzem gemacht hat. Keine Präservative, sondern Enthaltung. Die alte, aufgewärmte Suppe, die seit Hieronymus, Augustin, Kasuistik und Ratzinger den Gläubigen aufgetischt wird, heißt: Sex ist vom Teufel. Aber, der Teufel sorgt mit diesem Laster zumindest dafür, dass kleine Christen geboren werden. Doch damit soll es getan sein! Der heilige Augustin, der nach fröhlichem Sexleben, das ihm sogar einen Sohn Dadeodatus – von Gott gegeben- besorgt hatte, meinte beim Nachlassen der Manneskraft, die Fortpflanzung sollte nach alter Sämannsart mit der Hand besorgt werden. Der Papst meint dies, ohne einen Sohn gezeugt zu haben – zumindest nehme ich das an. Man hat Leute in Den Haag wegen Völkermord vor Gericht gestellt. Das Verbot der Benützung von Präservativen in der dritten Welt gehört auch in diese Kategorie. Millionen werden von Hungernden gezeugt, um ihrerseits ihre Kinder verhungern zu lassen. Geschieht euch recht, meint der Papst, ihr solltet nicht bumsen! Doch was hat der kasuistische Sprecher des alten Gegners von Verhütungsmittel gesagt? Der heilige Vater meine, man solle die Präservative nicht benützen, denn die armen Leute können sich die Kondome nicht leisten, würden also gebrauchte Gummis wieder verwenden und gäben dadurch Anlass zur Ansteckung. Kann so ein Sprecher, so ein Papst, so eine Kirche ernst genommen werden? Wäre dies wirklich die Sorge von Herrn Ratzinger, so könnte er doch die nicht so kostspielige Kondome aus den reichlichen Mitteln des Vatikans zur Verfügung stellen. Doch es geht den alten Herren nicht darum, unerwünschten Kinder, die eh zum Verhungern verurteilt sind, den Eintritt in diese Welt zu wehren, nicht darum, tödliche Krankheiten zu vermeiden, sondern darum, ihre inkompetenten Ansichten über das Sexualleben des Menschen zu verteidigen. Tröstlich ist nur, dass sie dabei nicht von allzu vielen ernst genommen werden.
Ekelerregend ist es auf der anderen Seite, dass die pädophilen Machenschaften in der Kirche während Jahrzehnten unter den Teppich gewischt wurden. Und heute empört sich die Eunuchenmannschaft, wenn dies dem Chef zum Vorwurf gemacht wird. Es lebe die Heuchelei!

Freitag, 2. April 2010

KANN MAN MASSLOS GESCHEIT SEIN?

Maß ist eine Tugend. Und wie alle Tugenden, ist sie mit Überwindung verbunden. Ich kenne keine Tugend, die im Hedonismus beheimatet ist. „Maßlos“ ist eine Eigenschaft für Weicheier oder Fanatiker. Der Polizeichef von Genf war maßlos, als er zwanzig Mann gegen den Sohn Ghedaffis ausrücken ließ, weil dieser nach guter Familiensitte seine Diener verprügelte. Dies geschah wohl jeden Tag und überall, wo sich dieser Hannibal aufhielt. Doch der Polizeichef wollte das Tyrannensöhnchen, und indirekt auch seinen Erzieher, darüber belehren, was Recht und Ordnung ist. An Maß hat es ihm dabei gefehlt. Die Rechnung für seine blinde Sturheit müssen andere bezahlen.
Die Polizei ist ab und zu maßlos in Ordnung verliebt. Die Geschichte, die sich in Fresno, Kalifornien 2005 abgespielt hatte, könnte auch in Genf passiert sein. Ein neunjähriger Junge bewarf ein elfjähriges Mädchen mit einem Wasserballon. Dieses reagierte, warf einen Stein nach dem Buben und besorgte diesem eine Schramme. Die Wunde wurde genäht und diente ihm als Kriegsabzeichen wie für tausende anderer Buben in diesem Alter. Doch da schritt die Polizei eine. Drei Einsatzwagen und ein Helikopter wurden an den Tatort aufgeboten. Das Mädchen wurde verhaftet und sollte vor Gericht gestellt werden. Es wurde wie eine Schwerverbrecherin behandelt, sagte der Anwalt der Angeklagten, Maribel Cuevas aus. (Neue Zürcher Zeitung, 19. Juli 2005).
Die heldenhaften Taten der Ordnungshüter sorgen dafür, dass die Steuergelder für maßlose Dummheiten eingesetzt werden.