Montag, 30. November 2009

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 8

Lieber Onkel Habakuk. Ich mache zur Zeit eine Reise durch Mexiko. Da gibt es viel zu sehen, besonders die alten Pyramiden der Mayas und Azteken. Diese hatten ziemlich grausame Sitten, viele Menschenleben wurden den Göttern geopfert, und nicht selten wurde das Fleisch der Opfer auch verspiesen. Heute sieht alles ein wenig gesitteter aus, wenn auch zwischen diversen kriminellen Banden noch furchtbare Kämpfe ausgetragen werden.
Ich bin auf meiner Wanderung in einer Ortschaft vorbeigekommen, die San Juan Chamula heißt. Die Kirche ist sauber und hübsch, von außen könnte man meinen, sie wäre eine normale katholische Kirche. Doch weit gefehlt. Da herrscht zum Teil Heidentum. Hier werden Teufelaustreibungen zelebriert, Krankheiten durch Tieropfer behandelt und die Götter – denn sie haben davon viele – mit Coca Cola besänftigt. Auch Heilige gibt es hier in Scharen, zuvorderst Johannes der Täufer, der sogar über den Gekreuzigten herrscht. In dieser Kirche kann man eine merkwürdige Heiligenschar beobachten. Ein halbes Dutzend Statuen ist gleich links beim Eingang aufgestellt, als würden sie in London auf den Bus warten. Nicht weit oben, wie sonst in den Kirchen üblich ist, damit die Gläubigen zu ihnen hinaufblicken müssen, sondern auf einer langen, niedrigen Bank. Vor diesen Gestalten brennen keine Kerzen, knien keine Frommen, fuchteln keine Priester. Dennoch sind es in der Heiligenverehrung hoch stehende Persönlichkeiten, die sonst in aller Welt ehrfürchtig verehrt, in Prozessionen herumgetragen und wegen ihrer Wundekraft mit ex voto Tafeln beschenkt werden. Verwundert bleibt der Besucher vor dieser Reservebank heiliger Kämpfer stehen.
Die Erklärung für das Exil ist verblüffend logisch.
Die Kirche war einmal niedergebrannt. Aus den Trümmern konnte man die Statuen retten, doch dies bekam ihnen nicht gut. Die Gläubigen warfen ihnen vor, dass sie nicht einmal ihre eigene Kirche beschützen konnten. Welche Versager!
So wurden sie also in die Verbannung geschickt, in den Fond des Kirchenschiffs, und schämen sich immer noch vor aller Welt wegen ihrer Unterlassung. Dies ist aber nur ein Exil auf Bewährung. Sobald einer sich wieder zu einem Wunder aufrafft, darf er einen besseren Platz einnehmen.
Da weht ein frischer Wind, lieber Onkel. Die Zeit naht, wo man alle Versager zur Verantwortung ziehen wird: nicht nur Heilige, sondern auch Bankdirektoren, Generäle, Politiker, Ärzte und Weissager, wenn sie ihre Aufgabe nicht richtig erfüllen.
Es grüsst Dich ehrfürchtig Dein Neffe Ibrahim

Sonntag, 29. November 2009

DAS TUT ECHT WEH, IHR SITTENHÜTER

Ein minderjähriges Mädchen wurde in Sudan von einem islamischen Richter wegen unzüchtiger Bekleidung zu 50 Peitschenhieben verurteilt, weil die 16-jährige einen Rock trug, der bis zum Knie reichte. Eine sudanesische Journalistin erhielt 40 Schläge, weil sie Hosen anhatte. (Corriere del Ticino, 28. November 2009, S. 40)
Kommentar: „Gerechte“ nennt man jene Fanatiker, die den Terror in Gottes Namen ausüben.

Samstag, 28. November 2009

MARK-ant

Alle sozialistischen Märchen fangen so an: "Es wird einmal..." (Zarko Petan)

Freitag, 27. November 2009

DAS TUT ECHT WEH, PFARRER VENETZ

Pfarrer Venetz von der Schweizerortschaft Fiesch gab neue Anweisungen an den Schöpfer. Jahrzehntelang baten er und seine Vorgänger Gott, damit der Gletscher über dem Dorf schmelze und die lästigen Überschwemmungen im Dorf aufhörten. Damit die Stimme der Gläubigen im Himmel besser wahrgenommen wurde, zog man jeden Sommer in einer Prozession durch die Strassen und trug dem Herrn lautstark den Wunsch – oder war es schon eine Forderung? – nach milderen Temperaturen vor. Und der Allmächtige erhörte die Gebete der Fiescher. Nur allzu gut, merkte man plötzlich. Der Gletscher schrumpfte stark, Felsen und Eisschollen begannen abzubrechen, das Dorf wurde durch Stein- und Eismassen bedroht. Halt ein, oh Herr, es ist jetzt genug getan! So wurde der Papst um Erlaubnis ersucht, das Gebet umkehren zu können. Gott solle jetzt endlich den lauen Lüften Einhalt gebieten, der Klimawandel soll gestoppt werden. Und der Papst stimmte mit einem Lächeln zu.
Gebete und Prozession der Fiescher verlaufen nun in umgekehrter Richtung.
Kommentar: die Elektronikbranche wird gewiss ein Telekommando auf den Markt bringen, mir dem die Gläubigen Gottes Wirken ein- und ausschalten können.

Donnerstag, 26. November 2009

NACHDENK-CORNER 9

Der Begriff der „Kompatibilität“ ist im Zeitalter der Kommunikation allgemein verständlich geworden. Nur Systeme, die kompatibel sind, können untereinander kommunizieren. So neu ist dies allerdings nicht. Quidquid recipitur ad modum recipientis recipitur (Alles kann nur nach den Bedingungen des Empfängers empfangen werden). Mit anderen Worten: wer die Welt durch eine grüne Brille betrachtet, sieht auch die Wolken grün.
Die Bedingung, nur kompatible Systeme miteinander „verknüpfen“ zu können, gilt auch für das Problem der Verständigung zwischen Menschen, oder mit dem Menschen durch Nicht-Menschen, also etwa Gott. Gott „kann“ sich dem Menschen nicht verständlich machen – trotz seiner so genannten „Allmacht“ – ohne kommunikationstechnisch, also etwa sprachlich, mit diesem kompatibel zu werden. So „spricht“ er zu diesem in menschlicher Sprache.
In welcher Sprache aber?
Nach den biblischen Erzählungen hatte ja gerade Gott durch den Fluch von Babel die Menschen einer gemeinsamen, also von allen verständlichen, Sprache beraubt. Er sollte sich selbst also, gemäß seines im Zorn gefassten Beschlusses, in allen Sprachen gleichzeitig ausdrücken, damit alle Kreaturen seine Botschaft hören und verstehen. Tut er dies nicht, wählte er z.B. nur die Sprache Israels, so schließt er ungerechterweise den größten Teil der eigenen Geschöpfe von der wichtigsten Mitteilung überhaupt aus, nämlich von seinem Wort. Will er also kein „Rabengott“ sein, so wird er zugleich dasselbe in allen Sprachen zu allen Völkern sagen.
Er tat es nicht.
Mit Allah geht es etwa gleich. Er offenbart arabisch und schließt dadurch a priori alle anderen aus, die dadurch zu „Ungläubigen“ werden. Da soll mir einer sagen, dies wäre kein Rassismus.
Gottvater der Christen trickst mit dem Geschenk der „Gnade“ alle jene aus, die nicht in den Himmel kommen sollten. Ist das etwa gerecht?
Gott Ungerechtigkeit vorzuwerfen wäre insofern unsinnig, als dies ein gänzlich menschliches Attribut ist. Folglich ist jener „ungerechte Gott“ der sich angeblich „offenbart“, nichts anderes als ein gesteigerter Mensch.
Ja noch mehr! Die Semantik hat aufgezeigt, dass die Bedeutungen der Wörter während der Zeit sich ändern. Alte Ausdrucksformen spiegeln nicht mehr ihren ursprünglichen Sinn wider. Es wäre also richtig, für spätere Generationen eine Art Updating der Offenbarung einzuführen. Eine Feineinstellung wird notwendig. Ansonsten werden spätere Generationen Kreti für Pleti verstehen.
Falls man schließlich einsieht, dass „die Sprache Quelle aller Missverständnisse“ ist, wird es recht komplex. Also: direkte Evidenz schaffen, durch Mystik etwa?
Er schaff sie nicht.
Versuchen wir es doch zu verstehen, um was es hier geht! Um die Offenbarung Gottes an den Menschen, die wichtigste Nachricht überhaupt, die ihm kundgetan werden könnte. Sollte dies also so stattfinden, wie es die „Schriften“ vormachen, so wäre mir dieser Gott etwas oberflächlich in seinem Bemühen, dem Menschen etwas Wichtiges mitzuteilen.

Mittwoch, 25. November 2009

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 7

Lieber Onkel. Meine Eselin Ruhla bringt mich beinahe zur Verzweiflung. Sie verursacht mir so viele Scherereien, dass ich mir schon überlegt habe, ob ich sie verkaufen soll. Doch zu einem Kamel reichen mir die Mittel nicht. Ferner möchte ich Dir gegenüber nicht respektlos und undankbar sein, weil ich das Geld, das Du mir immer wieder schickst, auf solchen Luxus ausgebe.
Gestern kam ich auf meiner Reise durch Indien in Vijayanagar an, wo bekanntlich rigorose Vorschriften für Ordnung und Sitte sorgen. Wieder einmal wollte sich meine Eselin nicht an die Gesetze halten. Hier ist nämlich nachts ausdrückliches Hupverbot vorgeschrieben, doch das Tier konnte es nicht lassen, vor der Münzstätte wegen einer kurzen Wartezeit wie ein Esel zu brüllen. Ich wurde sogleich über die Strasse geführt, zum Amt des Stadtpräfekten. Hier hat man mir eine empfindliche Busse aufgebrummt. Du kannst Dir vorstellen, dass ich „äußerst aufgebracht war. Nachträglich muss ich aber zugeben, dass dies auch seine gute Seite hatte, weil mich die Gegebenheit zu einer angenehmen Abwechslung verholfen hat.
Der Stadtpräfekt wohnt in einem großartigen Palast. Ich konnte meinen Augen kaum trauen: alles reich geschmückt, geschmacksvoll ornamentiert, die Möbel mit kostbaren Stoffen bezogen und mit Halbedelsteinen belegt, der Boden mit Intarsie aus verschiedenfarbigem Marmor, schlicht und einfach alles luxuriös. Was mich aber am meisten verblüfft hatte waren die unzähligen Polizisten, die im Palast, in der Parkanlage und um den Sitz des Präfekten herumstanden. Als dieser meine Verwunderung sah, sagte er stolz, dass ihm zwölftausend, ja sage und schreibe zwölftausend Polizisten unterstellt sind.
“Das ist ja ein Polizeistaat" rief ich aus. „Die Einwohner werden hier von den Steuern erdrückt, um so viele Beamten zu besolden."
Der Stadtpräfekt lächelte und sagte mir gütig, hier werde für die Besoldung der Polizei keine Rupie von Steuergeldern eingesetzt. Natürlich glaubte ich ihm kein Wort.
“Sie wollen mir doch nicht weismachen, ihre Polizisten würden aus Idealismus arbeiten!"
“Aus Idealismus gewiss nicht. Sie sind die bestbezahlten Beamten im Reich", belehrte mich der Präfekt.
Meine Verblüffung verriet ihm, dass ich ihm nicht recht glauben wollte.
“Kommen Sie mit mir", forderte er mich auf und führte mich zu einem hell erleuchteten Gebäude. Wenn an diesem Bau schon von außen alles so glänzte und glitzerte, dass einem vor Staunen Sehen und Hören vergingen, so war das noch nichts im Vergleich mit dem Glanz der Innenräume. Ich glaube, hier war es noch schöner als im Palast des Präfekten.
“Gehen Sie durch, ich warte auf Sie im Foyer", sagte mein Begleiter und setzte sich.
Ich ging durch. Lieber Onkel, es war eine Pracht! Der Palast war voll von hinreißend schönen Frauen. Ihre Schmeicheleien und verliebten Blicke, ihre Reize, die großzügig zur Schau getragen wurden waren unbeschreiblich, ja unwiderstehlich. (Was aber Ibrahim nicht beschreiben wollte, wird der diskrete Blogger auch nicht weiter erläutern.) Als ich nach langer Zeit im Foyer wieder auf den Stadtpräfekten traf, sagte er zu mir: „Sehen Sie, Sie haben der Polizei eine Goldrupie gestiftet."
Ich schaute ihn verständnislos an. „Ja Sie haben für Ihr Vergnügen zwei Goldrupien ausgegeben, davon geht die Hälfte, also eine Rupie zur Deckung der Polizeikosten. So einfach ist das, nicht wahr?"
“Drei", sagte ich leise.
Der Präfekt musterte mich anerkennend.
Siehst Du, Onkel Habakuk, es handelt sich hier um eine Art Frauensektion der Polizei. Sie funktioniert so gut, dass hier jeder Junge davon träumt, wegen der vorzüglichen Besoldung Polizist zu werden. So entstand ein Polizeistaat, der, wie alle Polizeistaaten, in Friede und Freude regiert wird. Der Name der hiesigen staatlichen Finanzquelle wird einmal vielleicht auf die ganze Staatsform übergehen. Ich glaube, unsere Urenkel werden diese Regierungsform nicht mehr „Polizeistaat" nennen, sondern nur noch „Bordell".
Mit herzlichen Grüssen
Dein Neffe Ibrahim
P.S. Am Abend habe ich meiner Eselin zur Versöhnung zwei Karotten mehr als üblich gegeben.

Freitag, 20. November 2009

Kurze Sendepause

Meine werten Leser. Ich bin zurzeit in Ungarn und komme nicht dazu, meine Beitraege zu verfassen. Ich bitte drum um etwas Geduld. Am 25. November melde ich wieder mit neuen Gedanken. Danke und falls moeglich, nicht verzweifeln.
Gabor

Mittwoch, 18. November 2009

MARK-ant

Warum steht es nicht in Gottes Geboten: du sollst den Ehemann deines Nächsten nicht begehren!

DAS TUT ECHT WEH, DU LÜSTLING

Ein Liebhaber wollte nach durchzechter Nacht seine Verehrte besuchen. Es war Sonntag morgen, die Lust plagte ihn mächtig, es lag auf der Hand, sein Feuer in den Armen der Liebsten zu löschen. Den Hausschlüssel habe ich nicht, warum rutsche ich nicht durch den Cheminée-Abzug hinunter?, dachte er sich. Doch oh weh, der Rauchfang wurde immer enger und der romantische Liebhaber blieb im Kamin stecken. Gegen 7 Uhr wurden die Nachbarn durch Hilferufe aus dem Schlaf geweckt. Sie bemerkten auf dem Dach eines Hauses den jungen Mann, von dem nur noch der Kopf und die Arme zu sehen waren. Bis zum Eintreffen der Polizei und der Feuerwehr rutschte der Pechvogel ganz in den Kamin ab. Trotz mannhafter Versuche konnte er nicht wieder hinaufgezogen werden. Erst nachdem im Wohnzimmer das Cheminée abgebrochen war, konnte er befreit werden. (Vgl. Neue Zürcher Zeitung, 24. 06. 1982, S.5)
Die Moral von der Geschicht:
Pechvögel sollen lieber nicht…

Dienstag, 17. November 2009

NACHDENK-CORNER 8

Der Begriff der „Kompatibilität“ ist im Zeitalter der Kommunikation allgemein verständlich geworden. Nur Systeme, die kompatibel sind, können untereinander kommunizieren. So neu ist dies allerdings nicht. Quidquid recipitur ad modum recipientis recipitur. Mit anderen Worten: wer die Welt durch eine grüne Brille betrachtet, sieht auch die Wolken grün.
Die Bedingung, nur kompatible Systeme miteinander „verknüpfen“ zu können, gilt auch für das Problem der Verständigung zwischen Menschen, oder mit dem Menschen durch Nicht-Menschen, also etwa Gott. Gott „kann“ sich dem Menschen nicht verständlich machen – trotz seiner so genannten „Allmacht“ – ohne kommunikationstechnisch, also etwa sprachlich, mit diesem kompatibel zu werden. So „spricht“ er zu diesem in seiner Sprache.
In welcher Sprache aber?
Nach den biblischen Erzählungen hatte ja gerade Gott die Menschen einer gemeinsamen, also auch von allen verständlichen, Sprache beraubt. Soll er sich selbst also, gemäss seines im Zorn gefassten Beschlusses, in allen Sprachen gleichzeitig ausdrücken, damit auch alle sine Kreaturen seine Botschaft hören und verstehen? Tut er dies nicht, wählte er z.B. nur die Sprache Israels, so schliesst er ungerechterweise den grössten Teil der eigenen Geschöpfe von der wichtigsten Mitteilung überhaupt aus, nämlich von seinem Wort. Will er also kein „Rabengott“ sein, so wird er zugleich dasselbe in allen Sprachen zu allen Völkern sagen.
Er tat es nicht.
Mit Allah geht es etwa gleich. Er offenbart arabisch und schliesst dadurch a priori alle anderen aus, die dadurch zu „Ungläubigen“ werden. Da soll mir einer sagen, dies wäre kein Rassismus.
Gottvater der Christen trickst mit dem Geschenk der „Gnade“ alle jene aus, die nicht in den Himmel kommen sollten. Ist das etwa gerecht?
Gott „Ungerechtigkeit“ vorzuwerfen wäre insofern unsinnig, als dies eine gänzlich menschliche Kategorie ist. Folglich ist jener „Gott“ der sich angeblich „offenbart“, nichts anderes als ein gesteigerter Mensch.
Ja noch mehr! Die Semantik hat aufgezeigt, dass die Bedeutungen der Wörter während der Zeit sich ändern. Alte Ausdrucksformen spiegeln nicht mehr ihren ursprünglichen Sinn wider. Es wäre also richtig, für spätere Generationen eine Art Updating der Offenbarung einzuführen. Eine Feineinstellung wird notwendig. Ansonsten werden spätere Generationen Kreti für Pleti verstehen.
Falls man schliesslich einsieht, dass „die Sprache Quelle aller Missverständnisse“ ist, wird es schliesslich recht komplex. Also: direkte Evidenz schaffen, durch Mystik etwa?
Er schaff sie nicht.
Versuchen wir es doch zu verstehen, um was es hier geht! Um die Offenbarung Gottes an den Menschen, die wichtigste Nachricht überhaupt, die ihm kundgetan werden kann. Sollte dies also so stattfinden, wie es die „Schriften“ vormachen, so wäre mir dieser Gott etwas oberflächlich in seinem Bemühen, dem Menschen etwas Wichtiges mitzuteilen. Nachdenken lohnt sich. Der Mensch führt hier Selbstgespräche. Offenbar.

Montag, 16. November 2009

MARK-ant

Musik kennt keine Grenzen. Vor allem Marschmusik.
(M. Richter)

Sonntag, 15. November 2009

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 6

Nach den schlechten Erfahrungen in Sparta lenkte ich meine Schritte gegen Attika. Es wird in Hellas auch friedfertige Leute geben, spekulierte ich. Doch weit gefehlt, mein lieber Onkel Habakuk. Wenn man mir in Sparta das Fürchten gelehrt hatte, so konnte ich in Athen das Gelernte sogleich anwenden. Einige zehn Meilen vor meinem Ziel, kurz nach der Herberge „Zum Schwulen Schäfer“ wurde ich von einer Meute von Wegelagerern überfallen. Ich konnte vor lauter Angst nicht einmal Grüß Zeus sagen. Im Nu war meine Reisetasche leer, die Oboli, die du mir liebenswürdigerweise vor kurzem erst geschickt hast, waren unter den Räubern verteilt, meine Eselin Ruhla war unter Freudenrufen abgeführt. Nichts Neues in dieser schrägen Welt, wirst du dir denken. Damit hört aber diese unselige Geschichte noch nicht auf. Meine Wegelagerer begnügten sich nicht mit einer schlichten Plünderung.
Procrustes, wir haben einen! Komm, Procrustes! Procrustes, hole dein Bett!, riefen sie im wüsten Durcheinander.
Ein großer, zotteliger, verrohter Mann trat aus dem Pinienwald. Unter seinem Arm trug er ein Eisenbett. Sein gebieterischer Blick ließ alle verstummen.
Dieser muss der Häuptling der Straßenräuber sein, dachte ich mir und hatte recht.
Bindet ihn fest! Befahl der Mann, den die anderen Procurustes nannten.
Viele Hände packten mich, im Handumdrehen war ich auf das Eisenbett gebunden. Procrustes trat hinzu und musterte mich von Kopf bis Fuß. Einmal, zweimal, dreimal durchmaß er mich mit seinen Augen. Dann nahm sein Gesicht einen enttäuschten, zornigen Ausdruck an und mit einem Fußtritt stieß er das Bett um.
Ich fiel auf das Gesicht. Das tat weh.
Nach einer Weile banden mich seine Leute los.
Glückspilz, sagte mir einer.
Warum, mein Freund, fragte ich. Man hat mich ausgeplündert, meine Eselin abgeführt, mich gefesselt, zu Boden geworfen, es leuchtet mir also nicht ein, warum ich dabei ein Glückspilz sein sollte.
Procrustes, antwortete mir dieser, bindet seine Opfer auf jenes Eisenbett. Ist einer kleiner als das Gerüst, so lässt er ihn so lange strecken bis er gleich lang ist; ist einer indes größer, so hackt er ihm die Füße ab. Du hast Glück, genau so lange zu sein, wie das Bett. Nicht einmal die Zehennägel konnte er dir schneiden.
Diese Gleichmacherei, lieber Onkel, scheint mir eine fragwürdige Sache. Wenn die Idee um sich greifen sollte, wo wird gewiss einmal einer lehren, es gäbe überhaupt keine Unterschiede zwischen den Menschen. Ob faul oder fleißig, ob gescheit oder dumm, ob tapfer oder feige, alle werden auf Standardmaß geschneidert. Man wird sie dann in Uniforme stecken und sie mit Nummern, statt mit Namen benennen.
Wenn aber alle gleich sind, wie wird man dann Weltmeister?
N.B. Meine Eselin Ruhla hat nachts den Strang durchgebissen und hat mich im Morgengrauen am Flussufer gefunden. Vielleicht schien ihr die Gesellschaft dieser rohen Gesellen auch nicht zu behagen.

Samstag, 14. November 2009

DER VERPOLTE AFFE 7

Der Herzog Alba, der blutrünstige spanische Statthalter in den Niederlanden, errichtete den „Rat der Unruhen“ oder „Blutrat“, wie ihn das Volk nannte. Dieser hatte die Aufgabe, Hochverräter zu bestrafen. Als solcher galt unter anderem: wer sich an einer Bittschrift um Milderung der Inquisition beteiligt hatte; wer eine solche Bittschrift nicht verhindert hatte; wer, wenn auch gezwungen, eine evangelische Predigt geduldet hatte; wer gesagt hatte, der König habe nicht das Recht, den Provinzen ihre Freiheit zu nehmen; wer bezweifelt hatte, dass der „Rat der Unruhen“ an keine Gesetze gebunden sei; wer behauptet hatte, man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen; und wer irgendeine derartige Äußerung stillschweigend angehört hatte. (E. Friedell, Renaissance und Reformation, Phaidon Press 1949, S. 356).
Kommentar: Warum so kompliziert, wenn es auch einfach geht? Hochverräter waren alle, die dem Herzog nicht in den Kram passten.

Freitag, 13. November 2009

DAS TUT ECHT WEH, IHR EUNUCHEN

Was sollen wir mit geschiedenen Katholiken machen, wenn sie den Beichtstuhl betreten?, fragten sich besorgt die Bischöfe Italiens. Darf man sie von allen anderen Sakramenten ausschließen, nur weil sie jenes der Ehe entheiligt haben? Geschiedene dürfen, so die großzügige Auslegung der klugen Kirchenmänner, selbst dann von ihren Sünden losgesprochen werden und die Kommunion empfangen, wenn sie wieder geheiratet haben. Doch ganz ungeschoren sollten diese quasi Häretiker nicht davonkommen. Bedingung für die grenzenlose Güte der Kirche, sie im Beichtstuhl zu dulden war, dass sie in ihrem neuen Eheleben auf Sex verzichteten. (vgl. Neue Zürcher Zeitung, 9./10. Oktober 1993)
Kommentar: es bestünde große Gefahr, dass die Kinder aus Zweitehen mit dem Scheidungsgen auf die Welt kämen. Und überhaupt: in den Augen der Bischöfe ist Sex vom Teufel! Darum ist es so teuflisch schön.

Mittwoch, 11. November 2009

NACHDENK-CORNER 7

Als Ludwig XIV. die Macht Frankreichs an den Rhein ausdehnte, gelang er an den Höhepunkt seines Lebens. Auf einem Deckengemälde in Versailles stellte ihn der französische Maler Charles Lebrun als Gott dar und ein Theologe erklärte Ludwigs Siege für Beweise der Existenz Gottes. (B. Durant, Kulturgeschichte, Bd. 23, S. 87)
Hurrah! Seither wissen wir es zweifelsfrei, dass Gott existiert. Dass er ein Franzose ist, versteht sich von selbst.

Dienstag, 10. November 2009

DER VERPOLTE AFFE 6

Scheidung war früher kein so leichtes Unterfangen wie – mancherorts – heute. Konventionelle Scheidungen waren in vielen Ländern nicht zugelassen, so wurden zum Beispiel im Staat New York falsche Zeugen angeheuert, um Ehebruch vorzutäuschen. Ein besonders beliebter Grund für Scheidungen war Grausamkeit, was auch immer darunter verstanden wurde. Die Frau eines berühmten Filmstars ließ sich einst wegen Grausamkeit scheiden. Die Begründung war: ihr Mann hatte die Gewohnheit, Freunde nach Hause einzuladen, um mit ihnen über Kant zu diskutieren. (R. Russel, Marriage and Morals, S. 150).
Kommentar: wie viele Ehen könnten heute wegen Grausamkeit geschieden werden, weil Männer über Fußball oder Motoren diskutieren? Oder Frauen über die Relativitätstheorie Einsteins?

MARK-ant

Was hinkt - geht. (S.J. Lec)

Montag, 9. November 2009

NACHDENK-CORNER 6

Wenn das Bewusstsein aus dem unfokussierten Bereich des Schlafens, Gestillt-Werdens, in die Windeln-Manchens heraustritt, beginnen die Vorbereitungen. Man muss sich doch nur stets vorbereiten.
Auf die Impfung und den Friseur, anfänglich mit etwas Angst.
Auf den Winter oder den Schnee, weil man neue Schuhe bekommen hat. Auf den Frühling, weil der Winter so langweilig und lang war.
Auf den Kindergarten, auf die Schule, auf das nächste Schuljahr, auf das erste Mädchen, auf die Frau und auf das Kind, auf die Schuhe des Kindes, weil der Winter kommt …
Und wenn man sich lange vorbereitet hatte, so fragt man sich eines Tages, auf was man sich eigentlich vorbereitet hat.
Auf die Umarmung jenes fürchterlichen, Angst erregenden und unbekannten Schattens, worin alles ein Ende findet und wir ins Bodenlose fallen. Dann sind alle Vorbereitungen hinfällig.
Ob man das ganze Zeug nicht etwas vereinfachen und abkürzen könnte? Indem man gar nicht erst beginnt, sich vorzubereiten?
Nein, rufen die Gläubigen empört, ohne sich bewusst zu werden, dass sie wahrscheinlich dorthin zurückkehren werden, wo sie vor der Geburt waren. Da haben wir noch das ewige Leben vor uns. Und bereiten sich darauf vor, indem sie das hiesige wegwerfen.

Sonntag, 8. November 2009

DAS TUT ECHT WEH, IHR GERECHTEN

Touria Tiouli, eine französische Marketing-Spezialistin mit marokkanischer Abstammung, befand sich auf einer Geschäftsreise in Dubai. Sie feierte ihren 39-sten Geburtstag in einer Diskothek, wo ihr drei Männer anboten, sie in ihr Hotel zu fahren. Der geneigte Leser vermutet es schon: sie wurde an den Stadtrand verschleppt und der Reihe nach vergewaltigt. Sie hat bei der Polizei Anzeige erstattet.
Der geneigte Leser möge jetzt kurz das Lesen unterbrechen, an die Zimmerdecke blicken und sich die Fortsetzung dieser Geschichte ausdenken.
……………….
Haben Sie’s? Richtig!
Touria Tiouli wurde unter der Anklage des Ehebruchs vor Gericht gestellt. (Corriere della Sera, 30. Januar 2003, S. 10).
Kommentar: wie wagt diese minderwertige Kreatur Allahs – sie ist ja schließlich NUR eine Frau! – drei Vertreter des stolzen Männergeschlechtes anzuzeigen?

Samstag, 7. November 2009

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 5

Nach einer beschwerlichen Reise kam ich in Saudi Arabien an. Meine Eselin Ruhla wollte ihren Augen nicht trauen: statt Eseln und Maultieren rasen hier sogenannte Autos auf den Strassen. Das sind Vehikel, lieber Onkel, die auf vier Rädern ohne Zugtiere fahren können. Nach einer Weile habe ich mich so an diese Zauberpferde gewöhnt, dass ich sie sogar zu streicheln wagte. Bis mich einer so angeschnauzt hat, dass mir dabei Angst und Bange wurde. Mir ist dabei aufgefallen, dass diese Autos nur von Männern abgerichtet wurden. „Können Frauen diese Tiere nicht ausreiten?“, fragte ich einen Weisen. „Sie könnten schon, doch sie dürfen nicht“, antwortete er mir lakonisch. „Warum, du Weiser, dürfen Frauen diese Autos nicht ausführen?“ „Das kommt davon, dass der Imam ein Fatwa erlassen hat, das dies den Frauen verbietet.“ Du weißt, mein Onkel, dass ich sehr neugierig bin. „Das verstehe ich nun wirklich nicht, ehrwürdiger Weiser.“ „Sie sollen Motorräder fahren“, fuhr er mich an. „Motorräder?“ „Ja, Motorräder!“ Das sind, solltest du wissen, wie diese Autos, nur nicht auf vier, sondern auf zwei Rädern und ohne umhegendem Schutzgehäuse. Ich habe mir diese Pferde näher angeschaut und gemerkt, dass dies für die Frauen ziemlich gefährlich werden kann. Sie müssen sich nämlich in sogenannte Burkas kleiden, lange Gewänder, die vom Kopf bis zu den Knöcheln reichen, die sich in den Rädern dieser Motorräder verfangen können. Da kann man aber ganz böse auf den Boden stürzen. „Ich glaube, das geht nicht“, gab ich dem Weisen zur Antwort. „Eben. Darum fahren sie auch keine Motorräder“. Als er mein erstauntes Gesicht sah, fuhr er fort. „Siehst du, mein unwissender Freund. Der Koran belehrt uns, dass Frauen nur halbe Männer sind. So darf eine Tochter nur die Hälfte dessen erben, was der Sohn bekommt (Sure 4, 12) und als Zeugen haben Frauen nur die halbe Stimme eines Mannes (Sure 2, 283). Rechnest du nach, so wirst sogar du verstehen, dass wenn Männer auf vier Rädern fahren, Frauen nur zwei Räder zustehen.“
Ich wollte dann wissen, ob es gemäß dieser Arithmetik früher auch Esel gab, die auf nur zwei Beinen liefen. „Das weiß ich nicht“, sagte der Weise. „Heute jedoch gibt es davon etliche.“

Donnerstag, 5. November 2009

MARK-ant

Selbst der Teufel ist herzig, solange er noch klein ist.
(S. Màrai)

DER VERPOLTE AFFE 5

Die Akteure der Geschichte wurden oft mit Übernamen ausgestattet. Der Grosse, der Kleine, der Schöne, der Kühne, die Wahnsinnige, der Gute waren alle Adjektive, die als Kurzdefinitionen verstanden werden können. So auch „Der Schreckliche“. Diesen unrühmlichen Übernahmen gab man dem russischen Zar Ivan Basilovich. Seine sadistische Freude an Quälerei und Töten erzeugte grässliche Früchte von Grausamkeit. In zwölf Jahren ließ er neun Massenhinrichtungen durchführen, er ließ Personen, die in Ungnade fielen, zentimeterweise zerstückeln, andere ließ er mit kochendem und anschließend mit kaltem Wasser übergießen, bis sich das Fleisch von den Knochen löste und er schlug im Jähzorn sogar den eigenen Sohn tot. Er wird zwar als fromm und bibelkundig beschrieben, hatte aber große Freude an allen Gewalttaten. Voltaire, ein guter Kenner Russlands, brach zwar eine Lanze für ihn als er eine dieser Taten als „Fabel“ bezeichnete. Es ging um das Gerücht, Ivan hätte befohlen, dem englischen Botschafter den Hut auf den Kopf zu nageln, weil sich dieser vor ihm nicht barhäuptig präsentiert hatte. (La Russie sous Pierre le Grand, Ed. Gallimard, 1957, S. 601). Hat hier Zar Ivan nicht etwas falsch verstanden? Die Redewendung heißt doch „Nägel mit Köpfen machen“ und nicht „Köpfe mit Nägeln“. Man kann zu Voltaire vermerken, dass selbst dann, falls dies eine „Fabel“ wäre, dies nichts am Übernahmen ändert. Grundlos entsteht ein solches Gerücht nicht. Wäre dies aber wahr, so könnte man sich darüber Gedanken machen, was geschehen würde, falls Ivan heute lebte. Da kommt zum Beispiel ein Oberst Ghedaffi auf Staatsbesuch zum Zar nach Russland. Auf seinem Kopf, wie stets die Militärmütze. Kistenweise würden Gratisspenden mit langen Nägeln in Moskau eintreffen.

Mittwoch, 4. November 2009

NACHDENK-CORNER 5

Bismark hatte 1871 Elsass-Lothringen an Preußen annektiert. Zweieinhalb Departemente mit einer Bevölkerung von 1,6 Millionen Seelen wurden zwangsweise als „Reichsland“ dem Deutschen Reich angegliedert und fortan von Berlin aus regiert. Die Abgeordneten von Elsass–Lothringen im deutschen Reichstag protestierten beharrlich gegen die ihrer kleinen Heimat widerfahrene Unbill. Daraufhin berief sich der deutsche Historiker Treitschke auf das, was er als „historisches Recht“ nannte und das ihn zu den Worten hinriss: „Wir berufen uns wider den Willen derer, die da leben auf den Willen derer, die da waren“. (J.R. von Salis, Weltgeschichte der neuesten Zeit, Bd I, S. 12). Welch’ herrliche Musik für die Ohren der Zionisten! Da soll mir einer sagen, es gäbe kein gemeinsames deutsch-jüdisches Gedankengut. Vor etwa 2000 Jahren waren schließlich die Juden in Palästina. Und andere Völker irgendwo. Mein Vorschlag: machen wir doch gemäß dieser Maxime auch die Völkerwanderung rückgängig!

Dienstag, 3. November 2009

DAS TUT ECHT WEH, IHR HERREN RICHTER

Erster Akt:
Ort der Handlung: Notfallaufnahme des Zieglerspitals in Bern
Darsteller: ein stink besoffener Mann; ein Polizist
Handlung: der stink Besoffene greift den Polizisten an und bespuckt ihn. Der Polizist verabreicht ihm eine Ohrfeige.
Zweiter Akt:
Ort der Handlung: Bundesgericht Bern
Darsteller: Richter des höchsten Gerichts der Schweiz
Handlung: der Polizist wird zu einer Busse von 300 Franken verurteilt
Begründung: „zweckentfremdeter Einsatz staatlicher Macht“; der Polizist wollte sich mit der Ohrfeige nur „innere Befriedigung verschaffen und wollte damit kein amtliches Ziel verfolgen“. (NZZ, 3. November 2009, S. 10)
Kommentar: richtig wäre gewesen: Polizist: „Herr Trunkenbold, es bedeutet mir wirklich große innere Überwindung, doch ich sehe mich gezwungen, angesichts der von Ihnen begangenen Verfehlungen, Ihnen eine amtlich zu kleben." C’est le ton qui fait la musique!

Montag, 2. November 2009

WIE HABAKUK DIE WELT ERLEBTE 4

Ein alter Weltenbummler hat mir kürzlich geraten, die ewige Stadt zu besuchen. Wieso ewig?, habe ich ihn gefragt. Du Banause, erhielt ich zur Antwort. Schon Gottvater Jupiter bezeichnete Rom als Ewige Stadt. Wenn du es nicht glaubst, so lies doch bei Vergil nach! Vergil? Ja im Äneis, du Unwissender, belehrte mich der Globetrotter. Ich las Vergil und zog durstig nach neuen Eindrücken Richtung Rom. Der Weltenbummler hat mir eine gute Stadtbesichtigung vorbereitet, die ich mit der Basilika Sankt Paul vor den Mauern begonnen hatte.
Man schrieb das Jahr 1709 als ich vor den Toren Roms ankam. Ich kreuzte dort den Weg eines Reisenden aus Britannia.
Du kommst aus der Stadt, welche ich besuchten möchte, sagte ich ihm. Wo finde ich eine billige Herberge?, bat ich ihn um Rat.
Du möchtest in dieses Bordell?, entgegnete er.
Bordell nennst du die Ewige Stadt? Hat es dir denn in Rom nicht gefallen?
Nein, überhaupt nicht (notätall), sagte er. Hier wirst du die denkbar schlechteste Verwaltung finden. Meine Freude an der Stadtbesichtigung begann zu schwinden. Warum, edler Wanderer, urteilst du so hart?
Siehst du, in dieser Stadt besteht die Bevölkerung zu einem Viertel aus Priestern, zu einem Viertel aus Statuen und zu einem Viertel aus Nichtstuern. (Zit. B. Tuchman, Die Torheit der Regierenden, Ex Libris 1985, S. 169)
Das ist doch nur politische Agitation, dachte ich mir, doch ich biss mir auf die Zunge, denn ich wollte keinen Streit vom Zaun brechen. Wie war dann meine Enttäuschung groß, als ich nach einiger Zeit in Rom sein Urteil bestätigt fand. Ich habe gezählt und fand, dass die Bevölkerung zu einem Viertel aus Statuen und zur Hälfte aus Nichtstuern bestand, denn die Priester habe ich auch in diese Gruppe eingereiht. Eine Wahrsagerin, von denen es übrigens in Rom fast so viele gibt wie Priester und die ab und zu meine einsamen Nächte aufwärmte, erklärte mir, dass dies immer so bleiben wird. Wenn eine Stadt ewig ist, so bleibt sie immer gleich, war ihr Argument. Du wirst sehen, mein lieber Onkel Habakuk, dass in Rom selbst in dreihundert Jahren vorwiegend Statuen, Priester und sonstige Nichtstuer leben werden. Man würde diese, so meine Wahrsagerin, Politiker nennen.
(Fortsetzung folgt)

MARK-ant

Die Uniform ist ein von der Kleiderfabrik verfertigtes Gewissen.
(A. Polgàr)

Sonntag, 1. November 2009

NACHDENK-CORNER 4

Ein bekannter sunnitischer Theologe, Hassan Khalil hat den Eheleuten mit einem Fatwah (islamisches Rechtsgutachten) verboten, Sex nackt zu praktizieren. Die Nacktheit während des Geschlechtsaktes würde die Ehe ungültig machen. Einer seiner Kollegen versuchte den Eheleuten Erleichterung zu schaffen: man könne zwar nackt kopulieren, doch man dürfe dabei die Geschlechtsorgane nicht anschauen. (Neue Zürcher Zeitung, 16. Januar 2006, S.19) Also zwar nackt, aber mit verbundenen Augen! Doch diese weisen islamischen Häupter sind nicht die einzige Wehrmacht geschlechtlicher Reinmache. Das „Mönchshemd“, das früher von katholischen Moraltheologen beim – ach so schändlichen aber leider unumgänglichen – Geschlechtsakt propagiert wurde, war ein bis zu den Knöcheln reichendes Gewand, mit einem kleinen Loch in der Schamgegend. Die Stilisten des Vatikans haben eine Art Burka für den menschlichen Unterleib kreiert.
Kommentar: mögen doch diese Theologen bei ihren jeweiligen Göttern nachfragen, warum ihnen bei der Schöpfung die Sexualität des Menschen so missraten ist, dass sie durch ihre Diener erfinderisch nachgebessert werden muss.