Montag, 24. Februar 2014

Die Verblendung

Umar ibn al-Chattab, der mächtige Herrscher des Kalifats und ruhmreicher Eroberer, der das islamische Reich ausgeweitet hatte, war ein erfolgreicher Heerführer, dem die Legende nachsagt, er hätte die berühmte Bibliothek von Alexandria niederbrennen lassen. Was in den Büchern steht und nicht schon im Koran geschrieben wurde, wäre unnütz, soll er gesagt haben. Sollte etwas dem Koran widersprechen, so wäre dies sogar gefährlich. Also weg mit der Schund! Es ist nicht belegt, dass er diese Barbarei begangen hätte. Was allerdings belegt werden kann, ist dass es heute islamische Fanatiker gibt, die in einer solch absurden Gedankenwelt leben und die nur die Sprache von Bomben und Kalaschnikows kennen.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Habakuk beim Pfarrer

Mein lieber Onkel Habakuk. Auf meiner Reise kam ich im Jahr 1733 in ein kleines Dorf namens Etrépigny in der Champagne vorbei. Ich suchte eine Herberge, man wies mich an, beim Dorfpfarrer nachzufragen. Man sagte mir, dieser wäre ein heiligmässiger Mann, der ein strenges Leben der Abstinenz führte und jedes Jahr den Teil von seinem Gehalt an die Armen verteilte, der ihm sein bedürfnisloser Lebensstil übrig liess. Als ich bei ihm anklopfte, wurde ich von einer alten Haushälterin empfangen, die mich in sein Zimmer führte. Mit grossem Bedauern musste ich feststellen, dass der arme Mann krank darniederlag und ihm allem Anschein nach nur noch kurze Zeit auf diese Erde vergönnt war. Dennoch wies er mir mit schwacher Stimme ein Zimmer zu und forderte mich auf, mich zu erfrischen und dann zu ihm zu sitzen. Ich dachte, er würde bei mir Trost suchen, doch weit gefehlt! Mit grosser Gelassenheit teilte er mir mit, dass er nun bald sterben würde und lächelte mich verklärt an. Er zog unter seinem Kopfkissen ein Manuskript hervor und überreichte es mir. Er bat mich, es in Ruhe zu lesen und anschliessend wieder zu ihm zurückzukommen. Bereitwillig erfüllte ich ihm diesen letzten Wunsch. Ich zog mich also in meine Kammer zurück und begann zu lesen. Gross war meine Verblüffung, als ich mich in diese Schrift versenkte. Sie begann damit aufzuzeigen, dass die Bibel voller Widersprüche ist und die Wunder sowohl im Alten wie im Neuen Testament entweder frommer Schwindel oder falsch verstandene Naturerscheinungen waren. Die Unsterblichkeit der Seele war alles andere als ein Trost, nachdem ein fürchterlicher Gott nur die wenigsten Menschen mit dem Himmel belohnen würde, die meisten aber in die Hölle schickte. An einem solchen Gott könne ein denkender Mensch nicht glauben. "So müsst ihr also einsehen, ihr Theologen", hiess es, "dass euer Gott euren eigenen Prinzipen gemäss bösartiger ist, als der bösartigste der Menschen." Die Vorsehung wird mit schmeichelhaftem Lob für die aufmerksame Sorge gepriesen, die sie dem Schicksal der Menschen beschert. Doch das Menschengeschlecht ist ständig damit beschäftigt, sich vor den bösartigen Machenschaften dieser Vorsehung zu schützen, die sich angeblich nur um die Bewahrung ihres Glückes kümmert. Schliesslich holte der Verfasser zum Rundschlag gegen den Glauben aus. Welcher normale Mensch könnte glauben, dass Gott in der Absicht, sich mit der Menschheit zu versöhnen, seinen eigenen unschuldigen und makellosen Sohn opfern würde? Und es ging in diesem Stil weiter, wobei ich einsehen musste, dass alles vernünftig tönte. Am nächsten Morgen begab ich mich zu meinem Gastgeber, der ein wenig besser aussah, als bei meiner Ankunft. "Hast du in das Manuskript hineingeschaut?", war seine erste Frage. Als ich ihm diese bejahte, wollte er wissen, was ich davon hielte. Ich habe es mit Interesse, Überraschung und Anerkennung gelesen. Die Menschen glauben alles, wenn man es ihnen von klein auf eintrichtert. Aber wer in aller Welt gab Ihnen, dem Pfarrer, diese Schrift?, wollte ich von ihm wissen. Ich sage es dir, falls du mir versprichst, dass du das zu meinen Lebzeiten nicht weitersagst, aber wenn ich tot bin, musst du das Büchlein veröffentlichen. Ich hatte keinen Augenblick mit der Antwort gezögert und ihm versprochen, seinen Wunsch zu respektieren. Ich habe das verfasst, flüsterte er. Aber Sie waren doch Pfarrer, der seinen Schäflein den Glauben stärken musste. Ich habe ihnen gedient mit Liebe, Fürsorge, Verständnis und Geduld. Meine Moral kommt nicht von diesem monströsen Gott, den die Kirche predigt, sondern von der Einsicht in die Not des Menschen. Danach schwiegen wir lange. Ich fragte ihn, als ich ging: wie heissen Sie Herr Pfarrer. Nenne mich nicht Herr Pfarrer. Jean Meslier ist mein Name. Verbrennt den Schund und die Leiche dieses Ketzers, rief der Papst, als er viel später die Schrift las. Recht hat er. Nachdenken ist bei den Theologen nämlich verboten, mein lieber Onkel Habakuk. Ich Grüsse dich herzlich Dein Neffe Ibrahim

Sonntag, 16. Februar 2014

Ungerechte Welt

Eines der fruchtbarsten Betätigungsfelder der menschlichen Phantasie liegt im Erfinden der grausamsten Torturmethoden. Die zahllosen Bücher, Bilder, Erzählungen, Museen bringen uns das unermessliche Leid vor Augen, die der Starke dem Schwachen zugefügt hat. Hass, Rache, Machtgier, Intoleranz, Glaubensfanatismus und andere Schwachstellen menschlicher Psyche forderten ihren Tribut. Ich will hier nicht in sadistischer Lust auf die Einzelfälle eingehen, meine Feinfühligkeit erträgt so etwas nicht. Ich habe mit allen, die Folterungen erleiden müssen, grosses Bedauern. Oder mit fast allen. Wo sind die Grenzen meines Mitgefühls? Die Presse berichtet über die Klagen des norwegischen Mörders Anders Behring Breivik, der insgesamt 77 Menschenleben auf dem Gewissen hat und im Gefängnis einen Hungerstreik begann, weil er Tortur erleiden müsse. Diese Qual rühre von der niedrigen Lebensqualität wegen den Haftbedingungen her. Man möge seine Playstation 2 mit dem neueren Modell und seine zu simplen Videospiele mit deftigen ersetzen. Schliesslich würde er sich im Gefängnis "beispielhaft" aufführen. Welche Tortur! Wohlgemerkt, er wollte während der Gerichtsverhandlung unbedingt als zurechnungsfähig bewertet werden.

Dienstag, 11. Februar 2014

Die Grenzen der Gürtellinie

Die Amerikaner betreiben bekanntlich in grossem Stil Spionage und hören die Telefongespräche von Freund und Feind ab. Sie sind bei den Vorhaltungen durch die Betroffenen gar nicht reumütig, denn schliesslich dürfen sie alles machen, was sie für ihr recht halten. Der russische Geheimdienst tat dasselbe und hat das Gespräch der Vize-Aussenministerin Victoria Nuland mit dem Botschafter der USA in der Ukraine abgehört und ins Netz gestellt. Die Dame hat auf feine Art ihre Meinung, die sich wahrscheinlich mit der Meinung vieler ihrer Kollegen deckt, zum Ausdruck gebracht: fuck the EU, gab sie zum Besten. Die Amerikaner sind entrüstet; nicht etwa über die vorwitzige Vize-Aussenministerin, sondern über die Russen, die sie abgehört hatten. Einen gemeinen Schlag unter die Gürtellinie, nannten sie die Aktion des russischen Geheimdienstes. Da fragt man sich unwillkürlich: wo beginnt die Gürtellinie? Übrigens: viele EU-Bürger sind mit Nuland solidarisch. Um von den Schweizern gar nicht zu sprechen!

Donnerstag, 6. Februar 2014

Der gute Ruf der Kirche

Der Zentralpräsident der Vereinigung katholischer Juristen Italiens, ein gewisser Francesco D'Agostino hat in einem Radiointerview vom 6. Februar 2014 eine mentale Kontorsionsübung vollbracht. Er hat die UNO aufgefordert, gefälligst ihre Nase nicht in die inneren Angelegenheiten des Vatikans reinzustecken. Gemeint hat er damit, die Vertuschung der Pädophilie in der katholischen Kirche nicht zu kritisieren, schliesslich würde für den Vatikan das kanonische Recht gelten. Hört, hört! Wenn also ein irischer, amerikanischer, italienischer Wüstling sich an Kindern vergeht, so ist das also Sache des Vatikans, das Verbrechen unter den Teppich zu wischen. Schliesslich geht es um das Beichtgeheimnis, meint der gutgläubige Jurist. Welch unwürdige Einstellung! Erstens geht es nicht nur um die versteckten Fälle, die unter dem Beichtgeheimnis begraben werden, sondern auch um Vergehen, bei denen die Kirche mit den Tatsachen konfrontiert wurde und es vorzog, den Opfern monetäre Abgeltung zu gewähren, um die Namen der pädophilen Priester nicht preiszugeben. Und ausserhalb der Mauern des Vatikanstaates fallen diese Verbrechen alle unter die Gerichtsbarkeit der jeweiligen Länder, wo die Sauerei begangen wurde. Doch für diese Lakaien des anmassenden Aberglaubens ist alles unantastbar, was die widerliche Heuchelei der Kirchenfürsten stützt. Wir entrüsten uns, wenn wir hören, dass auf unseren Breitengraden fanatische Islamisten ihre Glaubensbrüder (und vor allem Glaubensschwestern) nach der Scharia richten wollen. Ausser dem so gescheiten D'Agostino anscheinend.

Montag, 3. Februar 2014

Götterdämmerung

Die katholische Kirche verkam während der Renaissance zu einer reinen Genussgenossenschaft. Die horrenden Ausgaben für Bauten und Kunst und klerikalen Pomp, deren Werke wir heute noch bewundern können, waren gewiss nicht mit dem Ideal der von den Kanzeln gepredigten Armut und Demut vereinbar. Die Kriege einiger Päpste standen in krassem Widerspruch zur Lehre des friedliebenden Religionsgründers. Die ausgelebte Wollust der Kirchenfürsten entsprang zwar menschlicher Triebhaftigkeit, spottete aber der kirchlichen Forderung nach Keuschheit, Reinheit und sexueller Entsagung. Wen wundert es, dass sich die ehrlichen Gläubigen gegen die Missstände erhoben und das christliche Leben von Verunreinigung und Üppigkeit reinigen wollten. Die Radikalen indessen rutschen in ihrem Eifer, wie oft bei solchen Übungen, auf die andere Seite vom Ross. Sie stellten alles in Frage. Sie betraten einen Raum ohne Gott und merkten, dass es hier wohnlich aussah. Die Zügellosigkeit gebar das Freidenkertum, Gott ist auf dem Rückzug und es ist nur einer Frage der Zeit, wenn endgültig mit Nietzsche verkündet werden kann, dass Gott tot ist.