Montag, 3. Februar 2014

Götterdämmerung

Die katholische Kirche verkam während der Renaissance zu einer reinen Genussgenossenschaft. Die horrenden Ausgaben für Bauten und Kunst und klerikalen Pomp, deren Werke wir heute noch bewundern können, waren gewiss nicht mit dem Ideal der von den Kanzeln gepredigten Armut und Demut vereinbar. Die Kriege einiger Päpste standen in krassem Widerspruch zur Lehre des friedliebenden Religionsgründers. Die ausgelebte Wollust der Kirchenfürsten entsprang zwar menschlicher Triebhaftigkeit, spottete aber der kirchlichen Forderung nach Keuschheit, Reinheit und sexueller Entsagung. Wen wundert es, dass sich die ehrlichen Gläubigen gegen die Missstände erhoben und das christliche Leben von Verunreinigung und Üppigkeit reinigen wollten. Die Radikalen indessen rutschen in ihrem Eifer, wie oft bei solchen Übungen, auf die andere Seite vom Ross. Sie stellten alles in Frage. Sie betraten einen Raum ohne Gott und merkten, dass es hier wohnlich aussah. Die Zügellosigkeit gebar das Freidenkertum, Gott ist auf dem Rückzug und es ist nur einer Frage der Zeit, wenn endgültig mit Nietzsche verkündet werden kann, dass Gott tot ist.

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