Donnerstag, 26. November 2009

NACHDENK-CORNER 9

Der Begriff der „Kompatibilität“ ist im Zeitalter der Kommunikation allgemein verständlich geworden. Nur Systeme, die kompatibel sind, können untereinander kommunizieren. So neu ist dies allerdings nicht. Quidquid recipitur ad modum recipientis recipitur (Alles kann nur nach den Bedingungen des Empfängers empfangen werden). Mit anderen Worten: wer die Welt durch eine grüne Brille betrachtet, sieht auch die Wolken grün.
Die Bedingung, nur kompatible Systeme miteinander „verknüpfen“ zu können, gilt auch für das Problem der Verständigung zwischen Menschen, oder mit dem Menschen durch Nicht-Menschen, also etwa Gott. Gott „kann“ sich dem Menschen nicht verständlich machen – trotz seiner so genannten „Allmacht“ – ohne kommunikationstechnisch, also etwa sprachlich, mit diesem kompatibel zu werden. So „spricht“ er zu diesem in menschlicher Sprache.
In welcher Sprache aber?
Nach den biblischen Erzählungen hatte ja gerade Gott durch den Fluch von Babel die Menschen einer gemeinsamen, also von allen verständlichen, Sprache beraubt. Er sollte sich selbst also, gemäß seines im Zorn gefassten Beschlusses, in allen Sprachen gleichzeitig ausdrücken, damit alle Kreaturen seine Botschaft hören und verstehen. Tut er dies nicht, wählte er z.B. nur die Sprache Israels, so schließt er ungerechterweise den größten Teil der eigenen Geschöpfe von der wichtigsten Mitteilung überhaupt aus, nämlich von seinem Wort. Will er also kein „Rabengott“ sein, so wird er zugleich dasselbe in allen Sprachen zu allen Völkern sagen.
Er tat es nicht.
Mit Allah geht es etwa gleich. Er offenbart arabisch und schließt dadurch a priori alle anderen aus, die dadurch zu „Ungläubigen“ werden. Da soll mir einer sagen, dies wäre kein Rassismus.
Gottvater der Christen trickst mit dem Geschenk der „Gnade“ alle jene aus, die nicht in den Himmel kommen sollten. Ist das etwa gerecht?
Gott Ungerechtigkeit vorzuwerfen wäre insofern unsinnig, als dies ein gänzlich menschliches Attribut ist. Folglich ist jener „ungerechte Gott“ der sich angeblich „offenbart“, nichts anderes als ein gesteigerter Mensch.
Ja noch mehr! Die Semantik hat aufgezeigt, dass die Bedeutungen der Wörter während der Zeit sich ändern. Alte Ausdrucksformen spiegeln nicht mehr ihren ursprünglichen Sinn wider. Es wäre also richtig, für spätere Generationen eine Art Updating der Offenbarung einzuführen. Eine Feineinstellung wird notwendig. Ansonsten werden spätere Generationen Kreti für Pleti verstehen.
Falls man schließlich einsieht, dass „die Sprache Quelle aller Missverständnisse“ ist, wird es recht komplex. Also: direkte Evidenz schaffen, durch Mystik etwa?
Er schaff sie nicht.
Versuchen wir es doch zu verstehen, um was es hier geht! Um die Offenbarung Gottes an den Menschen, die wichtigste Nachricht überhaupt, die ihm kundgetan werden könnte. Sollte dies also so stattfinden, wie es die „Schriften“ vormachen, so wäre mir dieser Gott etwas oberflächlich in seinem Bemühen, dem Menschen etwas Wichtiges mitzuteilen.

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