Freitag, 2. April 2010

KANN MAN MASSLOS GESCHEIT SEIN?

Maß ist eine Tugend. Und wie alle Tugenden, ist sie mit Überwindung verbunden. Ich kenne keine Tugend, die im Hedonismus beheimatet ist. „Maßlos“ ist eine Eigenschaft für Weicheier oder Fanatiker. Der Polizeichef von Genf war maßlos, als er zwanzig Mann gegen den Sohn Ghedaffis ausrücken ließ, weil dieser nach guter Familiensitte seine Diener verprügelte. Dies geschah wohl jeden Tag und überall, wo sich dieser Hannibal aufhielt. Doch der Polizeichef wollte das Tyrannensöhnchen, und indirekt auch seinen Erzieher, darüber belehren, was Recht und Ordnung ist. An Maß hat es ihm dabei gefehlt. Die Rechnung für seine blinde Sturheit müssen andere bezahlen.
Die Polizei ist ab und zu maßlos in Ordnung verliebt. Die Geschichte, die sich in Fresno, Kalifornien 2005 abgespielt hatte, könnte auch in Genf passiert sein. Ein neunjähriger Junge bewarf ein elfjähriges Mädchen mit einem Wasserballon. Dieses reagierte, warf einen Stein nach dem Buben und besorgte diesem eine Schramme. Die Wunde wurde genäht und diente ihm als Kriegsabzeichen wie für tausende anderer Buben in diesem Alter. Doch da schritt die Polizei eine. Drei Einsatzwagen und ein Helikopter wurden an den Tatort aufgeboten. Das Mädchen wurde verhaftet und sollte vor Gericht gestellt werden. Es wurde wie eine Schwerverbrecherin behandelt, sagte der Anwalt der Angeklagten, Maribel Cuevas aus. (Neue Zürcher Zeitung, 19. Juli 2005).
Die heldenhaften Taten der Ordnungshüter sorgen dafür, dass die Steuergelder für maßlose Dummheiten eingesetzt werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen