Mittwoch, 19. März 2014

Du sollst nicht ...

„Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen“ schrieb Gott auf die Tafel, die er Moses reichte. Dummerweise hat er dabei vergessen, dass er bei der Schöpfung dem Menschen einen übermächtigen Instinkt eingepflanzt hatte, der seinem Gebot kräftig entgegenwirkte: die sexuelle Begierde. Diese Schikane rächte sich. Die Geschichte wimmelt von Übertretungen von Gottes Vorschrift. Dabei scheiterten nicht nur die kleinen und unbedeutenden Menschen am sechsten Gebot. Viele Grosse schlichen sich ins Bett ihres Nächsten. David, den man in Israel so verehrt, dass „sein“ Stern zum nationalen Symbol wurde, schwängerte Bathseba, die Frau seines Heerführers Uria. Um sich seiner zu entledigen, gab er den Befehl, diesen Uria an die gefährlichste Stelle des Kampfes zu schicken und ihn dort allein zu lassen. Uria wurde erschlagen, David verehrt. Mohammed begehrte die Frau von Sais, die schöne Seineb und behielt sie für sich. Er legte Allah in den Mund, er dürfe alle Frauen haben, die er begehrte. Papst Alexander VI. schlief mit der Frau Orsinis, Giulia Farnese, und als diese zu ihrem Mann zurückkehren wollte, drohte er beiden mit Exkommunikation. Ludwig XIV. war für seine Vorliebe zu Frauen, nicht nur Singles, bekannt. Eine hübsche Geschichte erzählt uns Rousseau in seinen Bekenntnissen. Er begegnet einem Priester, Abbé Gâtier, einem „sehr sanften Herzen“, der nicht befördert wurde, weil er eine Jungfrau in seiner Gemeinde geschwängert hatte. Er bemerkt, dass dies in der Diözese einen fürchterlichen Skandal verursacht hatte. „Die Priester sollen, nach guten Regeln nur verheiratete Frauen schwängern“, berichtet er. „Du sollst die Frau deines Nächsten nicht begehren!“ Auch die begehrenswerten nicht. Doch vergessen wir nicht, die Reize einer schönen Frau erschüttern die Autorität Jahwes.

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