Samstag, 1. März 2014

Was wäre wenn ...?

Wir meinen und sind daran gewöhnt, die Geschichte als zwingende Abfolge von vergangenen Ereignissen zu betrachten. Doch dies ist eine optische Täuschung, die nur in der Rückwärtsperspektive entsteht. Mit Blick nach vorne, in die unbekannte Zukunft, ist der Ablauf der Dinge Bahngeleisen mit unzähligen Schienen vergleichbar, die mit Weichen untereinander verflochten sind. Bei jeder dieser Weichen "entscheidet" die Geschichte über ihre Zukunft. Doch was wäre geschehen wenn...? Wenn Saulus auf dem Weg nach Damaskus nicht einen epileptischen Anfall gehabt hätte? Da wäre wohl das Christentum wie viele anderen Glaubensgemeinschaften nicht zur Weltreligion geworden. Oder wie dünn war der Faden, an dem das Schicksal der Zarin Katharina von Russland hing! Bei ihrem Staatsstreich gegen ihren unfähigen Gemahl Peter III. hatte ihr ein Kommando des Zaren Widerstand geleistet, die Soldaten hatten schon die Gewehre angelegt, um sie zu erschiessen, als unerwartet ein Major ausrief: "Hurra! Es lebe die Kaiserin". Begeistert liessen alle anderen Katharina hochleben, liessen ihre Gewehre sinken und retteten der zukünftigen grossen Herrscherin das Leben und der Welt ihre geschichtliche Rolle. Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn der General Napoleons Emmanuel de Grouchy in der Schlacht von Waterloo sein Hirn benutzt hätte statt blind einen Befehl auszuführen, und damit die Niederlage in dieser entscheidenden Schlacht verhindert hätte, (so zumindest deutete Napoleon das Desaster um sein eigenes Versagen zu vertuschen)? Wenn die Bombe Stauffenbergs Hitler getötet hätte? Oder nehmen wir das abendländische Schisma der katholischen Kirche. Nach den drei "Gegenpäpsten", die alle Anspruch auf die Führung der Kirche erhoben, wurde nach vierzig Jahren Kampf offiziell Martin V. als Oberhaupt der Kirche anerkannt. Hätte aber einer der Schismatiker gesiegt, so wäre jener als rechtmäßiger Nachfolger Petri in die Geschichte eingegangen und dann wäre er unfehlbar geworden und hätte andere Dogmen erlassen können als sein Kollege. Man komme mir nicht mit Sprüchen wie "der Heilige Geist hat es so bestimmt", gäbe es ihn, so hätte er es nicht zugelassen, dass seine Kirche in ein solches Schlamassel geraten wäre.

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