Donnerstag, 4. Februar 2010

WO WAR GOTT?

Sollte einer der Holocaust-Leugner die Idee vertreten, Gott hätte das fürchterliche Leiden des jüdischen Volkes unter dem Hitler-Regime gutgeheißen, so würde man ihn wohl lebenslänglich in ein Irrenhaus sperren. Aber was dann, wenn dies von einem Rabbiner gepredigt wird? Am 5. August 2000 hat Rabbi Ovadia Yosef, der damalige geistige Anführer der ultraorthodoxen Shas-Partei ausgesagt, die sechs Millionen Holocaust-Opfer seien Sünder, die wieder gekommen seien, um ihre früheren Vergehen zu büssen. (Vgl. Neue Zürcher Zeitung, 7. August 2000). Mit anderen Worten hätte demnach Hitler nur das Urteil Yahwes ausgeführt. Welch ungeheuere Sünden mussten die Untertanen Gottes begangen haben, um auf solche Weise bestraft zu werden? Und welche Strafe gebührt einem Gott, der seinem Volk solches antut?

1 Kommentar:

  1. Es gibt - Gott sei Dank - auch andere Stimmen, beispielsweise Schalom Ben-Chorin: Als Gott schwieg. Eine Theologie nach Auschwitz. Das Problem der Theodizee. Die Rechtfertigung Gottes angesichts der Uebel der Welt... Nun meine ich, dass wir keine zureichende Antwort auf diese Frage haben. Höchstens gewisse Hinweise. Der erste Hinweis ist der, dass die Sünde der Preis der Freiheit ist. Da der Mensch frei ist, kann er sich zum Guten und zum Bösen entscheiden. Auschwitz ist die extreme Entscheidung des Menschen gegen den Menschen, aus der Freiheit des Menschen heraus, der das Böse tun kann, obwohl er das Gute erkennt... Von der Bibel her gibt es drei Antworten auf eine Katastrophe von solchem Ausmass. Alle drei können uns aber nicht genügen. Die Bibel versteht das Leiden als Strafe für das Brechen des Bundes, ausserdem als Prüfung – denken Sie an Abraham und Hiob. Und schliesslich gibt es das Leiden des Unschuldigen als Regulativ der Schöpfung. Jesaja 52 und 53, die Lieder vom Knechte Gottes, der leidet um der Sünden anderer willen – ein Gedanke, der dann im Christentum auf die Person Jesu projiziert wurde. Ich muss aber sagen, dass keine der antworten ausreicht und wir wir letzten Endes wie Hiob sagen müssen: „Ich lege meine Hand auf meinen Mund“, ich kann nicht antworten.

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