Dienstag, 2. Februar 2010

DER VERPOLTE AFFE KANN ZARTFÜHLEND SEIN

Blut fließen zu sehen war immer des Menschen Vergnügen. „Ein ganz besonderer Saft“ wäre Blut, heißt es schon im Faust. Es ist zwar sonderbar, doch eigentlich nicht überraschend, dass die Gläubigen der christlichen Religion darauf verfallen, das Blut ihres Erlösers zu schlürfen. Mit Blut werden Bünde besiegelt, Blut und nicht Gene begründet verwandtschaftliche Banden, Blut verlieh Rassen vermeintliche Überlegenheit und Blut sorgt heute noch für reine Beziehungen. Soll einer versuchen, bei orthodoxen Juden Mischehen einzuführen.
Die Freude, Blut fließen zu sehen war bei den alten Römern überaus beherrschend. Sie liebten die „venatio“, ein Wort, das eigentlich „Jagd“ bedeutet, doch auf die blutrünstige Tierhetzen angewandt wurde. Bei festlichen Anlässen veranstalteten gute Kaiser Schlachtorgien, wobei ab und zu tausende Tiere von Kämpfern niedergemetzelt oder von anderen Tieren zerfleischt wurden. Und der Plebs verfiel in Ekstase beim Anblick des Blutes, oder weniger poetisch gesagt, des Leidens. Doch die Empfindlichkeiten wurden geschont. Die Schergen verhüllten im Amphitheater zartfühlend die Statuen mit Tüchern, damit wenigstens diese die Hekatombe nicht ansehen mussten.
Das Leben ergötzt sich daran, Leben zu zerstören.

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