Mittwoch, 16. Dezember 2009

BILDUNG, WELCHES UNHEIL

Die Reformation hatte im Leben der Christen große Umwälzungen bewirkt. Zumindest in einigen Bereichen. Heiligenverwehrung, Kirchenmusik, Bilder, Kleider und andere Werte wurden in Frage gestellt. In manchen Punkten haben die Reformatoren allerdings die verknöcherten Ansichten der katholischen Kirche weiter propagiert. So etwa Andreas Rudolph Bodenstein, wegen seiner Herkunft auch nur Karlstadt genannt, der zwar ein gebildeter Mann war, aber fand, dass Bildung (der anderen natürlich) die Gottesfurcht mindere. Deshalb sollten nach seiner Meinung alle wahren Christen Bücher und Gelehrsamkeit meiden, auf Lesen und Schreiben verzichten und Bauer oder Handwerker werden. Ein wittenberger Lehrer namens Georg Mohr schloss kurzerhand seine Schule und empfahl den Eltern seiner Schüler, ihre Kinder in der Unschuld der Unbelesenheit zu belassen. (W. Durant, Kulturgeschichte der Menschheit, Bd. 18, S. 61)
Kommentar: die Verfechter des Glaubens möchten am liebsten heute noch, dass alle unwissend bleiben, damit die Menschen nicht den Hokuspokus durchschauen, den sie erzählen. Aller Religionen.

1 Kommentar:

  1. Lieber Sherpa
    Da muss ich dir leider deutlich widersprechen. Der Buchdruck und der christliche Glaube in reformatorischer Ausprägung haben wahrscheinlich mehr zur Bildung beigetragen als etwas anderes in der Geschichte. Natürlich bestätigen deine erwähnten Ausnahmen die Regel! Bibeln in eigener Sprache lesen und verstehen zu können trugen zur Entwicklung dieser Menschen und Gesellschaften wesentlich bei. Lesen regt zum nachdenken und später zum selbständig handeln an. Autonomie und Verantwortung nehmen tendenziell zu. Englisch, Deutsch, Holländisch und Französisch wären vermutlich ganz andere Sprachen ohne Wycliff, Zwingli, Luther und Calvin. Nur in solchen Kulturen waren dann auch Aufklärung und Entwicklung der Naturwissenschaften möglich und sinnvoll. Neil Postman schreibt zudem einigen Erweckungspredigern des 19. Jahrhundert in den USA eine hohe Bildung mit gesellschaftsrelevanten Auswirkungen zu. Noch heute haben Kulturen bessere Zukunftschancen, die die Information fliessen lassen statt sich ihrer zu bemächtigen und sie zu zensieren.

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