Mittwoch, 22. Juni 2011

Im Sumpf der Terroristen

Haben Terroristen eine Moral? Es kommt darauf an, was man unter „Moral“ versteht. Meint man damit, wie landläufig gebraucht, sittliche Vorschriften, Werte und Normen, die das zwischenmenschliche Zusammenleben regeln, dann haben Terroristen keine Moral. Gewiss, sie haben Absichten, ab und zu vertretbare Ziele, einige sogar Ideale. Aber eine Moral haben sie nicht, denn der Zweck, der nach ihrem Grundsatz angeblich die Mittel heiligt, ist stets unmoralisch. Doch die Mittel können hierarchisch abgestuft, mehr oder minder gewaltsam sein. Darf man töten, um sein Ziel zu erreichen? Ist ein Mord gerecht, wenn er Gerechtigkeit herbeiführen soll? Albert Camus stellt diese heikle Frage in seinem Stück „Die Gerechten“. In Moskau soll der Herzog durch eine Gruppe von russischen Terroristen umgebracht werden. Zunächst wirft der Terrorist Yanek seine Bombe nicht in die Kutsche, weil die Neffen des Herzogs ebenfalls dabei waren und sich Yanek weigert, die Kinder zu töten. Die Mitglieder der Gruppe streiten darüber, wie weit die Gewalt gehen darf. Darf man Kinder umbringen zum Wohle der anderen? Nein, heisst schliesslich die Antwort der Mehrheit.
Diese „moralische Eleganz“ geht den Fanatikern des Islams ab. In Pakistan wurde ein neunjähriges Mädchen in Peshawar entführt, mit acht Kilogramm Sprengstoff beladen und zu einem Polizeiposten gebracht, wo es „einen Knopf drücken“ sollte, wie es ihm befohlen wurde. Zum Glück wurde es beizeiten von der Polizei abgefangen. (vgl. Neue Zürcher Zeitung, 21. Juni 2011. S. 2). Ich verspüre einen starken Brechreiz beim Lesen dieses Berichtes und schäme mich, dass diese miesen Gottesmänner der gleichen Species „Mensch“ angehören wie ich. Ohnmacht, Zorn, Hass und eine bodenlose Verachtung dieser Bestien und des monströsen Gottes, in dessen Namen sie handeln, helfen mir nicht. Ich möchte sie umbringen. Bin ich unmoralisch?

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