Donnerstag, 29. Oktober 2009

NACHDENK-CORNER 3

Sultan Saladin träumt davon, seine Schwester Sittah mit einem Bruder und seinen Sohn Melek mit einer Schwester des englischen Königs Richard Löwenherz zu verheiraten, um Frieden zwischen Christen und Muslimen zu stiften. Weil seine Kassen leer sind, hat er allerdings nicht viel anzubieten. Deshalb sucht er einen Kreditgeber.
Als Nathan, der ebenso reiche wie weise und edelmütige jüdische Kaufmann zum Sultan gerufen wird, erwartet er, dass dieser wissen wolle, was er während seiner langen Reise beobachtet habe, denn er ist erst kürzlich wieder nach Hause zurückgekehrt. Doch zu seiner Verblüffung fragt ihn Saladin nach einiger Zeit, welche Religion er für die wahre halte. Nathan wittert eine Falle und antwortet mit einem Märchen, der berühmten Ringparabel:
In einer bestimmten Familie gehörte es zur Tradition, durch die Weitergabe eines kostbaren Rings jeweils einen der Söhne als zukünftiges Familienoberhaupt auszuwählen. Ein Vater aber konnte sich nicht zwischen seinen drei rechtschaffenen Söhnen entscheiden und ließ deshalb zwei Duplikate anfertigen, die er selbst nicht vom Original zu unterscheiden vermochte. Nach seinem Tod kam es zum Streit zwischen den drei Brüdern. Der Richter weigerte sich, ein Urteil zu sprechen, riet aber jedem der drei Männer, an die Echtheit seines Ringes zu glauben und in vielen Jahren wiederzukommen. (Zit. Steffen Kuntoff; www.philipphauer.de) (Denkste!) Der Vater der drei beringten Söhne hat einen großen Fehler gemacht. Der Streit zwischen ihnen ist selbst nach vielen Jahren ja Jahrhunderten nicht beigelegt. Und der Richter war ein typischer Jurist! Jeder möge an der Echtheit seines Ringes glauben! Eine Anekdote besagt, ein griechischer Richter hätte zuerst den Kläger angehört und ihm recht gegeben; dann sprach der Angeklagte sein Plädoyer und der Richter gab auch ihm recht. Der junge Sohn des Richters, der die Gerichtsverhandlung mitverfolgt hatte, ging zu ihm und sagte: Aber Vater, es ist doch unmöglich, dass beide recht haben. Auch du hast recht, antwortete der Richter. So ist es etwa mit der Echtheit der Religionen bestellt. Und deshalb streiten die Söhne.
Heute tönt es so:
Mir wurde von Gott ein Auftrag erteilt. Gott sprach zu mir: „George, bekämpfe die Terroristen in Afghanistan.“ Und ich habe es getan. Und dann sprach Gott zu mir: „George, (er nannte mich nie Georgedabeljuuu) beende die Tyrannei in Irak.“ Und ich habe es getan. (Vgl. Le Monde, 8. Oktober 2005, S. 3) Wen nennt hier Gott so liebevoll mit Vornamen? Natürlich George Bush.
Und Allah sprach zu Bin Laden: zerstöre die Amerikaner, denn sie lehnen die Werte ab, die ich euch gegeben habe. (Al Jazeera) Hat er das nicht bei Georgedabeljuuu gelesen? Oder war es umgekehrt?
Und Jahwe sprach zu seinen Auserwählten, sie mögen das besetzte Land im Gazastreifen den Palästinensern nicht zurückerstatten, sondern das ganze Land besetzen, denn er hätte dieses Land ihnen geschenkt.
Gleicher Text, gleiche Melodie bei allen. Nur der Chorgesang ist misstönig.
Kommentar: Wenn sich doch diese himmlischen Herrschaften zu einer Koalitionsregierung zusammenraufen würden? Oder noch besser: schmelzen wir alle drei Ringe ein!

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